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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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träumen.
    Molé sah nach oben. Der zu drei Vierteln volle Mond würde ihm genug Licht spenden, damit er diesen speziellen Teil der unerwartet zeitaufwendigen Operation endlich abschließen konnte. Nicht, dass er das Mondlicht dafür benötigen würde. Sein kunstvoll konstruiertes künstliches linkes Auge erlaubte es ihm auch, nur bei Sternenlicht alles zu erkennen. Doch das Mondlicht gefiel ihm besser, weil es so auch Schatten gab. Er mochte Schatten sehr. Sie erinnerten ihn unter anderem an sich selbst. Sie waren kalt, leise, undurchdringlich und für viele Menschen, die sie unerwartet zu sehen bekamen, recht unangenehm. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, dann hätte er sich seiner Kleidung entledigt und sich komplett mit Schatten bekleidet.
    Die folgenden Stunden wartete er rücklings auf den Felsen liegend, die Hände hinter dem Kopf, und betrachtete den Mond, während er den nachtaktiven Vögeln der Karoo lauschte. Dies war ein wunderschöner Teil der Welt, und er freute sich, dass er die Gelegenheit bekommen hatte, diesen im Verlauf des Auftrags auf Kosten seines Kunden zu besuchen.
    Wenn er am nächsten Tag alles erledigt hatte, würde er sich auf den langen Rückweg zur Lodge machen. Je näher er ihr kam, desto wahrscheinlicher war es, dass er einem Tourbus oder einem offiziellen Schweber des Reservats begegnete. Wenn er gefragt wurde, was genau geschehen war, konnteer wahrheitsgemäß berichten, dass er einen Unfall mit seinem Wagen gehabt hatte. Das würde ihm natürlich auch ganz furchtbar leidtun. Bis irgendjemand auf den Gedanken kommen konnte, dass sich der Unfall nur ereignet hatte, weil er mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren war, wäre er schon längst abgereist.
    Mit geschlossenem linkem Auge musste er sich allein auf das Mondlicht verlassen. War es jedoch geöffnet, stand ihm eine Vielzahl interner Sensormechanismen zur Verfügung, mit denen er ebenso gut sehen konnte wie bei Tageslicht, allerdings war alles in einen leichten Grünton getaucht. Als das letzte nicht identifizierte Trillern in der Nacht verhallte, erhob er sich von seiner Ruhestätte, zog die Pistole, vergewisserte sich, dass sie aktiviert war, und machte sich an den Abstieg.
    Allerdings ging er nicht direkt auf den Überhang zu, sondern schlug stattdessen den Weg zum Fluss ein. Er wollte sich ihnen aus dieser Richtung nähern. Zwar fühlte er sich im Wasser wohl, das Schwimmen gehörte aber nicht zu seinen Spezialitäten und machte ihm auch keinen großen Spaß. Was Wasser betraf, so zog er es vor, es aus der Nähe zu betrachten, wenn es nicht in ein Glas gefüllt war. Zu seinen zahlreichen bemerkenswerten Manipulationen gehörten keine Melds, die ihm das Leben in Seen oder Meeren erleichterten. Oder in Flüssen. Daher hatte er beschlossen, dem Stock-Mann und der Ärztin diesen Fluchtweg zu versperren, falls sie besser schwimmen konnten als er und durch das Wasser zu fliehen versuchten.
    Die Pistole fest in der rechten Hand, machte er schon bald einen Bogen, um von hinten zum Überhang und seiner Beute zu stoßen. Um größere Felsbrocken ging er herum, über kleinere stieg er lautlos hinüber. Er war dem Überhang schon fast so nahe, dass er ihn ganz überblicken konnte. Sein Herzschlag blieb gleich und sein Blutdruck stieg nicht, als er dem Ende der seiner Meinung nach viel zu langen Verfolgungsjagd näher kam. Er streckte die Hand aus und wollte sich an einem der letzten runden Felsen festhalten, die sich zwischen ihm und der höhlenartigen Öffnung befanden. Jetzt musste er sich nur noch entscheiden, ob er den Stock-Mann wecken wollte, indem er ihm den Lauf der Pistole in den Mund oder ins Ohr schob.
    Doch genau in diesem Moment schlug die Ironie des Schicksals zu, denn der »Felsvorsprung«, an dem er sich festhielt, stellte sich als ein Ohr heraus.
    Das Megatherium schüttelte die winzige zweibeinige Kreatur ab, die es so grob aus dem Schlaf gerissen hatte, und erhob sich. In dieser Position war es so groß wie ein Elefant. Als er auf dem Boden aufkam, schoss Molé instinktiv auf das Monster, das vor ihm aufragte und sich wie ein Bär auf die Hinterbeine stellte, wodurch es ihm nicht nur den Blick auf den Mond, sondern auch auf den Nachthimmel versperrte. Bei diesem Wesen handelte es sich natürlich nur um ein Riesenfaultier, dessen Spezies wie so viele andere im Reservat wiederbelebt worden war.
    Nur dass das Megatherium anders als seine zeitgenössischen und weitaus kleineren Artverwandten ein vier Tonnen schweres

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