Human
dich lieber daran«, fauchte sie ihn an. »Je länger wir laufen müssen, desto weniger professionell wird mein Verhalten werden.«
»Darf ich anmerken, dass ich das sehr charmant finde?«
»Das darfst du nicht. Eigentlich wäre es mir am liebsten, wenn du für eine Weile den Mund halten könntest.« Sie sah sich unsicher in dem sie umgebenden Grasland um. »Das fehlte uns noch, dass uns einige der Großkatzen hören, wie wir uns hier durch die Büsche schlagen.«
Er wurde etwas langsamer, bis er direkt neben ihr ging. »Deswegen würde ich mir keine Sorgen machen.«
»Ach nein? Und warum nicht?« Sie sah fragend zu ihm auf.
»Weil ein Smilodon, ein Leopard oder ein Löwe uns vermutlich längst gerochen hat, wenn er uns hören kann«, erklärte er ihr geduldig.
Sie verzog das Gesicht. »Ich kann mich wirklich immer darauf verlassen, dass du mich aufbaust.«
Daraufhin wurde seine Miene ernst. »Du kannst dich darauf verlassen, dass ich realistisch bleibe, Doc. Das habe ich dir schon vor langer Zeit gesagt.«
Und ich wünschte mir, ich hätte dich schon vor langer Zeit in die Wüste geschickt , dachte sie verbittert.
Doch die Kapsel mit dem Faden, eine kaum merkbare Wölbung an ihrer linken Brust, erinnerte sie ständig daran, warum das keine so gute Idee gewesen wäre. Aber sie hielt sie nicht davon ab, sich zu fragen, wo sie jetzt wäre und wie es ihr gehen würde, wenn sie ihn in Miavana einfach zurückgelassen hätte.
13
Völlig unerwartet fanden sie einen großartigen Platz, an dem sie die Nacht verbringen konnten. Das Durcheinander aus hausgroßen, vom Wasser polierten Felsbrocken, die offenbar Äonen im Fluss gelegen hatten, erstreckte sich vom Ufer bis zum Rand der Klippe, von der sie einst abgebrochen waren. Das Resultat waren starke Stromschnellen, umringt von Felsbrocken, die wie ein aufgeplatztes Bonbon aussahen. Auch wenn die Fläche an zwei Enden offen war und keine richtige Höhle darstellte, schützte sie ein riesiger, schräg aufgerichteter Stein vor den Elementen. Ingrid begutachtete das Innere ihres vorübergehenden Unterschlupfs auf einem kleinen Stein sitzend und stellte fest, dass sie es unter dem undurchdringlichen Steinvorsprung selbst bei einem Wolkenbruch immer noch bequem und trocken haben würden. Aber das war natürlich höchst unwahrscheinlich. Sie befanden sich schließlich in Little Karoo.
Whispr schien sich ihr nur ungern anschließen zu wollen. »Was ist los?«, neckte sie ihn. »Hast du Angst im Dunkeln?«
»Einerseits ist es unter diesem großen Felsen nicht dunkler als davor, und andererseits bin ich damit einverstanden. Das ist ein guter Unterschlupf. Allerdings ziehen solche Verstecke immer jede Menge Ungeziefer an. Etwas Ähnliches in Savannah würde inzwischen von Hunden, Katzen und Ratten wimmeln. Daher rechne ich damit, dass diese Stelle hier ebenfalls Hunde, Katzen und Ratten anzieht. Riechst du was?Kannst du irgendwas Verdächtiges erkennen? Wie abgenagte Knochen, aus denen das Mark herausguckt?«
Erschreckt von dieser Idee stand sie auf und sah sich in den tieferen Bereichen unter dem Steinvorsprung um. Die Sonne stand noch immer am Himmel, und es war hell genug, um in die hintersten Ritzen zu sehen. Zu ihrer Erleichterung konnte sie nichts als Schmutz und Stein sehen.
»Sieht alles leer aus.«
Daraufhin kam er zu ihr, sah sich aber erst noch gründlich um. Sein wachsamer Blick wanderte von einem potenziellen Versteck zum nächsten. Er hätte auch in Savannah genauso reagiert, nur dass er dort eher nach zweibeinigen Räubern Ausschau gehalten hätte. Aber die Augen der Ärztin waren gut, und ihr Urteil erwies sich als korrekt. Die Halbhöhle wies keine Anzeichen dafür auf, dass sie in letzter Zeit aufgesucht worden war.
Da es hier so viele zerschellte Steine gab, hatten die Tiere vermutlich genügend gute Verstecke, sagte er sich. Und ein Raubtier würde sich lieber weiter oben ein Stück vom Fluss entfernt ausruhen. Nicht weit von der Stelle, an der er stand, sprudelten die Stromschnellen, die aufgrund der in den Fluss gefallenen Felsen entstanden waren, und gurgelten wie eingesperrte Tiere.
Als die Sonne zu sinken begann, fielen auch die Temperaturen. Er überlegte, ob sie sich später gegenseitig wärmen mussten. Würde sie dem Unvermeidlichen zustimmen oder stattdessen lieber zitternd neben ihm liegen? In dieser Hinsicht hatte er noch Hoffnung. Derweil gab es jedoch noch ganz andere Dinge zu bedenken.
»Ich bin am Verhungern«, jammerte sie.
Er
Weitere Kostenlose Bücher