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Human

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Titel: Human Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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herzhaft hinein. Während sie weiteraß, musste er den heftigen Drang zu kichern unterdrücken.
    Sie bemerkte es dennoch. »Was ist so lustig, Stock-Mann?«
    Er riss sich mit Mühe und Not zusammen. »Du hast Melonensaft am Kinn, Fruchtfleisch im ganzen Gesicht und Samen in deinem schönen neuen manipulierten Haar.«
    Nachdem sie das einen Augenblick lang verdaut hatte, nickte sie zustimmend. »Dann ist ja alles gut. Meinst du, du könntest noch so eine finden? Die ist wirklich   … köstlich.«
    »Klar.« Er warf die Schale beiseite und stand auf. Jenseits des gewaltigen Überhangs ging die Sonne gerade am Horizont unter und das letzte Tageslicht verblasste langsam. »Die hängen alle da drüben.«
    Sie aßen noch zwei dieser unbekannten, aber wunderbar erfrischenden Melonen. Ingrid hätte noch mehr davon vertilgen können, hatte jedoch Angst, sich den Magen zu verderben. Ihr Verdauungstrakt hatte die seltsame Frucht noch nicht verdaut, und sie wollte auf keinen Fall Magenschmerzen oder etwas noch Schlimmeres bekommen. Der Hunger war jedoch getilgt, und sie konnte sich schlafen legen.
    Am nächsten Tag würden sie bestimmt anderen Besuchern des Reservats begegnen, sagte sie sich. Oder ein Schweber würde sie entdecken und Hilfe holen. Auf die eine oder andere Weise würden sie darum herumkommen, den ganzen Weg bis zu dem Highway, der quer durch das Land führte, laufen zu müssen. Dank des gefüllten Bauches wäre ihr Körper jetzt auch in der Lage, die zunehmende Kühle des Abends zu ertragen. Also suchte sie sich eine flache Stelle und wollte es sich für die Nacht bequem machen.
    »Warte.« Whispr, der sie beobachtet hatte, schüttelte mitleidig den Kopf. »Du weißt wirklich überhaupt nichts. Hast du eine Ahnung, wie viele Nächte ich auf der Straße, in Parks oder Gassen geschlafen habe?«
    Ohne auf ihre Antwort zu warten, drehte er sich um und ging wieder hinaus. Als er wieder zurückkehrte, hatte er den Arm voller blättriger Reben. Ausgebreitet an der Stelle, die sie sich ausgesucht hatte, ergaben sie ein einfaches Bett. Sie sah ihn an.
    »Whispr, ich   … danke. Worauf willst du schlafen?«
    Er deutete auf die einladende grüne Fläche. »Da ist mehr als genug Platz für zwe…«
    Sie war schon auf den Beinen und wollte sich an ihm vorbeidrängen. »Danke für die ritterliche Geste, aber jetzt bin ich wohl dran, Reben zu holen.«
    Er streckte den Arm aus, um ihr den Weg zu versperren, wobei er sorgfältig darauf achtete, keinen Körperkontakt herzustellen. »Vergiss es. Ich geh schon.« Man sah seinemGesicht an, was er dachte. »Auch wenn ich sie vermutlich einfach nur abreiße, während du sie mit chirurgischer Präzision entfernen würdest.«
    »Whispr, ich bin nicht   …«
    »Vergiss es, vergiss es.« Er war schon draußen und ging schnellen Schrittes auf die Reben zu.
    Sie folgte ihm nach draußen. War sie unfair? Er sorgte dafür, dass sie am Leben blieb und etwas zu essen bekam. Wie weit musste ihr Dank dafür gehen? Als sie darüber nachdachte, wurde ihr schnell klar, wie sie dieses Problem lösen konnte.
    Sie würde ihn entsprechend entschädigen   – sobald sie das Geheimnis des Fadens gelüftet hatten und wieder sicher zu Hause waren. Sie hatte Geld, er brauchte Geld. Sie würde ihn schon zufriedenstellen und beruhigte sich mit dem Gedanken daran, wie er sie ansehen würde, wenn er seine Belohnung bekam, die großzügig und fair ausfallen würde.
    Sie kannte ihn einfach nicht.
    Whispr schmollte nicht vor sich hin, als er sich daranmachte, die nächsten Reben für ein weiches Bett abzureißen. Es brachte ohnehin nichts, sich zu beklagen. Wenn das Leben nichts als eine ständige Abfolge von Enttäuschungen ist, hat man sich an die Wiederholung irgendwann gewöhnt. Auch wenn er die Hoffnung noch nicht aufgab, so hatte er doch nur die bereits erwartete Antwort erhalten.
    Aber es blieb ja noch Zeit, und der Weg in die Namib war lang.
    ***
    Von seinem Aussichtspunkt auf einem Felskamm beobachtete Napun Molé den lächerlichen, aber hartnäckigen Stock-Mann, der sich damit abquälte, einige Reben aus den Felsen zu reißen. Hinter dem drahtigen Meld hatte sich die widerspenstige Ärztin bereits unter dem hervorstehenden Granitübergang hingelegt. Aus der Ferne sah es so aus, als würde sie bereits schlafen. In zwanzig Minuten würde es dunkel sein und die beiden gestrandeten Besucher würden tief und fest schlafen und von weicheren Betten und den Annehmlichkeiten einer klimatisierten Behausung

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