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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Schritt zurück und löste sich aus der ohnehin schwachen Umarmung.
    »Matze, echt, du kannst mir nicht an allem die Schuld geben!«
    »Ich weiß. Tut mir leid mit den Schuhen. Du ... die haben auch ganz gut gehalten!«
    »Okay.«
    »Nur >okay    »Ja. Nur >okay    Schweigend folgten wir den anderen ins Haupthaus, wo wir einen Kaffee und unsere Zimmerschlüssel bekamen. Eine hübsche Schwarze nahm die Bestellung für die Sundowner-Drinks entgegen, die wir in Kürze auf einem Aussichtspunkt oberhalb der Lodge einnehmen würden. Schließlich machten Sina und ich uns auf den Weg zu Westernhäuschen Nummer 8.
    Es war so kalt wie an einem deutschen Märznachmittag, zudem wehte ein strammer Wind. Und das sollte Afrika sein? Unser Zimmer bestand aus der linken Hälfte des Westernhäuschens und war einfach eingerichtet, aber schön. Unter einer hohen Holzdecke standen passend zum Zustand unserer Beziehung zwei getrennte Einzelbetten, den dunklen Steinboden verzierte ein Kuhfell. Statt einer Heizung gab es nur eine Thermoskanne mit heißem Wasser und ein Kästchen mit Teebeuteln und Instantkaffee. Schweigend schütteten wir das Kaffeepulver und Zucker in zwei große Tassen und übergössen es mit heißem Wasser. Schließlich stellte Sina die Tasse zur Seite und umarmte mich traurig.
    »Ach Matze!«
    Ich stellte meine Tasse ebenfalls auf den Tisch und zog Sina fest an mich heran.
    »Was?«
    »Ich kann mich schon gar nicht mehr richtig auf die Wohnung freuen, wenn wir uns so streiten. Ausgerechnet im Urlaub!«
    Hastig nahm ich Sinas Hände zur Seite und trat einen Schritt zurück.
    »Schatz, merk dir, was du sagen willst, ich bin gleich wieder da!« So schnell ich konnte, rannte ich zur Rezeption und erfragte, wo unser Guide untergebracht war. »Number eighteen? Thank you!«
    Weiter hastete ich zu Haus Nummer 18, stolperte die Holztreppe der Veranda nach oben und krachte fast gegen die Tür.
    »Bahee? Ich bin's, Matze! Ich hab was im Bus vergessen, ich brauch den Schlüssel.«
    Die Tür öffnete sich, dahinter stand Bahee in Boxershorts und telefonierte. ER TELEFONIERTE! Bereitwillig reichte er mir den Busschlüssel.
    »Du hast Netz hier?«
    Bahee nahm kurz das Telefon vom Ohr und deutete auf einen weit entfernten Strich in der Landschaft.
    »Die MTC hat doch die neuen Mast ins Land gepiekt. Jetzt kannste hier mal die ganze Welt anrufen!«
    »Bahee? Ich liebe dich! Und MTC auch!«
    Ich riss den Schlüssel an mich, rannte zum Minibus und schob die Tür auf.
    Der Adapter war verschwunden. Ich suchte unter den Sitzen, im Handschuhfach und riss sogar einen Teil der Innenverkleidung ab. Ich filzte den kompletten Bus wie ein DDR-Zöllner auf Koks. Nichts! Erschöpft ließ ich mich auf die Rückbank fallen und dachte nach. Klar. Wenn eine so dreist war, mir das Ding wieder wegzuschnappen, dann die Rosinenhexe!
    Wütend richtete ich mich auf.
    »Diese hinterfotzige Knitterhexe!«
    Krachend ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Ich stampfte zur Rezeption, wo ich mir die Zimmernummer der Gruberin geben ließ, und keine Minute später stand ich mit einem Puls von 230 auf der Wiener Veranda und donnerte meine Fäuste gegen die Holztür. Drinnen jaulte ein Fön.
    »Woos?«, hörte ich Käthes Stimme, der Fön verstummte.
    »Ich bin's. Matze. Der Reiseadapter ist nicht mehr im Bus!«
    Die Tür ging auf, vor mir stand die Gruberin in Jogginghose und Fleecepulli und schaute mich unschuldig an. In der Hand hatte sie den Fön, auf dem Kopf noch immer die exakt einen Zentimeter lange, graue Kurzhaarfrisur.
    »Der Adapter ist weg, Käthe!«
    »I weiß, i hab an gnommen für die Haar!«
    »Aber ... du hast doch heute morgen noch gesagt, ich kann ihn haben!«
    »Hast'n ja kaabt!« Erst jetzt sah ich Speckhut, der in einem weißen Feinrippunterhemd im Bett saß und ein wenig ertappt aus einem Buch aufblickte. Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen. Was schwierig war, weil ich mir zeitgleich vorstellte, wie ich die alte Hexe mit ihrem eigenen Fönkabel erdrosselte.
    »Jetzt leih'n ihm holt über die Nocht!«, versuchte Speckhut zu vermitteln.
    »Jedem andern. Ihm net!«, spie sie zurück.
    »Käthe, ich brauch das Ding wirklich dringend!«, flehte ich, »ich muss mein Handy aufladen, den iPod und die Kamera!«
    »Lauter unnötiges Klumpert in der Wildnis.«
    »Für mich nicht!«
    »Morgen vielleicht!«
    Sprach's und zog die Tür zu. Sie ging nicht wieder auf, obwohl ich noch einmal dagegentrat. So wütend war ich, dass ich zurück

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