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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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wir reden echt nur, und ... ich will nicht, dass du dir irgendwelche Gedanken machst!«
    »Sehe ich denn so aus?«
    »Um ehrlich zu sein: ja!«
    »Er mag kein Fleisch. Er trinkt Jever Fun! Und statt >ja< sagt er >no    »Ganz einfach weil er alleine hier ist und niemanden zum Reden hat.«
    »Ich hab auch niemanden, wenn du vorne hockst!« »Wir setzen uns schon wieder zusammen. Und jetzt laufen wir zusammen!« »Ja?« »Ja!« »Gut!«
    Die Reise war stressig genug und die Geschichte mit der Wohnung sowieso, da konnte ich jetzt nicht auch noch eine Beziehungskrise gebrauchen.
    Ich küsste Sina auf die Wange und spürte, wie sich ein beträchtlicher Teil meiner Anspannung löste. Dann allerdings zog ich meine Wanderschuhe aus der Tasche und erstarrte. Was ich da in der Hand hielt, waren meine Karnevals-Wanderschuhe, vollgesaugt mit Kölsch und Jeckenpisse, die Dinger, die ich seit fünfzehn Jahren trug, wenn ich an Rosenmontag als Bayer ging. Zitternd zeigte ich sie Sina.
    »Was ist DAS denn?«
    Die Ahnungslosigkeit meiner Freundin wirkte nicht mal gespielt.
    »Deine Wanderschuhe?«
    »Nein. Das sind meine Karnevals-Wanderschuhe! Die für 19,95! Made in China. Damit lauf ich doch nicht durch die Namibwüste!«
    »Ja, das weiß ich doch nicht!« »Wo hast du denn die neuen hin?« »Welche neuen? Und vor allem: warum ICH?« »Ganz einfach: weil DU gepackt hast!«
    Hätte ich nicht sagen sollen. Wusste ich vorher auch. Habs trotzdem gesagt - mit dem Ergebnis, dass Sina stocksauer nach Luft rang.
    »Ich fasse es nicht! Welche Wanderschuhe hätte der Herr denn gerne eingepackt gehabt von seiner Assistentin?«
    Unsere Wandergruppe starrte uns an, als wären wir ein Fernseher, auf dem Johannes B. Kerner gerade in Flammen aufging.
    »Na, jedenfalls nicht die aus dem Karnevals-Laden! Die in dem gelben DHL Paket! Die ich mir extra noch bestellt hab!«
    »Ja, das weiß ich doch nicht, dass du dir noch Schuhe schicken lässt!«
    »Mensch!«
    »Das nächste Mal packst du alles selbst!«
    »Das nächste Mal buch ich vor allem selbst!«, entgegnete ich, doch Sina hatte sich schon umgedreht und mich auf dem Trittbrett sitzen lassen. Missmutig griff ich zu meinen Billig-Wanderschuhen und schüttelte sie. Ein Kölsch-Coupon und zwei zerdrückte Kamelle fielen heraus. Bahee, der offenbar die ganze Zeit neben uns gestanden hatte, sah mich mit betretener Miene an und klapperte mit einem Schlüsselbund.
    »Was willst du denn jetzt?«, fragte ich ihn gereizt.
    »Dass du deine komische Schlappe jetzt mal anziehst und mitkommst. Ich hab nämlich auch so eine Art Zeitplan, ne. Oder willst du im Bus warten?«
    Nachdenklich blickte ich zunächst auf Bahee, dann auf die Schuhe und dann auf Sina, die neben dem Triathleten stand und mich ignorierte.
    »Ich komm mit.«
    Widerwillig schlüpfte ich in meine Wanderschuhe und zermalmte einen Bonbon mit dem rechten Zeh. Die Zentralverriegelung machte Klack, und Bahee schulterte seinen Rucksack.
    »Mit deine Schuhe, da mach dir mal keine Hals. Gut eingelaufen und billig ist besser als teuer und neu!«
    Ich stand auf, und wir marschierten los. Links von uns lag stolz der riesige Canyon, vor uns erstreckte sich eine nur spärlich bewachsene plattgraue Schotterwüste bis zum Horizont. Die anderen waren uns schon ein Stück voraus und außer Hörweite, also fragte ich Bahee, ob man hier oben Handyempfang hatte.
    »Das musste man echt mal gucken, ne, das weiß ich gar nicht.«
    »Und? Willst du mal gucken?«
    »Eh?« Mit fragendem Gesichtsausdruck blieb Bahee stehen.
    »Hast du ein Handy mit?«
    »Klar, Matze! Ich hab immer mit.«
    Ungeduldig schaute ich Bahee an, dann endlich begriff er.
    »Ahh! Hehe ... Sekunde mal, ne, da kann ich ja gucken, ne.«
    Ein wenig umständlich fischte Bahee sein Handy aus der Wanderhose und betrachtete das Display. »Nee. Also hier is nix, ne!«
    Und dann stapfte er davon, der schwarze Häuptling der mehläugigen Goretex-Apachen. Ich ließ ihn laufen und blickte hinunter in die Schlucht.
    Für einen Augenblick stellte ich mir vor, wie es wäre, wenn ich springen würde. Wenn ich einfach so runterspringen würde in den Canyon, dessen Größe man noch mal sicher machen musste, der aber garantiert groß genug war, dass ich beim Aufprall zerplatzen würde wie eine überreife Wassermelone. Ein erbärmlicher Anblick wäre das und ein Riesenschlamassel für alle Beteiligten. Es würde Tränen geben, endlosen

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