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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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namens Klipdrift, war mir auch noch präsent. Die Amnesie musste dann in Form von Breitling eingetreten sein. Mit bereits glasigem Blick war er in die Bar gewankt, hatte sich freudig neben mich gesetzt und gefragt, ob ich Lust auf Blödsinn hätte. »Und das ist was?«, hatte ich noch lachend gefragt. Jetzt wusste ich es: Blödsinn waren sechs weitere Klipdrift, zwei Störtebeker Pampelmuse zum Probieren, ein Windhoek Lager zum Nachspülen und ein Tafel Lager als Schlummifix. Als ich mich dann immer noch nicht zu Sina ins Zimmer traute, folgten eine halbe Packung Marlboro, noch zwei doppelte Klipdrift, und danach weiß ich nicht mehr. Über was zum Teufel hatten wir geredet, außer dass Seppelpeter wirklich viel zu alt war für so eine Reise, Trixi komplett durch den Wind und die Gruberin eine gottverdammte Rosinenhexe? Und hatten wir nicht auch noch den Schwanz von ihrer Holzgiraffe abgebrochen? Ich wusste es nicht mehr.
    Sina schien dafür umso mehr zu wissen. Sagen wir so: Es war offensichtlich, dass ich mich nicht mit ihr versöhnt hatte im Rausch. Weil man ja im Rausch meistens noch viel mehr streitet als nüchtern, es gab da ja auch nie Schlagzeilen wie >Chris Brown - im Suff mit Rihanna versöhn< oder >Amy Winehouse stocknüchtern ausgetickt!<.
    Sina hatte sich komplett zurückgezogen, dichtgemacht, mit einem Tiefgaragengitter, zwei Brandschutztüren und einer Mauer aus feuerfestem Beton.
    Nach einer guten Stunde Rumpeltransfer erreichten wir ein kleines Ortchen mit dem schönen Namen Helmeringhausen. Es war so klein, dass man schon am Ortseingang das Schild des Ortsausgangs sehen konnte, und bestand im Wesentlichen aus einer Tankstelle, einem Shop und einem Hotel mit dem naheliegenden Namen >Hotel Helmeringhausen<.
    Wir hielten an der Tankstelle. Während Bahee Diesel nachfüllte und Sina sich in die Warteschlange vor dem Damenklo einreihte, schlurfte ich in einen Store neben der Tankstelle, wo ich eine Flasche Wasser auf ex trank und einen alten schwarzen Verkäufer im blauen Hosenanzug fragte, ob er zufällig Adapter hätte für deutsche Stecker. Hatte er nicht, das Hotel auf der anderen Straßenseite aber vielleicht, erklärte er mir auf Englisch. Da Bahee noch immer am Bus werkelte und auch Sina in der Kloschlange nur eine Position aufgerückt war, schlurfte ich rüber ins Hotel. Durch einen hübsch angelegten Vorgarten gelangte ich zur Rezeption, hinter der ein dürrer junger Mann mit langem Hals und pilzhafter Beatles-Frisur gerade ein Papier aus einem Fax zog.
    »You ... do you ... do you speak German?«, fragte ich kraftlos. Der junge Mann drehte sich ein wenig erschrocken um und lächelte. Er trug einen viel zu steifen, weißen Strickpullover, und den offenbar seit Jahren.
    »Ja, klar. Was kann ich denn für Sie tun?«
    »Phone! Have you got phone?«
    Der Pilzkopf hinter dem Tresen sah mich verwundert an. »Wie gesagt: Wir können auch deutsch sprechen.«
    »Good. Okay. Again then: Have you got a phone? Or is it broken, stolen ...«
    Ich bemerkte, dass sich die Verwirrung des langhalsigen Rezeptionisten noch steigern ließ. »Nee, geht alles und steht im Foyer. Internet haben wir auch, Sie können gerne beides benutzen.«
    » Really?«
    »Ja!«
    Verschmitzt wie ein tschechisches Knetmännchen deutete ich mit dem Finger auf ihn. »Youuuuuuu!« »Was - ich?«
    »Youuuu are making fun of me!«
    Machte er nicht. »Kommen Sie einfach mal mit, ich zeig Ihnen alles. Möchten Sie vielleicht was trinken?«
    Neugierig folgte ich dem Pulloverpilzkopf in eine Art Wohnzimmer mit gelber Sitzecke und Kamin. Auf einem dunklen Holzschreibtisch standen nicht nur ein eingeschalteter Windows-PC, ein Tastentelefon und ein brandneuer Drucker - ungläubig deutete ich auf eine weiße Ladestation daneben.
    »Is this to charge iPods and iPhones?«
    »Richtig. Das Kabel hat mal ein Gast vergessen.«
    Da war mir, als schüttete mir jemand einen Eimer warmen Glücks ins Gesicht.
    »Youuuuu!«, grinste ich und piekste in den Pullover des Pilzkopfes.
    »Was ist mit mir?«, fragte er ängstlich. »Youuu make me feel so good!«
    Der Rezeptionist trat einen Schritt zurück, offenbar fürchtete er sich vor einer Umarmung meinerseits. Zu Recht. »Was zu trinken?«
    »Yes! Coffee, please. With milk and sugar!«
    Aufgeregt setzte ich mich vor den wunderbaren Bildschirm, auf dem bereits ein Browser geöffnet war. Das war kein Hotel, das war die Erfüllung all meiner Träume! Zitternd zog ich mein plattes iPhone aus der Jackentasche und

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