Hummeldumm
ne Pause!«
»Nee, ich hab gesagt, nur Tanken und Klo und weiter, ne!«
»Wie ... wie habt ihr mich überhaupt gefunden?«, fragte ich verwundert.
»Matze, es gibt genau drei Hauser hier, ne!«, antwortete Bahee, »warste nicht in erste Haus, sind wir in zweite. Warste da auch nicht, warste hier!«
»Stimmt«, sagte ich nickend, »das war dann ja ganz schön einfach!«
Ungläubig starrte Sina auf den Bildschirm, wo sich die Amazon-Seite bereits aufgebaut hatte. Dummerweise zeigte diese diverse Merchandisingprodukte von Fernsehserien, unter anderem auch eine
Desperate-Housewives
-Tasse.
»Sag mal ... hast du was mit dieser Pütz?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf, und als wir das Computerzimmer verließen, flüsterte ich verschwörerisch: »Sina? Bescheid!«
»Was denn >Bescheid«, grummelte sie.
»Ich ticke wieder normal. Und da sollte ich dir doch Bescheid geben.«
»Ja, nee, is klar.«
Während Bahee mich an der Hand aus dem Hotel zog, drückte Sina von hinten. Der Pilzkopf im Pullover folgte uns, und als er den Erdbeerigel an der Busscheibe sah, Speckhut und die fränkische Schildkröte mit ihrer Kamera, da erschrak er fast ein bisschen.
»Wor des a Fluchtversuch?«, rief Speckhut zur allgemeinen Belustigung. Als ich meine Geldbörse zog, um noch den Kaffee und die Online-Gebühren zu begleichen, reckte der Rezeptionist seinen langen Hals noch ein wenig weiter aus dem steifen Pullover und starrte in Richtung Bus.
»Mit DEN Leuten sind Sie unterwegs?«
Ich nickte, dann spürte ich einen herzlichen Schulterklopfer.
»Kaffee und Internet gehen aufs Haus!«
«Danke!«, sagte ich. »Aber - dass Sie Deutsch können, das hätten Sie ruhig mal sagen können.«
19
Als unser Bus Stunden später durch knöcheltiefen Sand zur Tok Tokkie Farm schlingerte, hatte ich noch immer ein leichtes Lächeln im Gesicht. Die Wohnung war reserviert, der Urlaub hatte begonnen! Zwar war ich weiterhin mit einer Horde Bekloppter und einer sprechverstopften Schildkröte in einen Bus gesperrt, doch hatte ich das größte Problem fast schon heldenhaft gelöst.
Befreit vom Ballast, nahm ich sogar wieder die vorbeiziehende Wüstenlandschaft wahr, erfreute mich an den kräftigen Farben und den meist unbekannten Tieren. Wie ein neugieriger Junge klebte ich am Fenster und saugte alles auf, was in mein Blickfeld kam.
»Da!«, rief ich aufgeregt, »Oryxe! Da drüben!«
»Impala«, verbesserte Bahee geduldig.
Sina reagierte erst gar nicht. Sie saß nun als Aufpasserin neben mir, vermutlich auf Anordnung von Bahee, und verhielt sich, als brächte sie einen Irren in die Klinik. Mir war das recht, solange sie neben mir saß, und dass ich wieder ganz der Alte war, also entspannt, charmant und humorvoll, würde sie eh bald bemerken. Begeistert presste ich meinen Zeigefinger an die Seitenscheibe.
»Da! Ein Köcherdornbaum!«
»Ahnenbaum!«, verbesserte Bahee, »Köcherdornbaum gibt gar nich, ne.« »Super!«
Mühsam kämpften sich die schmalen Reifen unseres Busses durch den rostroten Sand. So weit das Auge reichte, ging dieser Sand, nur ab und an steckten ein paar blonde Grasbüschel darin. Aufgeregt zupfte ich an Sinas Jeans.
»Weißt du, wie sich die Fahrt hier anfühlt?«, strahlte ich Sina an. »Sag's mir!«
»Als würden wir seit Stunden zum Strand fahren, ohne dass das Meer kommt.«
Sina schenkte mir einen fast schon gnädigen Blick. »Wüste halt.«
»Eben nicht«, widersprach ich und ergänzte ein geheimnisvolles: »Strand ohne Meer! Weil, bei einer richtigen Wüste, da würde ich ja nicht denken, dass gleich das Meer kommt. Da! Springbock!«
»Spießbock!«, korrigierte mich Bahee, und Sina widmete sich wieder dem Klatschmagazin, das sie sich von Brenda geliehen hatte. Also blickte ich eben alleine durchs Fenster, wo ganz weit in der Ferne eine dunkelbraune Gebirgskette am Horizont auftauchte. Ich schnipste gegen Sinas Zeitschrift, woraufhin sie sich genervt zu mir drehte.
»Was ist denn noch?«
»Weißt du, was ich ganz besonders mag an der Wüste hier?« »Nein.«
»Dass man so weit schauen kann. Man sieht immer, was kommt. Das beruhigt!«
»Stimmt. Da kommt ein Zaun zum Beispiel!«
»Ach Sina!«, stöhnte ich, »was ist denn los mit dir?«
Wütend schlug sie ihre Zeitschrift zu. »Was mit MIR los ist? Das fragst DU?«
»Ja. Frag ich dich!«
»Gut. Dann sag ich's dir. Du machst mir Angst, das ist los!«
Die Lautsprecher knackten, und Bahee fragte, ob jemand von uns das Tiergatter zur Farm aufmachen
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