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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Schlacht im Grünen Kranz so heldenhaft um unsere Ehre gekämpft hatten, waren in einem morgendlichen Putsch meuchlings entmachtet worden und zu Gepäck degradiert. Blindwütiges Weibsvolk hatte unsere vorübergehende Schwäche kaltblütig ausgenutzt, die neue Machtverteilung war offensichtlich: vorne die weiblichen Oberbefehlshaber, hinten die hoffnungslos zersplitterte, gegengeschlechtliche Opposition.
     
    Bereits nach einer Stunde hielt Bahee den Bus, damit wir die möglicherweise größte Seerobbenkolonie der Welt bestaunen konnten. Ich war müde und ausgelaugt und dennoch - hier bot sich vielleicht eine Chance, dieses unselige Hin und Her zu beenden. Verlegen schlich ich zu Sina, die neben Brenda und Trixi stand.
    »Sina? Es tut mir leid!«, sagte ich und versuchte robbenmäßig zu gucken.
    Sina hingegen schaute mich an, als hätte ich Guido Westerwelle auf einer Pressekonferenz gebeten, meine Frage auf Hebräisch zu beantworten. Sie rang sich ein »Schön!« ab, und wie auf Befehl drehten sich alle drei Frauen gemeinsam um und ließen mich stehen wie einen Zyklopen vor einem 3D-Kino. Ernüchtert marschierte ich entlang des wütenden Atlantiks zu Breitling und Speckhut, die auf einem Felsvorsprung standen und ratlos auf die Tausenden von klagenden und stinkenden Seerobben blickten, die sich auf den zerklüfteten Felsen wälzten.
    »Und?«, fragte Breitling.
    »Ach«, antwortete ich.
    »Och«, seufzte Speckhut.
    Dann drehte auch ich mich zur tosenden See und sah hinab auf die spritzende Gischt und die schreienden Robben. Sie blökten wie Schafe. Schafe, die man rasiert und in den Atlantik geschmissen hatte. Stumm und starr wie ein Denkmal vor grauem Horizont standen wir da und ließen das gesammelte Leid der letzten Tage noch einmal Revue passieren, wie es nur Männer können.
     
    Auf der gut zweistündigen Fahrt zum Brandberg kamen dann doch Worte ins Spiel.
    »Hast an Zorres kaabt mit deiner Sina?«, fragte Speckhut.
    »Zorres? Ich weiß nicht mal mehr, ob sie noch meine Freundin ist. Und du?«
    »Ach«, winkte Speckhut ab, »a net schlimmer als sonst!«
    In bewährter Geschwindigkeit trat Bahee den Bus über die graue Schotterpiste, die mal wieder von vertrockneten Gräsern gesäumt wurde. In der Ferne ein handelsübliches namibisches Gebirge. Himmel: graublau. Tiere: keine. Beziehung: ungewiss.
    »Das ist der Brandbergmassiv!«, informierte uns Bahee. »Und da ist auch der Brandberg mit dabei, das ist der höchste Berg von ganz Namibia!«
    »Und des musst du net noch mal sicher machen?«, wienerte Speckhut genüsslich.
    »Nee«, strahlte Bahee, »das ist die höchste Berg! Ganz sicher!«
    Wir erreichten den Parkplatz einer Lodge, die so hieß wie der höchste Berg und die größte Sehenswürdigkeit: Brandberg White Lady Lodge. Nach dem Robben-Reinfall wollte ich hier in jedem Fall einen zweiten Versöhnungsversuch unternehmen. Kaum hatten sich jedoch die Bustüren geöffnet, da stahl mir ein wanderschuh-großes Erdmännchen die Show. Schnell wie der Blitz kam es durch einen gespaltenen Baum geschossen, der das Eingangstor der Lodge bildete, und nun wuschelte es krächzend zwischen unseren Beinen herum.
    »Das is Carlos, der Maskottchen von die Lodge, der ist eine domestizierte Erdmännchen!«, stellte Bahee uns den Kleinen vor, doch natürlich hörte schon keiner mehr hin; dafür war das kleine Tierchen viel zu süß, wie es um uns herumhuschte und sich schließlich auf seine Hinterläufe stellte, als gehörte es seit zehn Tagen mit zur Gruppe, und uns mit seinen schwarzen Augen musterte. »Ja, so a liabs Viachal!«, rief die Gruberin verzückt, Trixi seufzte »Ohhh!«, und Brenda fragte, ob das ein Weibchen sei oder ein Männchen.
    »Er heißt Carlos, Maus!«, knatterte Breitling, »denk doch mal nach, bevor du was fragst!«
    Brendas Augen funkelten wütend. »Ich denke, wann ich will, und nenn mich nicht Maus!« Ungeachtet des staubigen Bodens schmiss Carlos sich auf den Rücken und präsentierte uns sein weißes Bauchfell.«
    »Ha! Der Carlos, der ist eine Nummer!«, amüsierte sich Bahee.
    »Is der hertzig!«, rief die Gruberin, und mit leuchtenden Augen hielt sie Carlos ihre Hand hin. »Und so an klanen Kopf, wie a Apfel! Hertzig! Mag er des, wenn i erm streichel am Baucherl?«
    »Des kann i mir net vorstellen«, lästerte Speckhut. »Beim Streicheln bist doch aus der Übung!«
    »Hoid di Pappn und mach liaba a Foto für die Nachbarn!«
    Bahee überspielte die Situation. »Also den Carlos, den kannst

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