Hummeldumm
wie ein Vogel, und weiß nicht, was da mal los ist, ne.«
»Na, jetzt weißt du's ja«, johlte Breitling und klopfte Bahee freundschaftlich auf die Schultern, »wir haben Männerabend!«
»I hab drachenfrei, und ihr seid's a dabei!«, nudelte Speckhut feixend, schloss ein Auge und balancierte das leere Schnapsglas kurz auf seiner Stirn. Es blieb stehen — offenbar war es nicht das erste Mal, dass er diesen Trick machte. Wir klatschten begeistert Applaus. Frisch gepflückte Pampelmusenschnäpse kamen.
»Für eine Männerabend in Swakop«, raunte Bahee konspirativ, »da könnt ihr aber nicht hier in Kücki's Pub bleiben, ne, da muss man mal in eine andere Bar auch da latschen, ne!«
Speckhut beugte sich neugierig nach vorn. »Wos für a Bar denn?«
Bahee setzte sein berühmtes Schmunzeln auf. »Eine mit Fraue drin!«
Zwei Straßen weiter saßen wir mit Gin Tonics auf der Fensterbank vom Grünen Kranz, einer quirligen Bar, in der weiße wie schwarze Namibier ihre Drinks nahmen, quatschten und Billard spielten. Aus den Lautsprechern dröhnte Rockmusik im Stil von Linkin Park, Billy Talent und Kid Rock. Sogar Speckhut rauchte nun von Breitlings Zigaretten, ich wusste aber nicht, ob er's noch mitbekam, denn es war offensichtlich, dass er sich einen Tacken zu früh in Hochform getrunken hatte und nun nur noch auf Standby lief.
Bahee kramte sein Handy aus der Hosentasche, drückte kurz darauf herum und zeigte es uns stolz. Auf dem Display war eine sehr attraktive Frau Typ Rihanna zu sehen. Mit einer kecken, asymmetrischen Frisur blickte sie verschmitzt in die Linse.
»Das ist die Novy, von die ich dir erzählt hab, ne! Den Foddo hab ich noch in El Cubano mal geknipst vor die Tour.«
»Rakete, die Maus!« Breitling nickte anerkennend und reichte Handy samt Foto an Speckhut weiter, der es kurz mit einem Auge betrachtete, aber unbeeindruckt wieder zurückgab.
»Und ... biste da dran, oder was is?«, fragte Breitling neugierig.
Bahee seufzte: »Ich bin schon dran, aber ich werde mal kämpfen müssen für die erste richtige Date.«
»Wir sind alle ein bisschen am Kämpfen, glaube ich.« Zwinkernd hob Breitling sein Glas: »Prost!«
Speckhut, der aus unerfindlichen Gründen sein verschlossenes Auge mit dem Zeigefinger piekste, verweigerte das Anprosten mit übertriebener Dirigenten-Geste.
»Von wo kommt die her, deine Raketenmaus?«, fragte Breitling.
»Sachsen-Anhalt«, antwortete Bahee.
»Du verarschst mich!«
»Nee, stimmt schon. Die Novy, die ist in die DDR groß geworden, und jetzt arbeitet die in die Warehouse Theatre direkt neben die El Cubano.«
»Und als was?«, lachte Breitling, »als Ossi?«
»Höhöhöhö!«, gluckste Speckhut, als habe ihn jemand kurz zum Lachen eingeschaltet, fiel dann aber wieder in sich zusammen.
»Nee, die is da Maintenance Manager oder so, da muss die mal schauen, dass alles immer top notch in Schuss is, bevor die Leude reinlatsche, ne.«
Ich fragte Bahee, ob er auch schon mal eine weiße Freundin gehabt habe. Er machte ein geheimnisvolles Gesicht, und bezeichnenderweise dröhnte ausgerechnet jetzt keine Musik aus den Boxen. Bahee sprach noch leiser, und wir mussten uns alle vorbeugen, um ihn zu verstehen. »Also solche Dinge, das ist naturlich auch Teil der namibischen Geschichte, ne.«
»Ja und? Hattest du?«, hakte nun auch Breitling neugierig nach.
»Aber das ist eine Hochstaatsgeheimdienst!«, lachte Bahee.
»Jetzt komm schon!«, forderte Breitling. »Nix Geheimdienst. Raus mit der Sprache!«
Zu Bahees Erleichterung wummerte nun ein Song von Aerosmith aus den Boxen. »Na ja ... es gibt schon solche Geschichte hier, ne, aber das muss man nicht an die großen Glocke hängen!«
»An die großen Glocken hängen!«, lallte Speckhut und »Höhöhö!«, dann konnte Bahee weiterreden.
»Und früher, trotz Apartheid solche Dinger is schon passiert. Da war zum Beispiel der schwarze Gärtner, ne, und wenn der Herr zur Arbeit ist, da wurde der auch mal zum Kaffee eingeladen, ne. Das war dann ja auch die Reiz für beide, weil es ja verboten war, ne.«
»Ich will keine Geschichtsstunde«, rumpelte Mad Max Breitling, »ich will wissen, ob du schon mal ne Weiße gevögelt hast!«
»Sagen wir mal so«, erwiderte Bahee trocken, »ich weiß, wie so eine Kaffee da mal schmeckt, ne.«
»Und? Wie ist das? Also, als Schwarzer mit ner Weißen?«, wollte ich wissen.
»Genau wie schwarz. Nur sieht man besser, ne!«, lachte Bahee, der das Thema nun mal wirklich hier beenden wollte.
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