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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Die nächste Runde Gin Tonic war dann der Pass für die Grenzkontrolle ins Alles-egal-Land. Wir passierten ohne Probleme, auf dem Weg zur Herrentoilette allerdings musste ich bereits mühsam Fixpunkte anvisieren, wollte ich nicht drei komplette Tische abräumen.
    Speckhut war wieder aufgewacht und stellte inzwischen jedes Glas, an das er rankam, stolz auf seinen Kopf. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eines runterfallen und zerbrechen würde.
    »Jetzt hob ich's: Swakopmunder Männerclub!«
    Was die genaue Abfolge der Ereignisse im Alles-egal-Land anbelangt, so mögen sich Historiker darüber streiten, denn ich kann mich nur noch schemenhaft erinnern. Was ich noch weiß, ist, dass Breitling mir unbedingt eine Rakete vorstellen wollte und dies dann schließlich auch tat. Die Rakete entpuppte sich als eine hübsche südafrikanische Touristin namens Ariane, die zwar fast keinen Busen unter ihrem grünen Trägertop hatte, dafür aber einen kurzen Rock und ein sommersprossiges Gesicht mit winziger Nase. Sie war sehr nett und stellte mir eine Frage nach der anderen: was wir schon gesehen hatten, wie lange wir noch blieben, wo wir herkamen. Ich beantwortete alle Fragen, so gut ich konnte, schließlich musste ich mich zeitgleich noch auf den Beinen halten.
    Irgendwann legte die Südafrikanerin mit dem grünen Top dann ihre Hände um meine Hüften und küsste mich. Erst nur auf den Mund, dann mit Zunge und schließlich mit wachsender Leidenschaft. Ich ließ das mal so geschehen, aus dem einzigen Grund, weil besoffen küssen weniger Kraft kostet, als sich besoffen gegen Küssen zu wehren. Als ich die Augen öffnete, um nicht mit der flachbrüstigen südafrikanischen Rakete in den Nachbartisch zu krachen, sah ich, dass Breitling ebenfalls wild am Fummeln war, und zwar mit meiner Supermarktkassiererin vom Nachmittag.
    »Johanna!«, rief ich ihr zu, woraufhin sie verwundert zu mir herüberschaute, »your kassenbong was righty right: Life is great!«
    Sie lachte, dann drehte Breitling sie wieder von mir weg. Bei Bahee hingegen war schon wieder Kaffeezeit: Er hatte eine hübsche Blondine im Schwitzkasten. Nur von Speckhut fehlte jede Spur.
    »We are doing blödsinn here!«, lallte ich der Rakete ins Ohr und biss ihr in den Nacken. Dann knutschten wir weiter. Bahee hatte recht behalten: Das war schon ein echt guter Schuppen für einen Männerabend, so leicht wie man hier ins Gespräch kam.
    Und dann standen plötzlich noch drei Frauen in der Bar, die etwas von uns wollten. Zwei von ihnen sahen sogar gut aus, waren aber nicht ganz so guter Laune wie die übrigen Gäste. Es waren Sina, Brenda und Speckhuts faltiger Hausdrache, die Gruberin. Die Rakete fiel ins Wasser, und der Abend war zu Ende.
     

31
    Die Gruberin war der Meinung, Breitling und ich hätten ihren armen Ehemann aus reiner Gehässigkeit abgefüllt und dann auf dem Damenklo liegen lassen. Sina reagierte besonnener: Sie brachte mich vorwurfsfrei auf mein Zimmer und in die stabile Seitenlage, interessanterweise die gleiche Position, in der ich am Morgen mit pochenden Kopfschmerzen erwachte.
    Es dauerte eine Weile, bis ich die letzten beiden Hirnzellen, die ich noch nicht weggesoffen hatte, überzeugen konnte, dass ich der Systemadministrator war und verdammt nochmal Zugriffsrechte zu allen Speicherbereichen hatte. >Password accepted<. Ich war im Hansa-Hotel Swakopmund, Namibia.
    Noch ein wenig länger dauerte allerdings die Rekonstruktion dessen, was mit einem Bier am Strand begonnen und mit Blödsinn im Grünen Kranz geendet hatte. Ich lächelte. Hatte ich nicht sogar geknutscht? Cool. Und Sina hatte es gesehen! Mein Lächeln gefror, und ich drehte mich um, doch natürlich war der Platz, an dem Sina mich hätte mitfühlend fragen sollen, wie es mir denn ging, leer. Müde wanderte mein Blick durch das Hotelzimmer. Nirgendwo fand sich auch nur das geringste Indiz, dass Sina hier war. Als sich dann auch noch das Badezimmer als komplett frauenfrei erwies, ahnte ich, dass mir zu einer richtigen Versöhnung noch ein nano-winziger Haps fehlen könnte.
     
    Wie immer war ich zu spät zum Frühstück und zu spät am Bus. Der mir zugeteilte Sitzplatz bestätigte allerdings die Vermutung, dass Sina mich nicht bei der nächstbesten Gelegenheit küssen und um Vergebung betteln würde. Sie saß vorne bei Trixi und Brenda. Ich saß hinten. Hinterrücks hatte man mich in die letzte Reihe zu den anderen Swakopmunder Separatisten gesteckt: Breitling und Speckhut. Wir, die wir bei der

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