Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
total ausrastete und er sich Sina abgreifen konnte? Das würde ihm nicht gelingen. In stiller Wut verschränkte ich meine Arme.
    Bahee fuhr und erklärte einfach weiter: »Die Streifen, ne, die verwirren die Angreifer, und einige Ranger sage auch, dass die vor Hitze schützt!«
    Langsam rumpelte unser Bus an eine fußballfeldgroße Wasserstelle. Zögerlich klickte Bahee sein Headset an. Dichtgedrängt standen Springböcke und Kudus am Wasser, in der Mitte des Tümpels badeten zwei Elefanten.
    »Sieht aus wie Schwimmbecken, ne?«, schmunzelte Bahee angestrengt, erhielt aber außer einem kurzen Nicken von Käthe wieder kein Feedback. Brenda blätterte in ihrer Gala, Trixi hatte den Kopf an die Scheibe gelehnt und schlief offenbar, und zwischen den beiden kratzte Sina nervös am Etikett einer leeren Wasserflasche. Speckhut schien nicht nur durch die Scheibe, sondern gleich auch durch die Tiere hindurchzuschauen, und Breitlings Augen klebten immer noch gedankenverloren am Flachmann. Der Lautsprecher über mir knisterte kurz, doch dann überlegte Bahee es sich anders und fuhr schweigend weiter. Wenige Minuten nach dem Wasserloch ging dann der Lautsprecher doch wieder an.
    »So Leude, aber jetzt müsst ihr wirklich mal gucke hier links!«
    Der Motor verstummte, unser Bus rollte aus. Ich blickte aus dem Fenster und sah einen großen Löwen mit stattlicher, hellbrauner Mähne. Er stand nur wenige Meter vom Bus entfernt und musterte uns. »Da habt ihr echt eine Riesengluck, dass wir so eine große Löwemännchen vor die Kamera kriegen, das hat nur jede fünfte Tour, ne!« Aufgeregt kurbelte Bahee sein Fenster herunter und machte selbst ein Foto mit seinem Handy. »Für die Kollege!« Er lächelte in leere Gesichter.
    Der Löwe stand noch immer direkt an unserem Bus, doch statt davonzulaufen, beäugte er uns verwundert. Offenbar war auch ihm direkt aufgefallen, dass wir anders waren als andere Reisegruppen.
    »Will denn keiner ein Foddoo machen? Vom Löwen?« Bahee blickte hilflos in den Bus, sein grünes Hemd war an den Achseln durchgeschwitzt. »Sina? Du vielleicht?«
    Abwesend schüttelte Sina mit dem Kopf.
    Bahees Augen wanderten weiter nach hinten zu mir. »Matze?«
    »Akku leer.«
    »Dann ... Max, vielleicht? Karl-Heinz? Kein Bing heute? Bikkie Bing Bing?«
    Der vertraute Klang seiner Kamera ließ Seppelpeter aus seinem Schlaf schnellen. »Wasn?«
    »Ein Löwe!«, wiederholte Schnabel neben ihm. »Ob du ihn filmen willst!«
    Seppelpeter blickte erst auf Bahee, dann auf den Löwen und dann wieder zu Bahee. »Naaaaa!«
    »Okay«, schnaufte Bahee, »dann vielleicht ist es besser für uns alle, wenn wir eine Pause hier mal unplanmäßig reinmachen, ne«, und als er den Motor wieder anließ, klang sogar der irgendwie erleichtert.
     

38
    Der alte Zaunpfahl, der auf dem Klo des Etosha-Rastplatzes neben dem Waschbecken lehnte, war ein Wink des Schicksals, eine fast schon Tarantino-mäßige Einladung zum Böse-Sein, Genugtuung-Schaffen, Sich-Rächen an dem Mann, der inzwischen schon mehrere Nächte mit meiner Freundin verbracht hatte und nun mit seiner Bierflasche hinter einer der beiden gelben Holztüren seelenruhig sein Geschäft verrichtete.
    Um mich nicht durch ungewöhnliche Geräusche zu verraten, ließ ich Wasser ins Waschbecken plätschern, erst dann trug ich den schweren Zaunpfahl leise zur Kabine meines Mitbewerbers. Das Holz schien nur für diesen Zweck gemacht zu sein: Jedenfalls passte es perfekt zwischen Klinke und Mauer; es würde es dem Gillette-Ossi unmöglich machen, aus der Kabine zu kommen. Eilig kehrte ich zum Bus zurück, wo Brenda und die anderen Pinkelpäusler bereits auf mich warteten, und nahm gutgelaunt auf dem Sitz von eben Platz.
    »So ...«, sagte Bahee durch, »... alle mal an Bord und bereit für unser Ritt ins Camp?«
    »Ja!«, bestätigte ich und blickte eilig nach draußen. Hätte irgendwer mein scheinheiliges Grinsen beobachtet in genau diesem Moment, wäre die Sache aufgeflogen. Weil es aber inzwischen schon so etwas wie gelerntes Verhalten war, dass wir endlich weiterfahren konnten, sobald auch ich mal im Bus saß, ließ Bahee den Motor an, und wir fuhren schnabellos los. Eine gute Viertelstunde ruckelten wir durch den Nationalpark, da setzte Bahee sein Headset auf und stellte eine spannende Frage.
    »Karl-Heinz, sag ma, schläft der Kevin da neben dir, ich seh ihn nicht ...« »Wos?«
    »Ob der Kevin neben dir ist!«
    Ebenso langsam wie desinteressiert drehte Seppelpeter seinen

Weitere Kostenlose Bücher