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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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gewissen Ort erhielt, als alle seine Kameraden, sah man ihn immer als einen Helden an, «der sich im Dienste umgesehen.» Wilhelm Kieft würdigte ihn seines besonderen Vertrauens und gab ihm die Stelle Van Curlets, als dieser nach der Capitulation des Forts, des Dienstes satt, sich unter den Schatten seiner Lorbeern zurückzog.
    Seine Person war nicht besonders groß, doch ansehnlich und stattlich, nicht sowohl von Fleisch als von merklicher Aufgeblasenheit. Er war einem jener Säcke nicht unähnlich, welche Ulysses von Aeolus auf seine Reise mitbekam. Seine Kleidung harmonirte vollkommen mit seinem Wesen. Er trug eine Art Polonaise mit rothen Schnüren und war umwickelt mit einer karmoisinfarbenen Schärpe von der Art und Größe eines Fischnetzes, wahrscheinlich um das ritterliche Herz zu hindern, daß es nicht durch die Rippen springe. Kopf, Schnurr-und Backenbart waren reichlich gepudert, und in der Mitte glänzte ein vollblütiges Gesicht wie ein feuriger Ofen, und die hochherzige Seele blickte aus einem Paar großen funkelnden Augen, die hervorstarrten, wie bei einer Hummer.
    Ich schwör’ dir’s zu, wackerer Leser, sofern die Geschichte nicht lügt, mögte ich ihn gesehen haben (alles Geld in meiner Tasche hätte ich darum gegeben) von Kopf bis zu Fuß kriegerisch gerüstet, bis zur Mitte in großen Stiefeln versteckt, hoch gestutzt bis zum Kinn, einen Kragen bis an die Ohren, beschnurrbartet bis in die Zähne hinein, gekrönt mit einem weithinschattenden dreieckigen Hut und gegürtet mit einem zehn Zoll breiten ledernen Riemen, an dem ein Säbel, so lange schier als ein Weberbaum, herabhing. So gerüstet, stolzierte er umher, sauer blickend wie jener berühmte Held More von More-Hall, als er auszog, den Drachen von Mantley zu erschlagen, wie jene Ballade singt:
O säht ihr ihn in seiner Pracht,
In seiner Waffen Zier,
Ihr hieltet ihn gewiß für ein
Egyptisch Wunderthier;
Wie floh da alles, Hund und Kuh,
Gans, Katze, Pferd und Schwein,
Entsetzt sah’n sie im Rittersmann
Ein fremdes Stachelschwein.
    Der furchtbare General Van Poffenburg wurde hauptsächlich darum zu diesem Commando erwählt, weil sich sonst Niemand dazu meldete, auch weil Peter Stuyvesant die Anciennetät über alles achtete und nicht um alles in der Welt einen jüngeren Commandeur dazu genommen hätte. Er war eigentlich ein besserer Oekonom als Soldat, stellte lieber Kohlköpfe als Krieger in Reihe und Glied, und war behender in den Kornfeldern als auf dem Schlachtfelde.
    Muthig machte dieser neue Anführer seinen Weg durch Wildnisse und Einöden, Flüsse und Dickichte, und bestand nach seinen eignen Aussagen mehr Fährnisse, als die zehntausend Griechen auf ihrem Rückzuge unter Xenophon. Am Delaware angelangt, errichtete er ein Fort, dem er, den schönen schwefelfarbenen Pluderhosen des Gouverneurs zu Ehren, den Namen Fort Casimir gab. Es war das nachmals sogenannte Niew-Amstel, welches der jetzigen blühen den Stadt New-Castle den Ursprung gab, aber eigentlich No-Castle oder Nie-Schloß heißen sollte, da es niemals eine Veste war, noch je geworden ist.
    Die Schweden litten aber diese drohende Bewegung nicht so gutmüthig; vielmehr erließ Jan Printz, damaliger Gouverneur von Neu-Schweden, eine Protestation gegen diese Einfälle auf seinem Territorium. Aber Van Poffenburg wußte von Wilhelms Kiefts Zeiten her, was Proclamationen zu bedeuten hatten. Ohne alle Furcht besichtigte er sein fertiges Fort von vorn und von hinten, zog seine volle Uniform an und marschirte ganze Stunden vorwärts und rückwärts auf den Wällen herum, stolz wie ein Hahn auf dem Mist, oder wie einer unserer kleinen lumpigen militärischen Posten im wissentlichen Gewicht seiner Wichtigkeit.
    In dem ergötzlichen Roman Pierce Forest wird erzählt, daß ein junger Held, von König Alexander zum Ritter geschlagen, sich nicht enthalten konnte, sogleich in den nächsten Wald zu jagen und die Bäume kreuz und quer dergestalt niederzusäbeln, daß der ganze Hof die Ueberzeugung erhielt, er sey der stärkste und muthigste Ritter auf dem Erdboden. Grade so entledigte sich Van Poffenburg der heftigen Wildheit, die ihn befiel und zu mörderischen Kämpfen trieb. Wenn ihn nämlich die Hitze übernahm, rannte er hinaus ins Feld, riß seinen betrauten Säbel heraus und fegte gewaltig hin und her, köpfte lange Reihen von Kohlstauden, hieb ganze Fronten von Sonnenblumen nieder und nannte sie riesige Schweden; aber wenn er zufällig auf eine Colonie von dickwanstigen Kürbissen

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