Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Mannahatta!
Nachdem Peter Stuyvesant so für die zeitliche Sicherheit Neu-Amsterdams gesorgt und seine liebe Stadt gegen Ueberfälle gesichert hatte, nahm er eine Prise Taback und schnippte mit den Fingern, weil er den Amphictyonen vergebliche Arbeit gemacht. Doch können wir nicht wissen, welches Ende die Angelegenheit genommen hätte, wenn nicht der ganze Rath uneins geworden wäre, wie in den Tagen Achills.
Schon waren alle Gränzörter der Union eifrig beschäftigt, ihre verrosteten Vogelflinten zu putzen und laut zur Rache zu rufen, des Sieges über die fetten holländischen Pflanzdörfer mehr als gewiß, als die mächtige Colonie Massachusets sich gegen diese Ungerechtigkeit erhob und zu ihrem ewigen Ruhm sich dem Zuge widersetzte, dadurch aber das Unternehmen scheitern machte.
Es war auch in mehr als einer Hinsicht gerathen, daß das gute Volk des Ostens von feindlichen Plänen abstand, denn gerade um diese Zeit belagerte und schreckte der Erbfeind, der Fürst der Finsterniß, seine harmlosen Gebiete; kaum konnte man sich der Alliirten des Satans mehr erwehren, aber als ächte Spione und gefährliche Feinde wurden sie zum Geständniß gebracht und verbrannt, wie wir im folgenden Kapitel hören werden.
Fünftes Kapitel.
Wie der Fürst der Finsterniß die Bevölkerung des Ostens berückte und wie man den Feind ausrottete – wie dann ein ritterlicher Held unter den Holländern aufstand und zeigte, daß ein Mann, wie eine Blase, mit lauter Wind gefüllt seyn kann.
Eine Unzahl Hexen zeigten sich im Lande; es war ein wahrer Schauder über diese Bünde mit dem Teufel. Das Merkwürdigste aber war, daß die höllischen Künste gerade den dummsten, verrunzeltsten, häßlichsten alten Weibern anvertraut wurden, die kaum mehr Verstand hatten, als die Besenstiele, auf denen sie ritten. – Aber wenn einmal Lärm geschlagen ist, bedarf es keiner großen Beweise mehr; und es geht dann mit den Anzeichen wie bei dem gelben Fieber. Wo sich eine Krankheit zeigte, mußten Hexen daran schuld seyn, und wehe dann dem alten Weibe, das in der Nachbarschaft lebte. Die schändlichen Hexen wurden schnell erkannt an den Liebesmälern des Teufels, an schwarzen Katzen, Besenstielen und dem Umstande, daß sie nur drei Thränen und zwar aus dem linken Auge weinten. – Es gab Gerüchte von Schaluppen, die mit alten Weibern bemannt waren, von einem Schiff, wo ein großes rothes Pferd am Hauptmast stand, das aber plötzlich verschwunden war, von unsichtbarem Mannzen, von schrecklichen Erscheinungen und solchen Dingen mehr.
Umsonst war es, daß Viele die Vergehungen läugneten; sie mußten alle Martern durchlaufen, bis sie endlich in dem Feuer ihren gerechten Tod fanden.
In der Stadt Ephesus soll sich diese Plage dadurch verloren haben, daß man ein zerlumptes altes Weib steinigte, welches der böse Feind selbst war und sich augenblicks in einen zottigen Hund verwandelte. Eben so weise verfuhr man hier mit den schnellen Ausrottungen. Die Hexen wurden alle verbrannt oder verjagt, und in kurzer Zeit gab es in ganz Neu-England kein einziges häßliches altes Weib mehr – woher es ohne Zweifel kommt, daß alle junge Weiber dort so schön sind. Das gute Volk dieses Landes aber wandte sich von jenen geheimen Künsten auf den reelleren Hokuspokus des Handels, und wenn sich ja noch Hexerei durchdrängt, so geschieht es unter Verkleidungen, in der Maske von Aerzten, Rechtsgelehrten, Geistlichen. Diese Leute zeigen eine Gelehrsamkeit und Spürkraft, die gewaltig nach Hexerei schmeckt, auch ist sehr richtig bemerkt worden, daß die Steine, die sich vom Mond ablösen, meist in Neu-England niederfallen.
Der Verfasser des unschätzbaren Manuscripts in der Stuyvesant’schen Familie schreibt jene Irrungen und Plagen im Osten lediglich dem Beistande des heiligen Nikolaus zu, welches wir nicht bezweifeln wollen. Peter Stuyvesant, auf dieser Seite durch so mächtigen Schutz gesichert, wandte sich jetzt mit ernstlicher Besinnung gegen andere Freibeuter im Süden, die Schweden, die sich gegen das Ende der Regierung Wilhelms des Eigensinnigen dort festgenistet hatten.
Ohne vielen Lärm ließ er ein Truppencorps nach Süden marschiren und stellte es unter den Befehl des Generallieutenants Jacobus Van Poffenburg. Dieser berühmte Krieger war der zweite Commandant des Forts der guten Hoffnung gewesen, dessen Garnison mit so schmählichen Sprüngen von dannen fliegen mußte. In Folge dieser «denkwürdigen Affaire,» bei welcher er mehr Wunden an einem
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