Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
der grelle Schlag feindseliger Waffen spricht furchtbare Prophezeihung künftigen Jammers. Der kühne Held erhebt sich von dem Pfühl, aus goldnen Träumen und wollüstiger Ruhe, wo, in der süßen «Sänger-Zeit» des Friedens, er Labung fand nach tausend Quälereien. Nicht in der Schönheit holdem Schooße ruhend, webt er jetzt Kränze um der Liebsten Stirn, nicht schmücken Blumen jetzt sein schimmernd Schwerd, nicht durch die schönen langen Sommertage, spinnt liebekrank er Madrigale aus. Gereift zur Mannheit wirft er weg die Flöte, reißt sich das Feierkleid vom nerv’gen Nacken, und schnallt die üpp’gen Glieder ein in Stahl. Auf dunklem Haar, wo jüngst die Myrthe bebte, und Rosen buhlerisch geduftet, steht ein Strahlenhelm und Federnbaldachin; er greift zum hellen Schild, zur schweren Lanze, besteigt mit stolzer Hast ein schnaubend Roß, und brennt vor Ungeduld nach Ritterthaten.
Aber sachte, theurer Leser, ich möchte dich nicht verleiden, zu glauben, daß irgend ein
preux chevalier[[wackrer Ritter]]
, so häßlich mit Eisen umgeben, in der Stadt Neu-Amsterdam existirte. Es ist nur so eine poetische Redensart, und die einfache Thatsache war die, daß es dem ritterlichen Stuyvesant plötzlich einfiel, sein verrostetes Schwerd zu putzen, und sich zum Kampfspiel seines Herzens, zum Kriege zu rüsten.
Ich sehe ihn vor mir, wie er auf dem Familienportrait abgebildet ist, von allen Schrecknissen eines ächten holländischen Generals umstarrt, seinen Uniformrock von Berliner Blau, mit großen messingenen Knöpfen, die vom Gürtel bis zum Kinn reichten, köstlich ausgestattet: die breiten Rockschöße an den Ecken umgewendet und hinten feierlich auseinanderstehend, um den Spiegel der kostbaren schwefelfarbenen Pluderhosen zu zeigen, ein Gebrauch, der noch jetzt in den Armeen herrscht und sich von den alten Helden herschreibt, die es verachteten, sich von hinten zu decken. Das Gesicht sah vermöge eines schwarzen Schnurbartes sehr schrecklich und kriegerisch aus; das Haupthaar strotzte auf beiden Seiten mit steifpomadisirten Ohrlocken und stieg in einem Rattenschwanz bis zum Gürtel hinab; eine glänzende Halsbinde von schwarzem Leder stützte das Kinn und ein kleiner aber trotziger dreieckiger Hut, ritterlich und unternehmend auf das linke Auge gedrückt, krönte den Helden. So, das silberbeschlagene Bein voranstellend, um seine Position fester zu machen, in der rechten Hand ein Rohr mit goldnem Knopf, die Linke auf dem Griff des Schwerdes, und dazu eine Grausamkeit verkündende Runzel auf der Stirn, stellte er eine der gebieterischsten, grimmigstblickenden und kriegerischsten Figuren dar, die je auf der Leinwand paradirten. Wir wollen nun die Ursache dieser drohenden Gebehrden untersuchen.
Die eindrängerischen Schritte der Schweden im Süden des Delaware sind in der Chronik Wilhelms des Eigensinnigen erwähnt worden. Sie dauerten mit jener heroischen Hartnäckigkeit fort, welche der Eckstein des wahren Muthes ist. Die Schweden waren Christen, welche die Bibel auf ihre Art auslegten, und wenn sie den Nachbar auf den einen Backen geschlagen hatten, ihm auch auf den andern einen Streich versetzten, ob er ihn nun hinhielt oder nicht.
Printz, ihr Gouverneur, war gestorben oder abberufen worden, und ihm folgte Jan Rising, ein riesenhafter Schwede, der, wenn er nicht krumme Beine und abgesetzte Glieder gehabt, zum Modell für einen Herkules hätte dienen können. Er war nicht weniger habsüchtig als mächtig und eben so listig als gierig, so daß nicht zu zweifeln war, wenn er vier bis fünfhundert Jahre früher gelebt hätte, wäre er einer von jenen gottlosen Riesen geworden, die ein grausames Vergnügen daran fanden, unglückliche Dämchen in die Tasche zu stecken, sie mit in der Welt herumzutragen und in verzauberte Schlösser einzusperren, ohne Toilette, Weißzeug und andre Lebensbedürfnisse. Wegen dieser Gewaltthaten fielen sie unter dem Rächerarm der Ritter, die alle solche Schurken über sechs Fuß Länge erschlugen, ohne Zweifel die Ursache, warum die großen Leute ausgingen und die Nachwelt immer kleinere Menschen zu sehen bekommt.
Kaum trat Gouverneur Rising in seine Stelle, als er auch das wichtige Fort Casimir ins Auge nahm und die edle Entschließung faßte, davon Besitz zu ergreifen. Um aber kein Blutvergießen zu verursachen, und einer langweiligen Belagerung zuvorzukommen, nahm er zu dem dienlicheren Mittel des Verraths seine Zuflucht.
Unter dem Vorwande, dem General von Poffenburg einen
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