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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Besuch zu machen, segelte er mit großem Pomp den Delaware hinauf, entfaltete seine Flagge mit den gehörigen Ceremonien und beehrte das Fort mit einem königlichen Gruß, ehe er Anker warf. Das ungewohnte Donnern weckte den holländischen Veteran auf, der treu auf seinem Posten ein Schläfchen machte, und da ihm der Lunten ausgegangen war, das Compliment mit Feuer aus der Pfeife eines Nachbars, das er auf die rostige Muskete schüttete, erwiederte. Die Kanonen des Forts würden jenen Gruß auch sogleich erwiedert haben, wenn sie nicht außer Stand und die Vorräthe erschöpft gewesen wären, welches bei den Forts gewöhnlich der Fall ist und bei dem Bestand von zwei Jahren und den viel wichtigeren Beschäftigungen des Generals von Poffenburg ganz natürlich war.
    Rising, sehr glücklich über die höfliche Antwort auf seinen Gruß, wiederholte ihn, denn er wußte wohl, daß diese Ceremonien dem Commandanten als eine Huldigung seiner Größe erschien. Er landete darauf mit Gepränge, von einem Gefolge von dreißig Mann begleitet, welches dazumal schon etwas Großes war.
    Diese Zahl der Gäste hätte Verdacht erwecken müssen, wenn nicht General Poffenburg so von sich eingenommen gewesen wäre, daß er außer diesen Gedanken keinen andern aufkommen ließ und das Gefolge als ein großes Compliment für sich aufnahm – so stehen sich oft große Männer selbst im Licht und verfinstern die Gestalt ihres eignen Schatten.
    Van Poffenburg war nun in einiger Verlegenheit, diese Artigkeit und Respectsbezeugung zu erwiedern. Die Hauptwache wurde ins Gewehr gerufen und Waffen und Kleidungsstücke (ein volles halbes Dutzend von letzteren) vertheilt. Ein langer dürrer Kerl kam in einem Rock für einen kleinen Mann daher, die Schöße reichten ihm kaum über den Gürtel herab, die Knöpfe davon standen ihm auf den Schultern und die Ermel gingen etwas über die Ellbogen, so daß die dürren Arme wie lange Spaten hervorschauten, und da der Rock zu knapp war, um zusammenzupassen, so wurde er mit Schnüren von rothen wollnen Strumpfbändern schließend gemacht. Ein andrer hatte einen alten dreieckigen Hut mit einem Busch von Hahnenfedern nach hinten auf dem Kopf sitzen; einem dritten hingen zerrissene Kamaschen um die Knöchel; ein vierter, kurz und entenbeinig, hatte ein Paar fürchterliche Hosen von dem Gouverneur an, die er mit der einen Hand hielt, während die andere das Gewehr faßte. Die übrigen waren in ähnlicher Verfassung, bis auf drei lästerliche Lumpenkerls, die keine Röcke und nur anderthalb Hosen hatten und daher nach dem schwarzen Loch detaschirt wurden, um sie den Blicken zu entziehen.
    Als seine Soldaten auf diese Weise ritterlich in Reihe und Glied standen und die, welche keine Flinten hatten, mit Spaten und Hacken schulterten, und Jedem anbefohlen ward, die Hemdzipfel [zu] verbergen und die Stiefel in die Höhe zu ziehen, so that General Van Poffenburg, wie weiland More von Morehall, einen heftigen Zug schäumenden Biers, stellte sich an ihre Spitze, befahl die Zugbrücke hinüberzuschlagen, die aus tannenen Bohlen bestand, und trat aus seiner Veste hervor. Es begann zwischen den Anführern ein Complimentiren, welches aller Beschreibung spottet; sie ließen die gegenüberstehenden Truppen alle möglichen Manoeuvres durchmachen, schultern und präsentiren, wobei die Führer zum Kommen und zum Gehen salutirten – die Trommeln wurden gerührt, die Pfeifen quikten, die Fahnen wehten – sie schwenkten links, sie schwenkten rechts, sie schwenkten ganz um – sie marschirten mit Rotten rechts, mit Rotten links – in ganzen Compagnieen, halben Compagnieen, zwei Mann hoch und einzeln – im Geschwindschritt, im Paradeschritt, und in gar keinem Schritt. Nachdem alles erschöpft war, was in der Tactik gelehrt wird, und was noch nie gelehrt worden war, kam’s endlich zwischen den Commandeurs und ihren Truppen zu einem «Auf der Stelle ruht!»wobei sich alles verschnaufte und völlig erschöpft war. Noch nie führten zwei mannhafte Landsturms-Anführer oder zwei flunkernde Theaterhelden ihre entenbeinigen, schwerfüßigen Myrmidonen so energisch und zu ihrer eignen Zufriedenheit wie hier.
    Nach Beendigung dieser Complimente begleitete General Van Poffenburg seinen erlauchten Gast mit großen Ceremonieen in das Fort und zu allen Werken, zeigte ihm die Hornwerke, Kronwerke, Halbmonde und verschiedne andre Außenwerke, oder vielmehr die Stellen, wo sie stehen sollten, wenn es ihm gefallen hätte, und erklärte ihm, daß es

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