Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
eine Festung ersten Ranges – im Embryo sey. Dann wurde Generalrevue über die Garnison gehalten, welche mit dem schönen Schauspiel schloß, daß die drei unglücklichen Lumpenkerls aus dem schwarzen Loch geholt wurden und sich zum Beweis der strengen Disciplin mußten überlegen lassen.
Der pfiffige Rising stellte sich im höchsten Grade verwundert über die Ordnung und Mannszucht, machte aber im Stillen seine Bemerkungen, blinkte seinen Gefährten zu und diese stießen einer den andern an und lachten nach Herzenslust – in den Ermel.
Nachdem die Inspection, Revue und Execution vorüber waren, ging es an ein Bankettiren, wo sich der General Van Poffenburg erst recht als ein Held zeigte, denn er ließ hier mehr Todte auf dem Feld, als sonst in seinem ganzen Leben. Es existiren noch mehrere Bülletins von solchen unblutigen Affairen, wo er sich auszeichnete und wo die Zahl der Ochsen, Schweine, Hämmel, Kohlköpfe, Kartoffeln, Bierfässer, Pfeifen, Zuckerhüte, verschlungenen Messer und Gabeln &c. allen Glauben übersteigt und seit den Tagen Pantagruels nicht erhört worden ist, so daß in kurzer Zeit Poffenburg mit seiner Armee in einem feindlichen Lande es zum Hungertod unter den Einwohnern gebracht hätte.
Ich wünschte, meine Leser könnten den wackern Poffenburg sehen, wie er, gleich dem großen Weintrinker Alexander, von Kriegern umgeben, schmaus’te und dabei erzählte von Heldenthaten und gräßlichen Dingen. Brachte er aber etwas vor, was nur im mindesten einem Witz ähnlich sah, so schlug Rising mit seiner nervigen Faust auf den Tisch, daß die Gläser tanzten, warf sich in seinem Stuhl zurück und schwur aufs fürchterlichste und unter riesenhaftem Gelächter, daß es der beste Witz sey, den er in seinem Leben gehört habe. Es war ein unsäglicher Lärm im Hause, und General Van Poffenburg sprach der Flasche so lustig zu, daß er in weniger als vier Stunden mit seiner ganzen Garnison, die nicht hinter ihm zurückblieb, schwer getroffen hinsank und vom süßen Lallen in tiefen Schlaf verfiel.
Kaum trat diese Krisis ein, als der listige Rising und seine Schweden, die sich wohlweislich nüchtern gehalten hatten, sich über ihre Wirthe hermachten, sie knebelten, und von dem Fort im Namen der Königin Christina förmlich Besitz nahmen. – Sie ließen alle holländische Soldaten, die sich vom Rausch erholen konnten, den Eid der Treue schwören; Rising ordnete das Festungswesen, setzte seinen vertrauten Freund Suen Scuts, einen langen, mumienartigen schwedischen Wassertrinker zum Commandanten und rückte dann mit der holländischen Garnison als seinen Gefangenen aus; ihr Commandant glich, als er sich die Augen auswischte, nicht wenig einem zappelnden Fisch oder ungnädigen Meeresungeheuer, das auf dem trocknen Land nach Wasser schnappt.
Die Garnison wurde darum wegtransportirt, damit Stuyvesant nicht von der Ueberrumpelung Nachricht erhalte, denn der schlaue Rising fürchtete sehr die Rache dieses ritterlichen Anführers, dessen Name die Nachbarschaft nicht weniger in Schrecken setzte, als der unbezwingliche Scanderbeg seine räudigen Feinde, die Türken.
Zweites Kapitel.
Wie Peter der Starrköpfige das Mißgeschick seines Generals erfuhr, und wie er sich dabei benahm, mit einigen Zügen von seiner Fahrt den Hudson hinauf.
Die Hoffnung des listigen Rising ging nicht in Erfüllung. Ein umherstreifendes Genie, Namens Dirk Schuiler oder Skulker, halb Holländer, halb Wilder, halb Teufel, und die vierte Hälfte seine eigne Eigenthümlichkeit, ein langer verzweifelter Kerl mit einer guten Spürnase, schnellen Beinen und langen Fingern – der sich in allen Colonieen umtrieb und vertraulich Galgen-Dirk genannt wurde; dieser Cosmopolite war gerade bei dem Festmahl anwesend und spielte, indem er sich unter die Dienenden mischte, den Hanns in allen Ecken. Bald hatte er die Absicht der Schweden weg und sann nur darauf, wie er sie zu seinem Vortheil benutzen könne. Er entschloß sich kurz, ging, nachdem er für den Magen gesorgt, mit einigen Kleidungsstücken beider Partheien durch, und war, ehe man’s glauben konnte, in seiner Geburtsstadt Neu-Amsterdam, wo er die ganze schmähliche Ueberrumpelung dem Gouverneur entdeckte.
Der tapfre Peter fuhr von seinem Sitz auf, zerbrach die Pfeife, woraus er rauchte, an der Kaminbrüstung, stopfte eine unglaubliche Portion Taback in die linke Backe, blähte seine Pumphosen auf und humpelte, ein garstiges Lied brummend, in der Stube auf und ab, wie es im Zorn seine
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