Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Gewohnheit war.
Aber dabei blieb es nicht. Er stieg die Treppe hinauf und öffnete eine Kiste, worin seine ganze Rüstung lag, wie ich sie beschrieben habe. Diese legte er, wie Achill die des Vulkan, stillschweigend an, indem er die Augenbrauen zusammenzog und durch die verbissenen Zähne athmete. Als er sein Schwerd aus der Scheide zog, überflog seine starren Züge ein grimmiges Lächeln, es war das erste Lächeln seit fünf vollen Wochen, aber wer es sah, prophezeite der Provinz heiße Tage.
Antonius Van Corlear mußte hierhin und dorthin eilen und mit Trompetenstößen die Pairs zur Rathsversammlung einladen. Man kam ohne Verweilen, setzte sich, zündete die langen Pfeifen an und blickte mit ruhigem Wesen Seine Excellenz und Dero Uniform an. Der Gouverneur aber richtete, in soldatisch kühner Stellung, die eine Hand auf der Degenkuppel, die andre in die Luft geschwungen, eine kurze kräftige Rede an die Versammlung, die ich nicht überliefern kann, weil mir die Quellen eines Livius, Thucydides, Plutarch, nicht zu Gebote stehen, die ohne Zweifel Geschwindschreiber benutzt haben mußten, weil bei ihnen die schönen Reden alle Wort für Wort aufgezeichnet sind. So viel ist gewiß, daß er ihnen kund that, nun wolle er selbst gehen und diese Obsthöcker, diese Schweden, aus dem gestohlnen Fort Casimir verjagen. Diesem raschen Entschluß gaben alle, die gerade wach waren, ihre völlige Zustimmung, und die, welche schliefen (da es an einem Nachmittage war), hatten auch nichts dawider.
Die Stadt Neu-Amsterdam ward jetzt zum Waffenschauplatz. Rekruten aller Art, aus Landstreichern und Ueberläufern zusammengesetzt, Lumpenkerle, die einigen Ehrgeiz auf sechs Pence den Tag zeigten, und auf unsterblichen Ruhm daneben, ließen sich enrolliren; aber der Ehrgeiz und die Vaterlandsliebe der Bürger blieben ziemlich kalt, weil sich alle Wünsche nur um den lieben Herd sammelten. Der große Peter, von edlem Feuer entbrannt, wollte nicht auf den schläfrigen Beistand dieser öligen Bürger warten, sondern rüstete sich zu einer Werbungsfahrt den Hudson hinauf, in seiner Staatsgaleere, nachdem er einem Gottesdienst in der Kirche des heiligen Nikolaus beigewohnt; dieses schön gezierte, mit phantastischen Blumen geschmückte und wohlverproviantirte Schiff bestieg er und fuhr die reizende Wildniß der Gestade des Hudson hinauf, die bald lieblich, bald in riesenhaften Formen von Waldungen und Felsen den erstaunten Schiffenden entgegentrat, besonders als sie die furchtbaren Engpässe der Hochlande erreichten, wo sich wilde Klippen, wie von Titanen gen Himmel gethürmt, drohend in Nebel und Wolken verlieren. In diesem Schooß von Felsen band der allmächtige Manetho die rebellischen Geister, die unter seinem Scepter zu murren begannen. Hier, in Demantfesseln geschmiedet, oder in gespaltne Pinien eingeklemmt, oder von schweren Felsen gedrückt, seufzten sie manches Menschenalter hindurch, endlich aber brach der glorreiche Hudson in seinem Lauf nach dem Ocean ihr Gefängniß und rollte seine stolze Fluth im Triumph über die Trümmer. Noch immer hausen viele von diesen Geistern um ihre alten Sitze, und diese sind es, nach alten Sagen, welche die vielen Echo’s verursachen, die in den furchtbaren Wildnissen schaurig hinhallen und nichts sind, als ihr schmerzliches Rufen, wenn ein Geräusch die Todtenstille ihrer Ruhe unterbricht. Aber wenn die Elemente durch Stürme aufgeregt werden, wenn die Winde losgelassen sind und der Donner brüllt, dann ist das Schreien und Heulen dieser geängsteten Geister fürchterlich und die Berge erdröhnen von ihrem gräßlichen Aufruhr; dann glauben sie, Manetho komme zurück, um sie in finstre Höhlen einzuschließen und ihr schreckliches Kerkerleben zu erneuern.
Alle, selbst diese furchtbar schönen Scenen waren für unsern Helden verloren. Sein Sinn stand nur auf den eisernen Streit und auf Waffenthaten unsterblichen Ruhms.
Während er im Schiff so sann, gab es allerlei Unterhaltung für die Mannschaft; wer nicht schlief, hörte rauchend dem Antonius Van Corlear zu, der manche Schnurren und alte Sagen zum besten gab. Die unzähligen Johanniswürmchen, die in der Nacht umherflogen, sollten nach ihm böse schwefelichte Dämchen aus der Geisterwelt gewesen seyn, die, zur Strafe in Insecten verwandelt, das Feuer, womit sie die Herzen der Bewohner sündlich entzündeten, nun im Schweife tragen, wie Schwefel.
Weiter gab es mit dieses Van Corlears Nase ein wunderbares Ereigniß. Sie war ungeheuer groß,
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