Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
mit Rubinen und andern Edelsteinen geziert, und als die Sonne im vollen Morgenstrahl, da er sich eben gewaschen hatte, darauf hinblitzte, fiel der Widerschein in’s Wasser, siedend heiß, und tödtete einen Stör, der an der Seite des Schiffes hinschwamm. Das Ungeheuer gab Veranlassung zu einer köstlichen Mahlzeit, und es war dieß das erstemal, daß ein solches Thier von den Holländern gegessen wurde, welches ihnen aber trefflich mundete, bis auf die Stelle, wo das Thier getroffen war, die etwas nach Schwefel schmeckte. Als Peter Stuyvesant von dem Mirakel hörte und von dem unbekannten Fisch aß, war er so sehr erfreut, daß er einem Vorgebirg in der Nähe zum ewigen Andenken den Namen Antonius-Nase gab, den es noch trägt.
Unmöglich kann ich alle Wunderbegebenheiten erzählen, die sich auf dieser Fahrt ereigneten; ich möchte aber doch erwähnen, wie sie auf einem Gang an’s Ufer auf einem platten Felsenstück, das in den Fluß ragt, einen Trupp lustig springender Teufel wahrnahmen, eine Stelle, die davon noch heutiges Tages des «Duyvel’s Dans-Kamer» genannt wird – aber nein, Dietrich Knickerbocker, es ziemt dir nicht, in deiner Geschichte, die einem ernsteren Ziele mit raschen Schritten zueilt, so weit auszuschweifen. Vergiß für den Augenblick die vielen Sagen und Mährchen aus deiner Kindheit und wende dich zu dem erhabenen Helden, wie er unterdessen sein tapfres Heer unter die Fahnen des verletzten Vaterlandes sammelt.
Drittes Kapitel.
Beschreibung des gewaltigen Heeres, das sich bei der Stadt Neu-Amsterdam sammelte, und der Zusammenkunft Peters des Starrköpfigen mit dem unglücklichen General Van Poffenburg.
Während der unternehmende Peter mit vollen Segeln an den Gestaden des königlichen Hudson hinfuhr und die phlegmatischen kleinen holländischen Niederlassungen zum Krieg aufbot, vereinigte sich eine mächtige Schaar von Streitern in der Stadt Neu-Amsterdam.
Sie sammelten sich auf dem öffentlichen Platz vor dem Fort, der nun das Bowling-Green heißt; dort stand das Zelt, um welches sich die Leibgarde des Gouverneurs, die wackern Bürger von Amsterdam zusammenfanden. Ihr Anführer war der tapfre Stoffel Brinkerhoof, der an der Austernbai so unsterblichen Ruhm gewann – sie entfalteten als Banner einen aufsteigenden Biber in einem orangefarbenen Felde, das Wappen und Siegel der Provinz, welches so schön die beharrliche Industrie und Amphibiennatur der Niederländer ausdrückt.
Rechter Hand sah man die Vasallen des berühmten Mynheer Michael Paw – der über die schönen Gefilde des alten Pavonia und der Länder nach Süden bis zu dem Navesink-Gebirg gebot, auch Patron der Gibbet-Insel war. Seine Fahne trug sein treuer Knappe Cornelius Van Vorst; sie zeigte eine große ruhende Auster in meergrünem Felde, das Wappen seiner Lieblings-Hauptstadt Communipaw. Er führte einen stolzen Trupp zu Felde, schwer bewaffnet, denn jeder trug zehn Paar leinwollene Beinkleider und war überschattet von breiträndrigen Bibern, mit kurzen Pfeifen im Hutbande. Es waren die Völker, die im Morast an der Küste hin vegetirten und nach der Fabel ihren Ursprung von den Austern herleiteten.
In geringer Entfernung stand ein Kriegerstamm aus der Nachbarschaft des Höllenthors. Diese commandirten die Suy Dams und Van Dams, heftige Flucher, wie ihr Name andeutet – sie waren von furchtbarem Anblick, in breitschößige Kittel gekleidet, von jenem sonderbar gefärbten Tuch, welches in der Modesprache Donner und Blitz heißt – ihre Fahne trug als Sinnbild drei schwebende Stopfnadeln des Teufels in feuerfarbenem Felde.
Dicht daneben war das Zelt der Krieger von den Marsch-Ufern der Wallfisch-Bucht (seitdem Wallabout genannt, wo jetzt der Admiralitäts-Hof steht) und von der benachbarten Gegend – sie hatten saure Gesichter, weil sie sich von den hier im Ueberfluß vorhandenen Krabben nährten. Sie waren die ersten Stifter des berühmten Ritterordens «Trutz den Marktdieben» (? –
Fly market shirks
) und wenn die Ueberlieferung nicht irrt, so führten sie den berühmten Tanz Dubbel-Trubbel, eine Art Schottischen ein. Sie commandirte der furchtlose Jacobus Varra Vanger, und bei ihnen war eine nette Bande von Breukeler Fährleuten, die ein recht braves Concert auf Muschelhörnern hören ließen.
Ich muß dem Unternehmen entsagen, eine genaue Beschreibung von den andern zu liefern, als da sind die Helden von Bloemendael, Weehawk und Hoboken und von andern in der Geschichte und im Gesang wohl bekannten Orten –
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