Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
der plötzlich an einer Indigestion verschied; beide wurden als solche, die im Dienste des Vaterlandes gefallen seyen, den Unsterblichen zugezählt. Zwar verlor Peter Stuyvesant eines seiner Glieder, indem ihm bei dem Sturme des Forts das Bein zerschmettert wurde, allein es war zum Glück sein hölzernes und dem Schaden schnell abzuhelfen.
Und nun bleibt mir für diesen Zweig meiner Geschichte nur noch zu bemerken, daß der unbefleckte Held und sein siegreiches Heer fröhlich nach Manhattan zurückkehrten, daß sie einen feierlichen Triumphzug hielten, mit dem gefangenen Rising und den Ueberresten seines geschlagenen Heeres, welches bockbeinig den Gehorsam verweigert hatte; es scheint, der gigantische Schwede war nur in eine Ohnmacht gefallen, von welcher er sich durch einen herzhaften Nasenstüber schnell wieder erholte.
Diese gefangenen Herren wurden dem Versprechen gemäß auf öffentliche Kosten einquartiert, in ein schönes geräumiges Schloß; es war das Staatsgefängniß, von welchem Stoffel Brinkerhoff, der unsterbliche Eroberer der Austernbai, erblicher Gouverneur wurde, und welches noch steht.
Es war ein glückseliger Anblick, die Wiedervereinigung der Neu-Amsterdamer wahrzunehmen. Wie drängten sich die alten Weiber um Anton Van Corlear, der die ganze Campagne haarklein erzählte, und nur darin von der Wahrheit abwich, daß er sich alle Siege zuschrieb, besonders den über den stolzen Rising, da ihn sein Fläschchen getroffen hatte.
Die Schulmeister in der ganzen Stadt gaben ihren Kindern Feiertag – sie folgten schaarenweise den Trommeln, mit papiernen Mützen gekrönt, und mit Stöcken durch die Hosen gezogen. Der tolle Pöbel folgte dem Peter Stuyvesant auf den Fersen, wohin er ging, warf die schmierigen Hüte in die Höhe und rief unaufhörlich sein «Vivat hardkoppig Piet!»
Es war in der That ein Tag der Lust und Wonne. Auf dem Stadthaus wurde den Siegern zu Ehren eine fürchterliche Mahlzeit gegeben, wo sich die großen und kleinen Sterne von Neu-Amsterdam zu einem seltnen Strahlenkranze vereinigten. Schout mit seiner gehorsamen Deputation, die Burgermeister mit ihren Schöffen, diese mit ihren Subalternen, und so herab bis zum Bettelvogt; jeder hatte seinen dienstbaren Geist an der Seite, um ihm die Pfeife auszurauchen, das Glas auszutrinken und über seine kühnen Witze zu lachen, kurz es zeigte sich, daß nichts in der Welt über ein Stadtfest gehe. Die Tische bogen sich unter der Last von Fischen, Fleischsorten und Geflügel aller Art, ganze Seen von edlen Flüssigkeiten wurden vergossen, tausend Pfeifen geraucht und eine Menge platter Witze mit schallendem speckfettem Gelächter aufgenommen.
Ich darf nicht vergessen, zu bemerken, daß Peter Stuyvesant diesem glorreichen Siege noch einen neuen Titel verdankte – alles war so hoch entzückt, daß man ihn von nun an Peter den Großen, Pieter de Groodt nannte, oder wie es die Neu-Amsterdamer in ihre Mundart übersetzten: Piet de pig; so nannten sie ihn bis zu seinem Tode.
Siebentes Buch.
Enthaltend den dritten Theil der Regierung Peters des Starrköpfigen, seine Händel mit der brittischen Nation, wie endlich das Sinken und Verfallen der holländischen Dynastie.
Erstes Kapitel.
Wie Peter Stuyvesant das souveraine Volk der Bürde enthob, sich um Regierungsangelegenheiten zu bekümmern – nebst einigen Besonderheiten seines Benehmens in Friedenszeiten.
Während der Abwesenheit des Helden hatte der Pöbel von Neu-Amsterdam einen tiefen Zug aus dem berauschenden Becher seiner Macht unter Wilhelm dem Eigensinnigen gethan, und obgleich er bei dem Regierungswechsel mit der Spürkraft, die ihm gleich dem Zugvieh eigen ist, merkte, daß die Zügel straffer gehalten wurden, so konnte er doch nicht umhin, sich zu reiben, schaben und ins Gebis zu knirschen, wie ein stätiges Pferd.
Kaum war Peter Stuyvesant auf seinen Zug gegen die Schweden ausgegangen, als die alten Factionsmänner auch schon die Köpfe aus dem Wasser reckten und sich in politische Clubbs zum Wohl des Landes vereinigten; eine große Rolle spielten dabei die Burgermeister und Schöffen. Diese edlen Würdenträger waren nicht mehr jene fetten, wohlgenährten stillen Magistratspersonen unter Walter dem Zweifler; im Gegentheil, aus dem Volk erwählt, bildeten sie gewissermaßen ein kräftiges Bollwerk zwischen dem Pöbel und der Regierung. Sie waren große Popularitäts-Candidaten und heftige Advocaten für die Rechte des rohen Haufens, indem sie in uneigennützigem Eifer den
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