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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Vandersee
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Umhängetasche vor die Füße. Ich hielt die Luft an. Waren wir damals auch so aufmüpfig und respektlos gewesen?
    Kokolores hob die Tasche auf, durchwühlte sie kurz und holte dann eine weitere Wasserbombe heraus, eingewickelt in ein Handtuch.
    »Und wenn schon!«, rief Jasmin empört. »Sie wird einen Grund haben, dieses Gör damit zu bewerfen.«
    Mir klappte der Kiefer herunter. Doch bevor ich etwas sagen konnte, brach unter den Schülern eine hitzige Diskussion aus.
    Kokolores rief mehrmals nach Ruhe, doch keiner achtete auf ihn. Dann ertönte plötzlich ein lauter Gong, der jeden Muskel in meinem Körper vibrieren ließ, und eine ältere Dame mit grauem Dutt blickte böse zu uns herüber. »Alle raus hier! So etwas wird hier nicht geduldet! Was ist denn das für ein Benehmen!«
     
    Ich fühlte mich wie erschlagen, als wir zu Hause ankamen. Nele lief sofort auf ihr Zimmer. Auf dem gesamten Nachhauseweg hatte sie kaum ein Wort gesprochen. Ich wusste nur zu gut, wie sie sich fühlte.
    Eigentlich war es zum Trinken noch zu früh, doch unter diesen Umständen fand ich den Genuss eines Proseccos durchaus angemessen. Auf dem Weg zum Kühlschrank verhedderte sich mein Knöchel allerdings in einer Wollschnur, die um den Küchenstuhl gewickelt war und bis zum Fuß der Kommode führte.
    »Humphrey, du blöder Kater!«
    Ich vernahm ein lautes Miauen aus dem Wohnzimmer, während ich meinen Fuß von der Schnur befreite.
    »Wenn du weiterhin gefüttert werden willst, dann solltest du nicht überall Stolperfallen aufbauen!«
    »Er ist ein psychopathischer Kater«, sagte Nele plötzlich. Ich hatte sie nicht kommen gehört. Mit rot geweinten Augen stand sie im Flur und blickte mich an. »Leg dich besser nicht mit ihm an. Er ist nicht ganz dicht.«
    »Humphrey? Was sollte der schon tun, er ist doch bloß ein Kater«, sagte ich stirnrunzelnd, öffnete die Kühlschranktür und holte eine Flasche Sekt heraus.
    »Eines Nachts ist er auf mein Bett gesprungen und ich schwöre es dir, er hatte ein Wollknäuel im Mund und in seinem Blick konnte ich genau herauslesen, dass er mich damit fesseln wollte, um mich hinterher aufzufressen.«
    Ich lachte laut auf. »Was?«
    »Ich habe tagsüber sein blödes Spielzeug weggenommen, weil ich ständig drüber gefallen bin. Er wollte sich rächen, wirklich. Ich schwöre es.« Doch auch Nele musste bei dieser Aussage schmunzeln und fügte ein energisches »Wirklich!« hinterher.
    »Okay. Humphey, du bekommst weiterhin dein Fressen. Kein Grund mir nachts einen Besuch abzustatten, okay?«
    Ich schrie beinahe auf, als er sich schnurrend um meine Beine wand. Nele lachte sich halb schlapp.
    »Wollen wir uns eine Pizza bestellen?«, fragte ich, während ich mir ein Glas Sekt einschenkte.
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Aber du solltest etwas essen.« Herrje, ich klang wie meine Mutter.
     
    Kurz nachdem ich uns eine Pizza bestellt hatte, klingelte es an der Haustür. Da sich Nele wieder in ihr Zimmer verkrümelt hatte, schlurfte ich mit Badeschlappen und Sektglas zur Tür und starrte kurz darauf in ein blasses Gesicht, das nur aus einem Stirnrunzeln und geweiteten Augen zu bestehen schien.
    »Kokolo-Herr Kolores! Was machen Sie denn hier?«
    Mein Gegenüber räusperte sich, starrte auf mein Sektglas und zupfte den Saum seines grässlichen Pullunders zurecht, bevor er sein Anliegen stotternd vortrug.
    »Ähm...das mit vorhin, also...ist ja...geht es Ihnen gut?«
    »Sicher doch.«
    Wieder stierte er mein Sektglas an und erst jetzt wurde mir bewusst, dass er mich ja für eine alkoholkranke Rabenmutter hielt, die einen Rückfall hatte.
    »Ich habe nur vor Jasmin gesagt, dass...Sie wissen schon.«
    »Ich kann Ihnen da eine Nummer geben. Es gibt Hilfe, glauben Sie mir. Alkohol kann nicht die Lösung sein.«
    Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen.
    »Ich trinke nicht. Ähm...also nicht übermäßig.«
    »Natürlich. Aber dennoch-«
    »Sie verstehen nicht! Ich bin keine Alkoholikerin.«
    »Aber natürlich nicht«, sagte er leise.
    Am liebsten hätte ich ihm das Sektglas um die Ohren gehauen. »Kommen Sie schon rein.«
    »Danke sehr.«
    In mir tobte ein Orkan. Ich führte Kokolores ins Wohnzimmer, wo er auf dem Ledersessel Platz nahm.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    Debil lächelnd schüttelte er den Kopf. »Ich trinke um diese Uhrzeit nicht.«
    »Ich rede von Tee, Kaffee oder Cola, verflucht!«
    Mit verschränkten Armen vor der Brust postierte ich mich im Türrahmen und funkelte ihn böse

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