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Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)

Titel: Humphrey, ich und Kokolores (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Vandersee
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dass er mir die Socken, die ich trug, von den Füßen reißen wollte.«
    Ich musste schmunzeln.
    »Bis heute Abend, Frau Reuter.«
     
     
    »Was habe ich bloß getan? Wieso habe ich mich bloß darauf eingelassen?« In einer Endlosschleife sprudelten diese beiden Fragen aus meinem Mund, während meine Füße nicht aufhören konnten im Wohnzimmer umherzulaufen.
    Nele saß kopfschüttelnd auf der Couch und studierte die Fernsehzeitschrift.
    »Ich meine...WIE KONNTE ICH NUR?«
    »Die Frage lautet doch eher, was ziehst du an?«
    Fassungslos starrte ich das Mädchen an.
    »So schlecht sieht er nicht aus. Er labert einen Haufen Stuss, aber er wurde für eine glatte Neun befunden.«
    »Eine Neun?«, fragte ich abwesend, schob die Gardine beiseite und beobachtete, wie Humphrey im Garten einer Amsel nachjagte.
    »Es gibt eine Internetseite, wo Lehrer bewertet werden. Nach Aussehen und so weiter. Und Kokolores hat neun von zehn Punkten erreicht. Soviel hat kein anderer. Herr Schmitt hat fünf bekommen und alle anderen liegen noch weiter drunter.«
    »Ihr habt ihm bei seinem Kleidungsstil neun Punkte verpasst? Wart ihr bekifft?«
    »Keine Ahnung, wer ihn alles bewertet hat. Aber er ist für einen Lehrer ganz stylish.«
    »Stylish? Hast du den Pullunder gesehen?«
    »Das ist voll in . Liest du keine Modemagazine?«
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Wurde ich etwa alt?
    »Ich gehe dann mal hoch, meinen Koffer durchwühlen«, sagte ich mehr im Scherz, doch auf dem Weg nach oben, traf ich den Entschluss mir Mühe zu geben und meine Wohlfühlklamotten gegen etwas Schickeres auszutauschen.
    Ich hatte mich seit Ewigkeiten nicht mehr aufgestylt. Als Neu-Arbeitslose hat man weder Geld um auszugehen, noch Lust. Und ein Date hatte ich seit Monaten nicht mehr gehabt. Irgendwie waren alle Männer vergeben oder Arschlöcher. Oder beides. Oder schlimmer, sie hatten Katzen, Hunde, Kinder oder einen Job, über den sie sich ständig beklagten.
    Zwar betrachtete ich den Abend mit Kokolores nicht als Date, aber aufhübschen konnte ich mich ja trotzdem.
    Eine halbe Stunde später ging ich wieder unruhig im Wohnzimmer umher, in einem blauen schulterfreien Sommerkleid und dazu passenden Sandaletten. Meine Haare hatte ich zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das war die extravaganteste Frisur, die ich hinbekam. In Sachen Haare hatte ich leider zwei linke Hände. Ich war froh, wenn ich sie einigermaßen geglättet bekam.
    Um drei Minuten vor achtzehn Uhr, klingelte es an der Haustür und Nele lief gackernd in ihr Zimmer nach oben. Sie fand das alles furchtbar amüsant und hatte schon laut überlegt Hochzeitseinladungen zu erstellen.
    »Das ist bloß eine...eine Konferenz!«, schrie ich ihr hinterher.
    Ein weiteres Gackern ertönte, bevor sie ihre Zimmertür geräuschvoll schloss. Türgriffe waren aber auch so was von überflüssig!
    Kokolores hatte seinen Pullunder gegen ein blaues Hemd getauscht, und mit Jeanshosen sah er recht attraktiv aus.
    Mit einem schüchternen Lächeln hielt er mir eine Flasche Cola entgegen.
    »Danke«, sagte ich verdutzt und starrte auf das Etikett, während ich ihn eintreten ließ. »Guter Jahrgang.«
    Er räusperte sich. »Nunja, es ist ja ein eher dienstliches Gespräch...es...Sie...ich dachte, es wäre besser ernsthaft und nüchtern über die Problematik...«
    »Ich bezog mich auch eher auf das »light«. Wollen Sie mir damit irgendetwas mitteilen?«
    Stirnrunzelnd sah er mich an. »Nun...ähm...achten nicht alle Frauen auf ihre Figur?«
    »Dann gehöre ich entweder nicht zu der Gattung Frauen oder aber ihre These ist ein wenig falsch.«
    »Ich glaube, Sie meinten Geschlecht und nicht Gattung. Und es war auch keine These, sondern-«
    Als er meinen Blick bemerkte, verstummte er, räusperte sich und streckte mir die Hand zur Begrüßung hin.
    »Fangen wir besser noch mal von vorne an. Guten Abend, Frau Reuter und, erlauben Sie mir die Bemerkung, aber Sie sehen zauberhaft aus.«
    Ich schüttelte seine leicht feuchte Hand und schmunzelte.
    »Das nächste Mal bringe ich Pralinen mit und ein zuckerhaltiges Getränk.«
    »Aber bitte keine Pralinen mit Zartbitterschokolade. Und keine mit Nüssen, davon bekomme ich Ausschlag. Erdbeercreme finde ich auch widerlich. Cognac ist in Ordnung, solange der Schokoladenanteil bei 90% liegt. Und Nugat mag ich, aber auch nur bei belgischen Pralinen. Vanillecreme finde ich auch ätzend, es sei denn, es ist echte Bourbon-Vanille.«
    »Haben Sie etwas zu schreiben?«, fragte er mich auf dem Weg

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