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Hunde Jahrbuch

Hunde Jahrbuch

Titel: Hunde Jahrbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dreizehn Autoren
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dem Kopf. Abends lagen wir im Bett und diskutierten die Angelegenheit bis ins kleinste Detail durch. Wir wägten Pro und Kontra ab, kamen aber zu keiner wirklichen Lösung. So ging das Abend für Abend. Eine Woche lang. Wollte uns die Frau vielleicht nur ködern, als sie das Einschläfern erwähnte? Aber was wäre, wenn nicht? Was, wenn sie es ernst meinte? Was, wenn sie einen Tierarzt fände, der „es“ macht ...? Wir überlegten, wie wir uns fühlen würden, wenn uns Aska eines Tages nicht mehr begrüßte. Wenn sie nicht mehr schwanzwedelnd auf uns zu liefe, wir nicht mehr in diese ruhigen braunen Augen schauen könnten. Wir würden uns immer fragen, ob man sie eingeschläfert hätte, und wir würden uns immer fragen, ob wir es hätten verhindern können. Wir entschieden, Aska auf Probe zu uns zu nehmen. Aber nur auf Probe, denn wenn sie sich nicht eingliedern würde, hätte es keinen Zweck, sie zu behalten. Schließlich gingen unsere alteingesessenen Tiere vor.
    Einen Tag vor Silvester statteten wir der Frau einen Besuch ab und brachten unsere Idee vor. Wir waren sehr willkommen. Gemeinsam besprachen wir alles in Ruhe und die Halter waren sich einig, dass wir die richtigen Leute für Aska wären. Sie wollten auch kein Geld für den Hund. Was uns sehr entgegenkam, denn wir hätten auch keines gezahlt. Nicht weil wir geizig waren, sondern weil wir Aska als einen Notfall betrachteten und wenn ein Tier in Not gerät, macht man damit keine Geschäfte. Genauso sahen es auch die Besitzer und gaben uns Leine, Halsband, eine Decke und sogar Hundefutter mit. Dies war also geklärt. Jetzt lag es nur noch an Aska, ob die Geschichte ein Happy End bekommen würde.
    Aska hatte die ersten vier Lebensjahre im französischen Teil Belgiens als Kettenhund zugebracht. Danach kam sie in unser deutschsprachiges Dorf und lebte dort als Hofhund. Nun würde sie in ein Haus einziehen. Sie würde Familienanschluss haben, ein eigenes Rudel, Spaziergänge genießen dürfen und auch auf Reisen mitgenommen werden. So der Plan, wenn alles gut ginge.
    Regel Nummer eins für unsere Aska war, dass alle tierischen Familienmitglieder bitte nicht getötet werden sollten. Gespannt beobachteten wir die ersten Begegnungen mit den unterschiedlichen Tieren. Alles lief glatt und so brauchten die Katzen, Gänse, Ziegen und Esel nichts zu befürchten. Aska fand die neuen Spielgefährten zwar sehr spannend, zeigte aber nie Anzeichen, sich danebenzubenehmen. Sie war völlig unkompliziert. Bereits nach einer Woche waren wir ein eingespieltes Team. Aska lernte die tägliche Routine kennen und ich war angenehm überrascht, dass sich ein neunjähriger Hund noch so schnell eingewöhnen konnte.
    Bald begleitete uns Aska überallhin. Egal wo wir auftauchten, Aska zeigte sich immer von ihrer besten Seite. Selbst zum Französischkurs konnte ich sie mitnehmen. Sie legte sich im Klassenraum neben meinen Stuhl auf ihre Decke und störte den Unterricht noch nicht mal durch ein Schnarchen. Sie himmelte uns an und nahm auch keine Lockrufe von Fremden entgegen. Rief sie jemand zu sich, schaute sie fragend zu uns. Und erst wenn wir ihr das Okay gaben, zuckelte sie los, um sich eine Streicheleinheit abzuholen.

    Ihre schwarze Farbe und ihre Größe machten es ihr im Leben nicht immer leicht. Einige Menschen gingen ein, zwei Schritte zurück, wenn sie den Hund sahen, und Aska schaute dann immer ein wenig traurig zu mir hoch. „Wieso haben die denn Angst vor mir?“, schien sie zu fragen. Selbst wenn ich demjenigen sagte, dass der Hund keiner Fliege was zu leide tun würde, blieb oft ein Quäntchen Skepsis übrig.
    Ich konnte Aska auch in die Zirkusshow, die ich mit unseren Eseln einstudiere, integrieren. Sie tat alles, was man ihr sagte, und wuchs teilweise sogar über sich hinaus. Manche Übungen hatte sie nur durch Zuschauen begriffen. Wenn die Esel z. B. Slalom um Pylone liefen, machte es Aska nach. Einfach so, als sei es ganz selbstverständlich.  
    Einmal grapschte unser eifersüchtiger Ganter nach ihr und zwickte sie in den Oberschenkel. Mir blieb das Herz stehen, denn ich vermutete, dass sich Aska solch einen ungehobelten Angriff nicht gefallen lassen würde. Tatsächlich schnappte sie sich den langen, weißen Hals und biss zu. Ich wurde ganz blass und brachte nur ein „Aska, aus!“ hervor. Sie ließ sofort los und trollte sich. Schleunigst untersuchte ich den Hals des Ganters, konnte aber bis auf ein wenig Sabber nichts finden: kein Blut, keine Bissspur und noch

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