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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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daß er auch wirklich bei ihr ankommt oder
aufgegriffen wird, bevor ihm was passiert. Wenn ein Neunjähriger auf sich
allein angewiesen ist, geht er schnell verschütt in unserer Stadt.“
    „Ausgekocht ist er!“ Tarzan lachte. „Mich
hat er verladen, daß ich mir ziemlich bescheuert vorkam. Gaby hatte den
richtigen flash (Eingebung), mutmaßte nämlich, daß er sich auf dem
Damen-Klo versteckt hat. Aber das war schon zu spät.“
    Sie erzählten. Dann mußten sie die
gemütliche Teestunde beenden.
    Draußen dunkelte es, und ein kalter
Wind pfiff durch die Straßen. Es war Zeit zum Aufbruch.
    Gaby zog sich um — und zugleich wärmer
an. Sie schlüpfte in einen Pullover, den Tarzan — wie alles andere auch — besonders
gern an ihr sah. Unter ihrem zarten Hals spitzte sich die Baumwolle zum
V-Ausschnitt zu. So hübsch ihre noch sommerbraune Haut auch war — völlig
unbedeckt konnte sie im Ausschnitt nicht bleiben. Also legte sich Gaby ihr
Goldkettchen um. Eine Kostbarkeit! Es war zwar ein leichtes Kettchen — nicht
mal eine Mücke hätte damit Transportprobleme gehabt aber entzückend gearbeitet.
Und Gold ist ja bekanntlich ein teures Metall, weil edel. Daß der Verschluß ein
bißchen defekt (beschädigt) war, merkte Gaby nicht.
    Glockner lud die TKKG-Bande in seinen
BMW. Oskar mußte zu Hause bleiben. Wahrscheinlich hätte er den geisterhaften
Auftritt gestört.
    Durch die Dämmerung, die rasch in einen
rabenschwarzen Herbstabend überging, fuhren sie stadtauswärts und dann über die
Landstraße. Der Habichtswald wuchs wie eine Wand aus der Ebene. Finsternis — wohin
sich der Blick auch getraute. Kein Licht, keine Menschenseele, nur Nebel.
    „Jetzt ist es ganz klar, daß Flori
einen Knick in der Waffel (nicht zurechnungsfähig sein) hat“, meinte
Karl. „Sich bei dem Wetter im Gruselbunker einschließen zu lassen, ist der
Gipfel des Wahnsinns.“
    „Er ist besessen von Kühnheit“,
erwiderte Gaby, „oder dem, was er dafür hält.“
    Sie stiegen aus. Karl hatte Gabys
Taschenlampe an sich genommen. Er ging mit Glockner voran und leuchtete den Weg
aus. Klößchen stolperte hinterher, dicht gefolgt von dem Pärchen. Tarzan nahm
Gabys Hand und ging mal rechts, mal links neben ihr, um auch wirklich alle ihre
Finger zu wärmen.

    „Schaurig!“ wisperte Gaby. „Allein
hätte ich Angst.“
    „Eine gewisse Hochachtung“, sagte
Klößchen über die Schulter, „kann ich Flori nicht versagen. Es gehört Mut dazu,
hier zu übernachten. Die Natur verhält sich ja geradezu abweisend. Da könnten
mir die Hirsche leid tun. Was haben die denn hier? Nur den Wald voller Bäume,
aber kein Fernsehen und kein Dach überm Kopf.“
    „Trotzdem würden sie nicht mit dir
tauschen“, lachte der Kommissar. „Ist es noch weit?“
    Er war lange nicht in dieser Gegend
gewesen.
    „Allmählich sollten wir schweigen“,
meinte Tarzan. „Flori hat jetzt sicherlich Ohren wie ein Luchs. Der Aufenthalt
in freier Natur schärft die Sinne.“
    „Stimmt!“ ließ sich Klößchen vernehmen.
„Deshalb sagt man ja auch, jemand hat fünf Sinne wie ein Bär.“
    „In dem Fall ist aber eine Abstumpfung
der Sinne gemeint“, erklärte Karl. „Womit man wiederum den Bären Unrecht tut.
Die haben nämlich keineswegs fünf Sinne wie ein Bär.“
    „Hört jetzt auf mit dem Abblödeln (Herumalbern )“,
zischelte Tarzan. „Dort hinten ist schon der Pfad.“
    Sie erreichten ihn. Tarzan übernahm die
Taschenlampe und schlich voran. Er schirmte das Licht mit der Hand ab. Mit
eingezogenem Kopf zwängte er sich durch die Zweige.
    Noch 20 Schritte bis zum Bunker.
Fenster besaß der nicht, sondern nur ein paar Sehschlitze, durch die ein
Normalbrief gepaßt hätte.
    Stand Flori hinter einem dieser
Spalten? Spähte er hinaus in die schreckliche Nacht?
    Tarzan löschte die Lampe. Den andern
hatte er bedeutet, jetzt ganz leise zu sein. Er huschte zum Bunker.
    Unter den Bäumen war die Finsternis wie
in einem Tresor eingesperrt. Ohne Ortskenntnis wäre man verloren.
    Dennoch gewöhnten sich Tarzans Augen an
die Dunkelheit. Er unterschied, was Baum und Gesträuch und was der Beton des
Bunkers war. Jene Teile der Wände, die nicht ganz übermoost waren, hoben sich
ab.
    Seine Hand ertastete die Tür.
    Aha! Der Hebel stand auf ,Klappe zu!’.
An der Kante spürte er den Klebestreifen. Also war Flori noch drin.
    Schlief der Tollkühne?
    Tarzan hob einen Stein auf. Ratschend
führte er ihn über den Hebel. Und noch einmal.
    In der Stille der Nacht, wo nur

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