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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Schlüssel, von ihm geworfen, überwand
die Strecke in null-Komma-nichts. Er flog durch die Vordertür und fiel vor die
Füße des Fahrers. Dann fauchte sich die Tür zu, und der Bus rollte weiter.
    Klatsch!
    Peter glaubte, sein Kopf fliege
hinterher — so traf ihn die Ohrfeige.
    „Mit dir sind wir noch nicht fertig!“
zischte ihn Zotte an. „Dich erwischen wir. Nase und Ohren schneide ich dir ab.“
    Nach diesem Versprechen sauste er zum
Kombi zurück und warf sich auf den Beifahrersitz. Der Wagen folgte dem Bus.
    Meine List hat gewirkt, dachte Peter
und befühlte seine Zähne. Einerseits war er froh über seine Rettung, die er der
eigenen Fixigkeit verdankte. Andererseits bestand jetzt keine Aussicht mehr,
die Sparsau zu erleichtern. Mit der Bahn nach Hinterbirnbach zu kommen — das
schlug er sich wohl lieber aus dem Kopf. Aber vielleicht konnte er per Anhalter
reisen. Wie man das machte — auch das wußte er von ausgebufften Heiminsassen.
    Doch am vordringlichsten war, daß er
jetzt mit Karacho die Platte putzte. Nichts wie weg, bevor die beiden
umkehrten! Die Drohung war ernst gemeint, der Ganove nämlich vor Wut fast
geplatzt.
    Peter nahm die Beine in die Hand. Ihm
fiel ein, wo er sich verstecken konnte. Im Sommer war er dort gewesen,
anläßlich einer Wanderung durch Wald und Flur — mit anderen Heimkindern und
unter Aufsicht von Erziehern.
    Während er sich durch Nebenstraßen
verdrückte, hielt er Ausschau nach dem Kombi und den beiden Ganoven. Aber sie
hatten seine Spur noch nicht aufgenommen.
     
    *
     
    „Da könnte ja jeder kommen“, sagte der
Busfahrer an der nächsten Haltestelle. „Woher soll ich wissen, daß der Schlüssel
Ihnen gehört. Ein Junge hat ihn reingeworfen. Ein Fahrgast sah das, und ich...“
    „O Mann!“ stöhnte Zotte. „Wie oft soll
ich’s noch sagen! Der Bengel hat mir den Schlüssel geklaut.“
    Der Fahrer überlegte. Er mußte weiter.
Es wurde höchste Zeit. Aber dieser unrasierte Pennertyp blockierte den Bus,
indem er mit einem Fuß auf der Straße stand und mit dem andern im Wagen.
    „Na gut“, meinte der Fahrer. „Sagen Sie
mir, welche Nummer der Schlüssel trägt, dann glaube ich Ihnen.“
    „766“, kam die Antwort wie aus der
Pistole geschossen.
    Zehn Minuten später parkte der Kombi
vor dem Hbf, und die beiden Hundediebe stürmten in den Schließfachraum.
    Ihre Sparsau, ein alter Koffer, war
noch da. Sie überprüften den Inhalt. Nichts fehlte.
    „Phhhhh...“ Patulke stöhnte. „Noch mal
gut gegangen.“
    „Der Mistbengel war noch nicht dran“,
nickte Zotte. „Aber er könnte uns verzinken. Wahrscheinlich hat er uns gestern
belauscht. Ausgebufft, wie der ist, reimt er sich sonstwas zusammen. Vielleicht
sogar die Wahrheit. Also stecken wir die Sparsau in ein anderes Fach.“
    Nr. 111 war leer.
    Sie schlossen den Koffer ein. Diesmal
übernahm Patulke den Schlüssel.
    „Ich spiel nicht damit rum“, meinte er
und schob ihn in die linke Hosentasche, weil die rechte zwei Löcher hatte.
    Zeit war vergangen. Trotzdem fuhren sie
die Bahnhofstraße entlang, um nach Peter zu suchen. Sie hatten keinen Erfolg.
    „Irgendwo muß er sein“, knirschte
Zotte. „So billig kommt mir dieses Früchtchen nicht weg. Sehen wir uns die
Stadt an, Gert! Fahr kreuz und quer, solange Benzin im Tank ist. Ich hab’ einen
Mordsbrass. Ich muß jetzt die Sau rauslassen. Sonst ersticke ich am Gallensaft.“
    Patulke Katzentod dachte sich nichts
dabei, als er wenig später durch die Gramatzki-Straße fuhr, wo Zotte am 13.
Oktober während eines mißglückten Einbruchs jene Ruth Ziegler fast erwürgt
hatte. Sie kamen an dem Haus vorbei. Zotte sah hinüber, sagte aber nichts. Dann,
nur Minuten später, bogen sie in eine Prachtstraße, wo sich die teuersten
Adressen der Stadt aneinanderreihten: aber nur Privatadressen. Geschäfte gab es
hier nicht. Es war eine Wohngegend, und um diese Zeit waren die Gehsteige wie
leergefegt.
    Zotte kniff die Augen zusammen. Dort
war das Marmor-Haus. Seit langem stand es auf seiner Liste. Er wollte
einbrechen. Und er wußte, daß für einen wie ihn der Weg nur durch die
Tiefgarage führen konnte.
    In diesem Moment half ihm der Zufall.
    Ein Mercedes der oberen Preisklasse
verlangsamte die Fahrt, blinkte, ordnete sich ungeschickt zur Straßenmitte ein,
zielte aber auf die Einfahrt zur Tiefgarage.
    „Warte beim Denkmal!“ stieß Zotte
hervor.
    Blitzartig nahm er aus dem
Handschuhfach, was er brauchte. Während Patulke für zwei Sekunden hielt, sprang
er

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