Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
anzumachen. „Er ist 14, fleischig wie ein Metzgertraum
und hat das Gesicht voller Pickel. Außerdem kommt er oft her. Alles klar?“
    Sie lachte. „Der sitzt in der fünften
Reihe ganz links. Holst du ihn raus?“
    Der, den sie meinte, war Thilo
Breitacker. Er zuckte zusammen, als Tarzan ihm die Hand auf die Schulter legte.
    „Komm mal raus, Thilo! Bei der Reklame
verpaßt du nichts. Es ist wichtig, Musik-Freak! Also mach dir Beine!“
    Im Foyer (Vorraum) konnten Karl
und Tarzan feststellen, wie dem Jungen der Schreck in den Knochen saß.
    Er schien zu ahnen, daß nichts Gutes
ins Haus stand.
    „Ich mach’s ganz kurz, Musik-Genie: Wo
ist Flori? Sag nicht, du hast keine Ahnung, sonst steigt mir Wut in die Fäuste.
Was ist? Die Sprache verloren? Aber nicken kannst du noch, wie? Also: Ist Flori
im Gruselbunker?“
    Thilo nickte, als wollte er seinen Kopf
wegwerfen. Er war bleich wie eine Lilie, aber nicht halb so schön.
    „Flori hat auch den Zwieback geklaut,
nicht wahr?“
    „Jaaah. Aber... eh... davon wußte ich
nichts. Es war ja nur... also: Ich wollte ihn abhalten von der Hirnriß-Idee.
Obwohl man bei ihm nie weiß, was er behaupten wird. Am Ende gar, ich hätte ihn
in diesen Wahnsinn verladen. Er will nämlich angeben. Seinen Mut will er
beweisen. Will’s eine volle Woche im Gruselbunker aushalten. Allein — nur mit
den Zwiebäcken und fünf Flaschen Wasser. Hat mich gebeten und gebettelt, daß
ich ihn einriegele. Weil ja das nur von außen geht — an der Tür. Ich mußte es
tun. Aus Freundschaft. Hm. Und ich mußte die Tür versiegeln. Ich meine, ich
habe einen Klebestreifen auf die Kante gedrückt — mit dem gestrigen Datum. Ist
wirklich die letzte irre Fete, die er da abfeiert. Aber es ist seine
Verantwortung. Ich dachte noch, mein Schwein pfeift, als er das vorschlug. Doch
was sollte ich machen.“

    Tarzan beugte sich vor. „Weißt du, was
ich glaube? Ich glaube, daß du ihm den Scheiß eingetrichtert hast. Du hast ihn
überredet — weil du doch so gern die Kids zu Verrücktheiten anstiftest. Du
lachst dir ins Fäustchen, und Flori, der Armleuchter, ist der Blamierte. Wenn
sich das rausstellt, besorge ich dir ein Paar heiße Ohren, daß du dich wie
Beethoven fühlst, als der alt wurde.“
    „Ahhh... Flori wird behaupten...“,
stotterte Thilo.
    „Toll, wie du das jetzt schon weißt!“
    Sie ließen ihn stehen.
    Auf dem Rückweg sagte Karl: „Es lohnt
nicht, daß du dem ‘ne Taucherbrille (blaues Auge) verpaßt. Der bleibt
ein Hohler (mieser Typ), solange er lebt, und alle wissen es.“
    Tarzan nickte. „Wie ich Flori kenne,
hat der sich gern überreden lassen. Ihm täte ein Denkzettel gut. Damit er die
Nase voll hat — von Mutproben dieser Art. Nicht zu fassen! Der bildet sich ein,
wir halten ihn für einen Supermann, weil er eine Woche in diesem Beton-Iglu
kampiert. Wahnsinn!“
    „Ich könnte mich beölen“, lachte Karl. „Eben
fällt mir ein, wie Flori zu helfen ist. Seelisch, meine ich. Damit er richtig
tickt. Der Schreck müßte tief sitzen.“
    „Was meinst du?“
    „Ich stelle mir vor, wir warten, bis es
dunkel wird. Dann fahren wir zum Gruselbunker. Wir schleichen an und spielen
Gespenster. Er muß glauben, die Seelen der beiden Soldaten wären zurückgekehrt.“
    „Ist gebongt!“ rief Tarzan. „Saustarker
Einfall, Karl! Florian von Geckenheim wird seine Mutprobe verfluchen.“
     
    *
     
    Die Toilettenfrau säuberte das
Waschbecken. Peter Rumpel wartete, bis sie sich trollte, dann verließ er die
Damentoilette. Draußen spähte er vorsichtig umher. War der Verfolger noch da?
Er konnte Tarzan nicht entdecken, eilte die Treppe hoch und vergewisserte sich,
daß auch oben die Luft rein war.
    Ziellos stromerte er weiter. Er ahnte,
daß man ihn bereits suchte. Auf keinen Fall wollte er zurück ins Waisenhaus,
aus dem er heute vormittag ausgerissen war. Nein, dort gefiel es ihm nicht. Er
wollte nach Hinterbirnbach, wo seine Großmutter wohnte. Sie war die einzige
Verwandte, die er besaß. Leider war sie schon sehr alt. Sie kränkelte und
brauchte Hilfe. Sonst hätte sie Peter, den Sohn ihres Sohnes, zu sich genommen.
Peter hoffte, daß sie es irgendwann täte. Er mochte sie sehr.
    Während er jetzt durch den Bahnhof
tappte, fühlte er sich wie ein armer Fuchs, der von den Hunden gejagt wird. Die
vier Kids mit dem Cocker Spaniel hatten sicher Verdacht geschöpft. Den
Bahnpolizisten mußte er unbedingt aus dem Wege gehen. Daß die von seiner Flucht
wußten, damit rechnete er fest

Weitere Kostenlose Bücher