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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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— war der doch, trotz geringer Lebenserfahrung,
ein hellwacher Kopf: flink im Denken und flink auf den Beinen. Was Pfiffigkeit
betraf, war er seinem Alter um mindestens drei Jahre voraus.
    Deshalb kratzte er auch gleich die
Kurve, als ihm die beiden Bahnpolizisten entgegen kamen. Doch er vermied
verdächtige Hast. Wie ein Pfadfinder trollte er sich durch die nächste Tür. Daß
er im Schließfachraum landete, war Zufall.
    Schließfächer verdeckten die Wände
ringsum und reihten sich auch mitten im Raum auf: wo sie Gassen bildeten, deren
Begrenzungen nur aus numerierten Türen bestanden.
    Stille. Die Luft roch nach Metall.
    Peter schob ab in eine Gasse. Niemand
schien hier zu sein. So weit sein Blick reichte, waren alle Fächer geschlossen.
Bis auf eins. Die Nummern links begannen mit fünf, die auf der anderen Seite
mit sechs.
    Peter wartete. Ob die Bahnpolizisten
eine Beschreibung von ihm hatten? Vielleicht sogar ein Bild?
    Schritte bei der Tür.
    Jemand kam herein.
    Zwei Männer! Harte Sohlen trampelten
auf den Gitterrost des Fußabstreifers. Bahnpolizisten?
    „...nee, Gert“, sagte eine unangenehme
Stimme. „Wir können den Kies nicht nur bunkern. Wir müssen auch mal ran an die
Sparsau. Wozu haben wir das Geld? Wozu liegt’s hier im Schließfach? Zum
Verschimmeln? Ich nehme ja nur 500 Mark raus. Damit wir uns heute abend was
genehmigen können.“
    „Na gut“, meinte eine noch üblere
Stimme.
    Woher sollte Peter wissen, daß es sich
um Zotte und Katzentod handelte, die zur Zeit miesesten Typen der Stadt.
    Er duckte sich an der
6er-Schließfachreihe, hielt den Atem an und wußte nicht, was er tun sollte.

    Die 6er-Schließfächer und die 7er
standen Rücken an Rücken.
    Auf der 7er-Seite öffnete Zotte das
Fach Nr. 766.
    „Wenn die Bullen wüßten, was hier
lagert“, meinte er.
    „Pscht!“
    „Ist doch keiner da.“
    Jetzt hätte Peter am liebsten seinen
Herzschlag abgestellt. Er begriff, daß da Ganoven in ihre Schatztruhe griffen.
    Ein Schlüssel klirrte. Scharniere
ächzten. Stoff oder Leder wurde gescharrt. Ein Reißverschluß zippte. Dann
raschelten Geldscheine.
    „....500! So! Und wieder rein mit der
Sparsau ins Ställchen. Wirf ’ne Mark ein, Gert! Dann ist Ruhe für die nächsten
24 Stunden.“
    Nachdem alles getan war, zogen sie ab.
    Oh, hätte ich ein bißchen was von dem
Geld, dachte Peter. Dann könnte ich zur Oma. Wie komme ich nur zu ihr?
    Er besaß keinen Pfennig. Das angeblich
verlorene Portemonnaie war eine Erfindung — geschweige denn, daß er eine
Fahrkarte gehabt hätte.
    Kliiiiir... Piiiiing... Plockckck.
    In die Stille sagte Gert: „Ich könnte
dich auf deine Freßleiste (Mund) kloppen. Mann, Zotte! Immer spielst du
mit dem Schließfachschlüssel rum. Und jetzt ist er durch den Rost runter. Nun
hol ihn mal raus!“
    Zotte zerbiß Flüche zwischen den
Backenzähnen, aber kleinlaut. Dann kniete er offenbar und versuchte, seine
Pratze durch das Eisengitter der Fußabstreifer-Grube zu schieben.
    „Geht nicht! So ein Scheiß! Ich seh den
Schlüssel. Aber ich komme nicht ran. Das Gitter — verdammt! Das sitzt fest. Hm!
Wir brauchen ein Werkzeug, Gert, mit dem wir den verdammten Schlüssel rausholen
können.“
    „Guck nach, ob was im Kofferraum ist.
Ich frag mal bei der Schnellfresse drüben, ob die ein Stück Draht haben.“
    Schritte entfernten sich.
    Peter zögerte keine Sekunde.
    Als er sich über den Metallrost beugte,
sah er den Schließfachschlüssel. Er war lang und schmal. Am Griff hatte er ein
Metallplättchen mit der eingestanzten Nummer 766.
    Peters Hände waren klein, seine Arme dünn.
Ohne Mühe schob er die Hand durch das Gitter. Seine Fingerspitzen berührten den
Schlüssel. Er faßte ihn.
    Einen Moment später schob er ihn in die
Tasche. Am liebsten hätte er sich sofort über die Sparsau hergemacht. Aber die
beiden Ganoven würden jeden Moment zurückkommen. Ganoven mußten das sein,
weshalb sonst hätte dieser Zotte gesagt: Wenn die Bullen wüßten, was hier
lagert.
    Peter lief in die Halle. Erschreckt
bemerkte er die beiden, die ihm entgegen kamen: ein bulliger Skinhead-Typ und
ein unrasierter Glubschaugen-Widerling, der einen goldenen Ohrring trug. Der
Skin hielt ein langes Stück Draht.
    Sie glotzten Peter an. Natürlich hatten
sie gesehen, daß er aus dem Schließfachraum kam. Mist, elender! Wenn die jetzt
feststellten, daß der Schlüssel fehlte, dann...
    …dann wissen sie, daß ich ihn habe,
schoß es ihm durch den Kopf. Und sogar seine Sommersprossen

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