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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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freundlichere Umgebung erscheinen würde, wäre in Wahrheit ein bewusst in Kauf genommener Akt der Folter. Alison war böse bis ins Mark.
    Ich brauchte kein Kind. Kein Baby. Ich bin wie Mr. Chips, ich habe bereits Tausende davon. Meine Bücher sind meine Kinder; ich nähre sie, ich beschütze sie, ich schicke sie hinaus in die Welt. Sie reisen, sie bilden, sie verändern Dinge, sie inspirieren, sie bieten Auswege, Hoffnung, Humor, einen Höhepunkt und fast immer eine Lösung. Gelegentlich kehren sie zu mir zurück, mitgenommen, zerfleddert, manchmal fehlen sogar Teile, aber sie sind immer willkommen; und schon bald sind sie in ihrer Gesundheit wiederhergestellt und bereit, sich erneut der Welt zu stellen, und das zu einem nur geringfügig niedrigeren Preis.
    Ein Baby.
    Ich bemühte mich, an die guten Zeiten mit Alison zurückzudenken. Sie war entzückend. Sie war mitfühlend. Sie hatte sich um mich bemüht und um mich gekümmert. Sie war lustig und hübsch und sie konnte keiner Fliege etwas zuleide tun; was mir die Sicherheit gab, dass sie, falls sie tatsächlich schwanger war, dem Baby nichts antun würde und mir daher ausreichend Zeit blieb, die Situation gründlich zu überdenken, um zu der richtigen Entscheidung zu gelangen. Immerhin musste ich einen Buchladen führen und hatte Kriminalfälle zu lösen. Liebesabenteuer mit Frauen waren eine Sache, Babys eine andere. Man konnte an den abgeschnittenen Fingern
einer Hand abzählen, wie viele Privatdetektive ein quäkendes Kind zu Hause hatten. Babys waren nicht nur eine Ablenkung, sie waren auch gefährlich; wenn man in diesem riskanten Spiel auch nur eine Sekunde neben sich stand, bedeutete dies das sofortige Aus.
    »Kann ich irgendwie behilflich sein?«
    Zuerst dachte ich, Jeff würde mit einem Kunden reden, was an sich schon merkwürdig genug gewesen wäre. Aber nein, er stand direkt vor mir, in der Tür zum Lagerraum, mit einem Blick wie ein verwirrter Labrador, der wittert, dass etwas in der Luft liegt, aber nicht genügend Intelligenz besitzt, um sich einen Reim darauf zu machen.
    »Ja«, sagte ich. »Du kannst ein paar von diesen Kisten schleppen.«
    Er wollte etwas sagen, doch dann nickte er bloß und trottete zu der angewiesenen Stelle. Schließlich war er trotz allem nur ein Angestellter.

6
    Was die Arbeit betrifft, bin ich durch und durch Profi. Der Fall des schwanzköpfigen Mannes würde sich nicht von alleine lösen. Also schob ich meine persönlichen Probleme beiseite und konzentrierte mich auf die Ermittlung der Täter, die hinter den Verbrechen gegen Billy Randall im Internet und anderswo steckten.
    Für mich stand bereits fest, dass ich nach zwei jüngeren Handwerkern suchte, die auf die Spitznamen Jimbo und RonnyCrabs hörten und die in der Nähe des Annadale-Fahrdamms lebten oder arbeiteten, vermutlich sogar beides. Also verbrachte ich eine Stunde am Telefon und rief so viele Anstreicher, Dachdecker, Antennentechniker und Mitglieder anderer im Freien arbeitender Berufsgruppen in dieser Gegend an, wie ich über die Gelben Seiten und dann auch im Internet ausfindig machen konnte. Ohne Erfolg. Offensichtlich gehörten sie nicht zu denen, die ihre Dienste in den üblichen Medien anpriesen, sondern verließen sich eher auf handgeschriebene Zettel in Schaufenstern oder auf Mundpropaganda. Deswegen war ich mir auch ziemlich sicher, dass sie keine Steuern zahlten und alte Damen übers Ohr hauten mit völlig überzogenen Kostenvoranschlägen. Es war wirklich höchste Zeit, den beiden im wahrsten Sinne des Wortes das Handwerk zu legen.

    Normalerweise hätte ich als Nächstes auf meine umfangreiche Datenbank zurückgegriffen und meine treuen Kunden auf die Jagd nach den beiden Delinquenten angesetzt. Aber es war kurz vor Weihnachten und keine gute Zeit, irgendjemanden um einen Gefallen zu bitten. Meine freundliche E-Mail-Anfrage würde zweifellos ungelesen in den Papierkorb wandern; insbesondere weil ich meine Kunden in letzter Zeit mit Aufforderungen bombardiert hatte, meinem Weihnachtsclub beizutreten, und zwar mindestens einmal täglich in den vergangenen achtzehn Wochen, wodurch sie vermutlich an einer gewissen Kein-Alibi-Müdigkeit litten. Höchstwahrscheinlich würden sie meine Anfrage augenblicklich als Spam löschen. Daher bestand meine einzige Option darin, mich selbst auf den Weg zu machen, und zwar in dem brandneuen Kein-Alibi-Lieferwagen. Mein letzter Transporter war ausgebrannt und durch ein größeres, schlankeres Modell mit einer Schiebetür

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