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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Zeitschriftenhändler studierte erneut den Stapel, bevor er nach einem kleinen gebundenen Notizbuch griff. Rasch durchblätterte er ein paar von Hand beschriebene Seiten. »Chlorine … ist er umgezogen? Hier steht Marston Court.«
    »Ach genau, Marston Court«, sagte ich. »Nummer zwölf.«
    »Fünfzehn«, korrigierte der Zeitschriftenhändler.
    »Richtig«, bestätigte ich.
    Ich hatte den Mann nach allen Regeln der Kunst ausgehorcht. Und das Ganze hatte mich nur fünfundfünfzig Pfund für sechzehn Exemplare von Maler und Lackierer gekostet, die Jimbo Collins abzuholen versäumt hatte.

7
    »Brauchst du Hilfe?«
    Ich erkannte ihre Stimme, bevor ich sie sah, weil mir der schief gegen meine Brust gelehnte Stapel Maler und Lackierer die Sicht versperrte.
    »Danke, geht schon«, erwiderte ich und stolperte ein paar Meter den Gehweg entlang, bis ich gegen einen Abfallkorb stieß. Nachdem ich den gesamten Stapel hineingekippt hatte, blaffte ich Alison an. »Was hast du hier zu suchen?«
    »Ich bin in einem Fall unterwegs.«
    »Nein, bist du nicht.«
    »Ich habe RonnyCrabs und Jimbo ausfindig gemacht.«
    »Nein, hast du nicht. Du bist mir gefolgt, in der Hoffnung, die Brotkrumen aufpicken zu können. Du bist eine traurige, bemitleidenswerte Person.«
    Ich steuerte auf den Lieferwagen zu. Sie trottete neben mir her. Dann ergriff sie meine Hand. Ich entriss sie ihr wieder.
    »Du weißt also, wo sie wohnen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Beide?«
    Ich grunzte.
    »Marston Court?«, fragte sie.

    Ich lief einfach weiter.
    »Zumindest hält RonnyCrabs sich dort auf; Jimbo hab ich noch nicht gefunden.«
    Keine Ahnung, ob sie mein kleines, leicht triumphierendes Lächeln bemerkte. Schließlich war ich ein Meister der raffinierten Täuschung.
    »Soweit ich weiß«, fuhr sie fort, »besteht dein Auftrag lediglich darin, ihren Wohnort zu ermitteln. Sobald du sie also persönlich dort gesehen hast, ist der Fall in trockenen Tüchern und der Scheck in der Post.«
    »Als ob dich das was angeht«, erwiderte ich.
    »Alles, was der Vater meines ungeborenen Kindes tut, geht mich was an.«
    »Fang nicht wieder damit an.«
    »Es ist in unserem ureigenen Interesse, dass es dir gut geht und wir dich auf jede erdenkliche Weise unterstützen.«
    »Herr im Himmel.«
    Schweigend marschierten wir weiter. Abseits der Hauptstraße hallten unsere Schritte auf dem feuchten Pflaster wieder. In den Fenstern fast aller Häuser blinkten Weihnachtslichter.
    »Nächste Woche hab ich meinen ersten Ultraschall.«
    »Gehirn?«
    »Was?«
    »Nichts.«
    »Ich wollte dich fragen, ob du mitkommst?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Kein Interesse.«

    »Ich weiß, du hast Angst vor Krankenhäusern …«
    »Ich hab keine Angst vor Krankenhäusern.«
    »… oder du bist allergisch darauf. Aber ich gehe in eine Privatpraxis. Sie liegt direkt in dem Nobelviertel am Stadtpark. Diese Kerle verdienen ein Schweinegeld. Da geh ich hin. Das müsstest du schaffen. Dort gibt es keine Bazillen und Käfer. Und wenn, dann nur wohlsituierte Bazillen und gediegenes Ungeziefer. Nichts, vor dem du Angst haben brauchst.«
    »Ich hab keine Angst. Ich bin einfach nicht interessiert.«
    »An deinem eigenen Stammhalter?«
    »Sagt wer?«
    »Ich habe Stammhalter gesagt, weiß aber nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Es könnte eines von beiden sein. Oder auch beides. Zwillinge vielleicht. Oder eine Art Amalgam?«
    »Amalgam?«
    »Du hast sicher davon gelesen. Babys, die eine Mischung aus beidem sind. Das hat irgendwie mit der Luftverschmutzung zu tun oder mit der globalen Erderwärmung oder den Mobiltelefonen. Mensch, das wäre vielleicht was. Es muss ja nicht gerade ein Elefantenmensch sein, es könnte auch nur einen Klumpfuß oder einen Buckel haben.«
    Wenn in dem Moment Autos vorbeigefahren wären, hätte ich sie höchstwahrscheinlich davorgestoßen. Es ist schon komisch, wie schnell sich Liebe in abgrundtiefen Hass verwandeln kann. Und im Grunde ist es auch nicht wirklich komisch. Eher tragisch.

    Wir näherten uns dem Lieferwagen. Glänzend und neu, wie er war, bildete er einen Fremdkörper in dieser Gegend. Obwohl Alison ihn bereits gesehen haben musste, da er jeden Tag vor dem Laden parkte, klatschte sie in die Hände.
    »Ist er nicht hübsch? Er erinnert mich …«
    »Nein.«
    »Was nein?«
    »Sag mir nicht, woran er dich erinnert.«
    »Was? Okay. Die Mordsmaschine !« Sie kicherte wie die Hexe, die sie war, und strich mit den Händen über die bemalte Seitenwand. »Mord

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