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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Erkältung oder die Grippe ein. Mehr als einmal hat der Tod schon an meine Tür geklopft, weil mein Immunsystem versagt hat und mir sozial schwache Menschen zu nahe gekommen sind; auf keinen Fall durfte ich mich in diesem Viertel noch länger den Unterschichten aussetzen. Die Gerüche der Armut sind mir unerträglich: das Muffige, Fleckige, Verlassene, das Fadenscheinige, das notdürftig Geflickte, das Verrottete, Vergorene, die Mottenkugeln, die Wohltätigkeitsorganisationen, die Hoffnungslosigkeit, die Bösartigkeit, die Angst, der Hunger, die Einbalsamierungsflüssigkeit, der Hass, die Bigotterie, die Tatsache, dass der Save-the-Children-Laden eine Reihe recht gut erhaltener Bücher anbot, die aber rochen, als wären sie mit Schweiß getränkt und mit dem Umschlag in einen ranzigen Teppich gedrückt worden. Das hier war Billy-Randall-Territorium, und es gefiel mir ganz und gar nicht. Ich musste schleunigst Jimbo und RonnyCrabs aufspüren und dann von hier verschwinden .

    Es war kurz vor Mittag, was in meiner Welt bedeutete, dass ich dringend meine tägliche Ration an Medikamenten einnehmen musste, die mich die Mühsal und Plagen dieser Welt ertragen ließen. Ich musste insgesamt sechzehn Pillen schlucken, doch die Begegnung mit Alison hatte mich so verwirrt, dass ich zum ersten Mal seit Jahren meine Flasche mit Vitolink vergessen hatte, mit der ich für gewöhnlich meine Tabletten runterspüle. Daher sah ich mich gezwungen, in den Zeitschriftenladen zurückzukehren und die Regale nach Softdrinks zu durchstöbern. Wie zu erwarten, hatten sie kein Vitolink im Sortiment. Dieses Getränk ist ausschließlich übers Internet zu beziehen und wird mir in pulverisierter Form aus Mexiko zugeschickt. Dreihundert lebenspendende Vitamine und Mineralien werden von blutjungen Señoritas zwischen flachen Natursteinen von Hand zerrieben. Der Herstellungsprozess wird penibel kontrolliert, und die Señoritas müssen strenge medizinische Untersuchungen über sich ergehen lassen, damit nicht etwa ein Krankheitserreger oder Ungeziefer von ihnen abfällt und das Pulver kontaminiert. Die guten Leute, die Vitolink erfunden hatten, waren so angetan von meinem Enthusiasmus für ihr Produkt, dass sie sogar angefragt haben, ob ich nicht die Vermarktungsrechte für Nordirland erwerben will. Obwohl ich mich geschmeichelt fühlte, lehnte ich ab. Ich habe mich voll und ganz der Kriminalistik verschrieben und halte nichts vom Mischen unterschiedlicher Geschäftsbereiche. Außerdem: Wenn Menschen an leicht heilbaren Krankheiten sterben, nur weil sie keine Ahnung von Vitolink haben, ist das nicht mein Problem.

    Ich entschied mich für eine Flasche Cola.
    In der Schlange vor mir stand eine ältere Frau. Sie sagte: »Eine Welt der Frau für meine Sadie.«
    Der Zeitschriftenhändler, ein dicklicher Mann mit einer öligen Haartolle, kniete sich hinter die Theke und kramte ein Exemplar des Magazins hervor. Während er es ihr reichte und das Geld kassierte, sagte er: »Grüß Sadie von mir.«
    Die Frau schlurfte davon. Ich stellte die Coke auf die Theke und sagte: »Das da und eine Maler und Lackierer für Jimbo.«
    Es war, was man einen Schuss ins Blaue nennt.
    Der Zeitschriftenhändler runzelte die Stirn. »Was haben Sie gesagt?«
    »Nichts«, erwiderte ich.
    »Sie haben gesagt, eine Maler und Lackierer für Jimbo.«
    »Schon möglich. Ist das ein Problem?«
    »Jimbo hat Sie gebeten, seine Maler und Lackierer für ihn abzuholen?«
    Bestätigend räusperte ich mich.
    »Na dann. Einmal Maler und Lackierer .« Er zog ein Exemplar der Zeitschrift hervor. Die Titelseite zierte ein Logo und das unscharfe Foto eines Mannes mit einem Malerpinsel in der Hand. Oben in die rechte Ecke war mit Kugelschreiber der Name Jimbo Collins gekritzelt. »Ein Pfund für die Coke und dreifünfzig für die Zeitschrift«, erklärte der Zeitschriftenhändler. »Und da fällt mir ein …« Erneut kniete er sich hinter die Ladentheke. Als er sich diesmal erhob, hielt er mit einiger Mühe einen bedrohlich schwankenden Stapel ähnlicher Magazine im Arm. Rasch
setzte er ihn auf der Theke ab und bewahrte ihn nur mit knapper Not vorm Umstürzen. Dann spähte er hinter den Zeitschriften hervor. »Sechzehn Wochen hat er sich nicht blicken lassen. Drückt sich davor, diesen Kram hier zu bezahlen. Verdammt, dann erledigen Sie das doch für ihn.«
    »Meinen wir den gleichen Jimbo Collins? Der in Chlorine Gardens wohnt?« Dort hatte ich geparkt, die Straße lag direkt um die Ecke.
    Der

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