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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Kopf bis Fuß. »Ich hab ihm gesagt, er kann sich die Schlösser schenken. Wenn
die jemanden kriegen wollen, kriegen sie ihn ohnehin. Also können Sie ebenso gut reinkommen.«
    Sie führte uns ins Wohnzimmer. Zeitschriften lagen kreuz und quer über Sofa und Boden verstreut. In einem Sessel schlief ein Labrador mit grauer Schnauze, auf der Armlehne eines weiteren Sessels stand ein Aschenbecher. Ich bin allergisch gegen Hunde. Und gegen Zigarettenqualm.
    »Parken Sie Ihre Hintern irgendwo und erzählen Sie mir, um was es geht.«
    Alison begann: »Na ja, eigentlich ist es ziemlich langweilig. Nicht wie bei Columbo oder so.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Columbo war kein Privatdetektiv. Er war ein Cop. Rockford war Privatdetektiv. Was für ein Mann, den könnte ich jederzeit vernaschen. War aber vielleicht vor Ihrer Zeit.«
    »James Garner«, bemerkte ich.
    Die Frau lächelte.
    »Wie dem auch sei, wir arbeiten für eine Versicherungsgesellschaft. Ihr Mann hat eine Schadensersatzforderung eingereicht und dann …«
    »Mein Mann ist tot.«
    »Oh. Tut mir leid. Ist er erst kürzlich …«
    »Vor fünf Jahren. Michael ist mein Sohn.«
    »Okay. Richtig. Trotzdem mein herzliches Beileid … auch wenn ich andererseits erleichtert bin. Michael hat einen Schadensanspruch geltend gemacht, ihn dann aber schnell wieder zurückgezogen. Also, wir wollten da nur nachhaken seitens der Versicherung, Sie wissen schon, um zu überprüfen, ob er eventuell unzufrieden war mit
seinem Versicherungsvertrag oder mit dem Service. Das Callcenter liegt in Schottland; manchmal gibt’s da Probleme wegen der Sprachbarriere …«
    »Und für so was heuern die Privatdetektive an?«
    »Ja, das tun sie«, bestätigte Alison.
    »Nein, das tun sie nicht«, warf ich ein. »Mrs. Gordon …«
    »Millie.«
    »Millie. Ich will ganz offen mit Ihnen sprechen.«
    »Na, sieh einer an, Sie tauen ja richtig auf.« Millie nahm einen Schluck Wein.
    Alison warf mir einen Blick zu und tat genervt. Es war eine Variation der altbewährten Nummer guter Cop/böser Cop. Ohne sie eigens geprobt zu haben, ergab sie sich ganz selbstverständlich.
    »Millie …«
    »Sind Sie etwa im Auftrag dieses Verrückten hier, der meinen Sohn angegriffen hat? Denn dann können Sie gleich …«
    »Nein, sind wir nicht.«
    »Aber für Michael arbeiten Sie auch nicht. Also vertreten Sie wahrscheinlich den beschissenen Hund.«
    Sie lächelte, aber es war ein bitteres Lächeln, mit einer Spur von Trunkenheit darin.
    »Millie«, schaltete Alison sich wieder ein. »Wir dürfen Ihnen nichts über den Fall erzählen, aber es dreht sich wirklich nicht um Ihren Sohn. Es handelt sich um einen Mordfall, und einen ziemlich vertrackten noch dazu, und vermutlich hängt der Mann, von dem wir beide sprechen, da mit drin. Je mehr wir über ihn herausfinden, desto schneller können wir den Fall lösen. Wir wollen
nichts von Ihrem Sohn, ehrlich, wir wollen einfach nur herausfinden, was mit dem Hund passiert ist.«
    »Genau«, bestätigte ich.
    »Haben Sie einen Ausweis oder so was wie eine Lizenz?«
    »Nein, Madam«, erwiderte ich mit echtem Bedauern in der Stimme.
    »Madam«, wiederholt Millie und lächelte erneut.
    »Eine Lizenz, das ist mehr so ein amerikanisches Ding, hierzulande haben wir Visitenkarten.«
    Alison nickte mir zu. Ich durchstöberte meine Brieftasche und hielt ihr eine hin.
    »Jeder Blödmann kann sich so was machen lassen«, erklärte Millie und weigerte sich, sie anzunehmen. »Aber spielt eh keine Rolle. Er ist sowieso nicht mehr da, hat sich verdrückt.«
    »Wohin hat er sich verdrückt?«
    »England vielleicht.«
    »Macht er dort Urlaub oder …?«
    »Nein, für immer. Er hatte eine Scheißangst.«
    Alison rückte vor an die Sofakante. »Vor was?«
    »Davor, noch mal Prügel zu kassieren.«
    Kleckerweise kam die ganze Geschichte ans Tageslicht. Millie war in ihrem Weinkonsum recht großzügig, aber wiederum nicht so großzügig, dass sie uns welchen davon angeboten hätte.
    Michael Gordon arbeitete in einer Bank, spielte Fußball, hatte gute Freunde und eine feste Freundin; er war ein ganz normaler Kerl. Seine Freundin wohnte in Comber bei ihren Eltern, und wenn er sie abends nach Hause
brachte, fuhr er gewöhnlich durch die Comber Road. An einem hellen Sommerabend kehrte er gerade auf der besagten Straße zurück, als plötzlich ein Jack Russell vor seinen Wagen schoss. Er trat auf die Bremse, doch zu spät. Als mitfühlender Mensch sprang Michael aus dem Wagen, anstatt

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