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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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ziemlich vage, es ließ sich aber beträchtlich eingrenzen durch den mutmaßlichen Unfallort: die Comber Road in Hillsborough, in die Polizeichef Wilson McCabe bei seinem Amtsantritt gezogen war. Natürlich erwähnte ich das Billy Randall gegenüber mit keinem Wort.
    »Okay, ich kümmere mich drum.«
    »So bald wie möglich«, fügte ich hinzu.
    »Sie sind ja ein ganz Eifriger.«
    Während ich auf seinen Rückruf wartete, ging ich auf meine Webseite und verfasste ein Entschuldigungsschreiben an meinen gesamten nervigen und nur gelegentlich treuen Kundenstamm. Darin bedauerte ich zunächst den Computerfehler, aufgrund dessen sie mit zunehmend verzweifelten Aufforderungen bombardiert worden waren, meinem Weihnachtsclub beizutreten, um mich dann mit einem ganz anderen Anliegen an sie zu wenden. Wenn es ihnen auch an Kauf- und Zahlungskraft fehlte, so machten sie das durch ihre breite Streuung wieder wett. Da sie überall im Stadtgebiet verteilt
lebten, bestand eine realistische Chance, dass zumindest einer von ihnen Gregs BMW auf seiner täglichen Fahrt nach Hollywood erspähte. Vorsorglich ließ ich den MI5 in diesem Zusammenhang unerwähnt. Ich wollte herausfinden, wo er wohnte und welche anderen Örtlichkeiten er frequentierte. Damit verfolgte ich zwei Ziele – erstens: Falls Greg und seine Kumpel tatsächlich abtrünnige Agenten waren, die ohne Zustimmung von oben arbeiteten, mussten sie Jeff irgendwo außerhalb ihres Hauptquartiers festhalten; und zweitens: Wenn Greg wirklich Zugang zu meinem Computer hatte, würde er bald herausfinden, dass ich ebenso hinter ihm her war wie er hinter mir. Auch wenn ihn das vermutlich nicht sonderlich schreckte, würde es ihn immerhin zum Nachdenken bringen.
    Eine halbe Stunde später rief mich Billy Randall zurück. »Und Sie wollen mir echt nicht verraten, um was es sich dabei dreht?«
    »Ja.«
    »Was denn jetzt? Wollen Sie oder wollen Sie nicht?«
    »Erzählen Sie mir einfach, was Sie rausgefunden haben.«
    »Eifrig und entschlossen. Ein ganz flinker Hund. Genau wie der verblichene und ohne Zweifel heftig betrauerte kleine Köter in diesem Fall – der Versicherte hat eine Schadenersatzforderung gegen die Polizei von Nordirland gestellt, weil sein Wagen beim Zusammenstoß mit einem unangeleinten Hund beschädigt wurde und er außerdem ein Schleudertrauma erlitt.«
    »Und hat man ihn ausbezahlt?«

    »Nein – der Versicherungsnehmer hat die Forderung zurückgezogen.«
    »Warum sollte er so was tun?«
    »Vielleicht haben sie ihn unter der Hand mit Barem abgespeist. Oder er hat befürchtet, die Polizei dreht den Spieß einfach um und macht ihn zum Gegenstand einer Untersuchung. Das schockiert Sie jetzt vermutlich, aber so was kommt vor.«
    Der Versicherungsnehmer war ein gewisser Michael Gordon. Er wohnte in der Windsor Avenue und war siebenundzwanzig Jahre alt. Der Umstand, dass Michael Gordon seine Schadenersatzforderung hatte fallenlassen, weckte meine Neugier. Denn normalerweise wird in unserer heutigen Gesellschaft geklagt, dass es nur so kracht.
    »Und was für einen Wagen fuhr er?«
    Wieder war ich mir unsicher, welche Informationen für den Fall relevant waren und welche nicht.
    »Focus.«
    »Keine Sorge, mein Fokus liegt voll auf dem Fall. Aber welchen Wagentyp fuhr er?«
    »Sehr gut, Ihr Humor gefällt mir. Einen Ford Focus.«
    Ich lachte, und er fragte, was los sei, und ich erwiderte, nichts, und er sagte, doch, und ich erwiderte, nichts, rein gar nichts.
    »Und wie läuft’s in unserer anderen Sache?«
    »Gut, sehr gut.«
    »Können Sie mir schon was sagen?«
    »Noch nicht.«
    »Brauchen Sie mehr Geld?«
    »Nein, ich habe mehr als genug.«

    Er lachte, und ich fragte, was los sei, und er erwiderte, nichts, und ich sagte, doch, und er erwiderte, nichts, rein gar nichts.
    Billy Randall hatte noch jede Menge Fragen, aber ich erfand eine Ausrede und legte auf. Ich begrüßte den Umstand, dass er den toten Terrier noch nicht mit unserem Fall in Verbindung gebracht hatte. Auch wenn es natürlich denkbar war, dass er eine Art Doppelbluff versuchte, was ich aber für unwahrscheinlich hielt; Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind.
    Ich wählte die Nummer des Sandwich-Ladens ein Stück die Straße runter und bestellte mir ein Mittagessen. Als es eintraf, kontrollierte ich es zunächst auf Glassplitter und Gift. Anschließend verzehrte ich es. Es war lecker. Ich rief Mutter an, um zu überprüfen, ob sie noch lebte.

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