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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Außerdem wettet man nicht, wenn das Leben eines Menschen auf dem Spiel steht.«
    »Siehst du, ich hab schon gewonnen. Du glaubst also auch, er steckt in Schwierigkeiten.«
    »Hab ich nicht gesagt.«
    »Hast du wohl.«
    »Halt einfach mal den Rand.«
    »Sag mir nicht, ich soll den Rand halten.«
    »Ich …«
    Sie unterbrach mich, indem sie mich küsste.
    Ein sehr effektiver Weg, mich zum Schweigen zu bringen.
    Sie tat es einfach so, mitten auf dem Gehweg, während um uns herum Hunderte von Menschen nach Hause strömten, die alle sehen konnten, dass ich eine Freundin hatte.
     
    Michael Gordon wohnte in einer baufällig wirkenden Doppelhaushälfte. Drinnen brannte Licht. Alison erklärte, das hätte nichts zu bedeuten. Vielleicht hatte er es in seinen letzten Todeszuckungen angeknipst. Die Vorhänge im Erdgeschoss waren zugezogen, nur ein einsames Weihnachtslicht blinkte noch im Fenster.
    Alison näherte sich der Tür.
    Ich hielt sie zurück.
    »Was ist? Hast du Angst?«

    »Nein, ich …« Ich studierte meine Schuhspitzen.
    »Was?«
    »Ich komme mir immer ein bisschen dämlich vor, wenn wir sagen, dass wir Privatdetektive sind.«
    »Ich nicht. Für mich ist es der totale Kick. Liebling, du bist der Chef, du bist der Kopf, du bist der Rätselknacker, du musst dich nicht schämen.«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    Sie streckte ihre Hand aus. »Komm schon. Wenn uns die Visage von dem Kerl, der die Tür aufmacht, nicht gefällt, können wir immer noch wie an Halloween Süßes oder Saures brüllen.«
    »Wir haben Januar.«
    »Man kann nie früh genug damit anfangen.«
    Ich trat zu ihr. Sie umarmte mich fest. Dann drückte sie auf die Klingel. Es war ein altes Modell und klang ziemlich müde.
    »Aber wir brechen nicht ein«, sagte ich, »egal, was passiert.«
    »Schisser.«
    »Du kannst nicht einfach Schisser zu mir sagen.«
    »Ich hab’s gerade getan.«
    »Ich hab einfach nur Respekt vor Eigentum und Privatsphäre.«
    »Schisser.«
    Unsere Debatte wurde unterbrochen, als über uns ein Außenlicht anging. Jetzt konnte ich sehen, wie alt und abgeblättert die Farbe an der Tür war. Vermutlich konnte man sich davon eine Bleivergiftung holen, aber wohl nur, wenn man daran leckte.

    »Siehst du?«, sagte ich. »Gesund und munter, du alte Panikmacherin.«
    »Schisser«, erwiderte Alison.
    »Hallo? Wer ist da?« Die misstrauische Stimme einer Frau.
    Alison nickte mir zu, ich erwiderte ihr Nicken. Erneut nickte sie und ich nickte zurück.
    Alison schüttelte den Kopf und sagte: »Können wir kurz mit Michael sprechen?«
    »Er ist nicht hier.«
    »Wann ist er zurück?«
    »Wer will das wissen?«
    Alison nickte mir zu. Ich nickte zurück. Alison seufzte. »Wir sind Privatdetektive.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, tatsächlich.«
    »In Belfast?«
    »Ja.«
    »Privatdetektive?«
    »Genau.«
    »Stellen Sie sich vor den Türspion, damit ich Sie sehen kann.«
    Alison trat vor den Spion. Sie warf mir einen Blick zu. Ich blieb stehen, wo ich war. Ich werde nicht gerne beobachtet oder beurteilt. Alison packte mich am Arm und zerrte mich ins Bild. Ich zuckte zusammen. Immerhin leide ich unter der Bluterkrankheit.
    »Sie sehen nicht wie Privatdetektive aus.«
    »Dürfen wir auch gar nicht«, erwiderte Alison.
    »Und was ist mit dem Grinser neben Ihnen los?«

    Alison wandte sich zu mir und zischte dann: »Warum grinst du so?«
    »Keine Ahnung.«
    »Dann hör auf damit.«
    Ich tat mein Möglichstes. Aber in peinlichen Situationen kriege ich manchmal eine Kiefersperre.
    »Er lächelt nicht«, erklärte Alison. »Er hat einfach nur zu viele Zähne.«
    Die Frau schwieg für eine Weile. Dann: »Ist das irgendeine miese Falle?«
    »Nein, Madam, ich versichere Ihnen …«
    »Madam? Hört, hört. Aber ich hab Ihnen schon gesagt, er ist nicht da.«
    »Können wir reinkommen und auf ihn warten?«
    Sie lachte. »Der war gut.«
    »Oder gibt es einen anderen Weg, ihn zu kontaktieren?« Das kam von mir.
    Die Frau sagte: »Oh, er spricht!« Dann: »Geht’s um diesen beschissenen Hund?«
    Wir wechselten Blicke.
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Und jetzt hört er gar nicht mehr auf zu reden.« Eine weitere, längere Pause, dann wurde ein Riegel beiseite geschoben. Dann ein zweiter, ein dritter und vierter. Dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Die Alarmanlage wurde piepsend deaktiviert. Schließlich schwang die Tür auf. Eine große Frau mit zurückgebundenem Haar, einem Glas Weißwein in der Hand und einer Zigarette im fleischigen Gesicht musterte uns von

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