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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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selbstsüchtiger, arroganter Gnom.«
    »Gnom?«
    »Du bist ein seelischer Gnom. Du bist verkrüppelt. Du bist …«
    »Alison, das sind deine Hormone …«
    Was, rückblickend betrachtet, vermutlich ebenfalls ein Fehler war.
    »Hormone? Hormone? Was zum Teufel weißt du schon über Hormone? Verdammt, warum verpisst du dich nicht einfach!«

    Doch sie kam mir zuvor, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte davon.
    Ich folgte ihr. »Alison, bitte …«
    »Lass mich in Ruhe!«
    Also blieb ich stehen.
    Auch dies war, rückblickend gesehen, die falsche Entscheidung.
    Sie brüllte: »Und du machst das tatsächlich auch noch, oder? Lässt mich mitten in dieser Scheißeinöde im Stich! Ich soll alleine zu diesem beschissenen Haus zurückgehen, die beschissene Tür aufbrechen, mich durch Rauch und Flammen kämpfen, um mir diese fette alte Schlampe über die Schulter zu werfen und sie aus dem Haus zu tragen, wo ich ihr dann eine Mund-zu-Mund-Beatmung verpasse, und dann jammerst du wahrscheinlich so lange rum, bis ich noch mal wegen dem beschissenen Köter reingehe, und das alles in meinem beschissenen Zustand, du bescheuerter kleiner Wichser!«
    »Willst du, dass ich mitkomme?«
    »NEIN!«
     
    Es gab diverse Strategien, die ich hätte anwenden können und vielleicht hätte anwenden sollen. Ich hätte ihr reumütig in ein paar Schritt Abstand hinterhertrotten können wie ein geschlagener Hund. Ich hätte mich ihr vor die Füße werfen und sie um Verzeihung anflehen können. Ich hätte sie mit dem Mordsmobil einholen und den Rest des Wegs chauffieren können. Und zuallererst hätte ich natürlich sagen können: Du wartest hier, während ich nachschaue, ob die alte Kuh noch schnauft.

    Stattdessen stand ich etwa dreißig Sekunden wie angewurzelt da, in der Erwartung, dass sie sich umdrehte; und als nichts dergleichen geschah, stiefelte ich zurück zum Laden. Während sie kopflos davonstürmte, obwohl sie genau wusste, dass mir nur noch achtzehn Stunden blieben, bevor schurkische MI5-Agenten ihre unspezifische Drohung wahr machten. Sie machte sich Sorgen, ob eine alte Raucherin in Flammen aufging, wo wir selbst doch bis zum Hals in einer Verschwörung steckten, welche die Sicherheit der gesamten Nation zu gefährden drohte. Sie war hier die Selbstsüchtige. Sie konnte mich mal! Sollte sie doch die alte Schlampe retten, anschließend zu ihrem beknackten Schmuck und ihren Comics zurückkehren und es mir überlassen, die Freiheit, die Gerechtigkeit und den traditionellen britischen Lebensstil zu retten.
    Ich betrat den Laden durch den Hintereingang. Nachdem ich das Licht angeknipst hatte, studierte ich die Bücher. Ich habe ein ausdauerndes Interesse an Mustern. Besonders schätze ich die fremdartigen Strukturen, die entstehen, wenn ein Kunde ein Buch aus dem Regal zieht und es ohne mein Wissen woanders wieder ablegt. Wobei es mir nicht so sehr um das Aufspüren des Buchs geht, sondern vielmehr darum, welche Beziehung es zu den Büchern in seiner neuen Umgebung aufnimmt, und um die Leerstellen und neuen Konstellationen, die sein Fehlen am ursprünglichen Platz erzeugt.
    Eine ganze Weile lang beschäftigte ich mich damit. Es war ziemlich entspannend. Die Muster, der Duft der Druckerschwärze, die Erinnerungen an die Lektüre all dieser
Bücher, die Gedanken an ihre Verfasser, die Originalität oder Schwächen ihrer Plots, die Kritiken, die Verkaufszahlen, die versuchten Ladendiebstähle. Dies war mein Laden. Meine Story, mein Plot, mein Zuhause. Langsam taute ich innerlich auf, ja, ich war sogar bereit, Alison zu vergeben; vorausgesetzt natürlich, sie kam als Erste mit einer aufrichtigen und tief zerknirschten Entschuldigung auf mich zu. Die Tatsache, dass ich neunzig Prozent der Menschheit verabscheute, musste nicht unbedingt ein schlechtes Licht auf sie werfen; wenn man Menschen grundsätzlich mochte und ein Interesse an ihnen hatte, dann war es wohl nur ganz natürlich, sich um ihr Wohlergehen zu sorgen. Vermutlich war es nett von ihr, sich so um eine Fremde zu kümmern. Sie hatte ein gutes Herz. Sie würde eine gute Mutter sein. Sobald sie zurückkehrte, würde ich sie ins Starbucks einladen. Und sie würde ganz sicher zurückkehren. Schließlich war ich unwiderstehlich.
    Trotzdem fehlte immer noch jedes Lebenszeichen von ihr.
    Um die Zeit totzuschlagen, begab ich mich hinter die Theke, wo ich meinen E-Mail-Eingang kontrollierte. Seit meiner Bitte um Informationen über Gregs Wagen waren bereits einige Stunden vergangen, doch

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