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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tür
des Glaskastens öffnen.
    Lämmel riß ihr den Beutel aus
der Hand. Seine Finger waren schweißig. Kaum daß er die Waffe halten konnte.
Wie peinlich, wäre sie ihm wie ein Stück feuchter Seife durch die Hand
geglitscht!
    Die Kapuze rutschte zu tief. Er
sah nichts mehr. Als sie hinausstürmten, kam er sich vor wie ein Blinder. Im
Vorraum rissen sie die Masken herunter. Tempo zum Wagen! Nicht umdrehen!
Sicherlich — die vergitterten Fenster hatten Milchglasscheiben. Aber Verena war
zuzutrauen, daß sie einen Blick durch die Tür riskierte.
    Mit durchdrehenden Reifen
preschte der Ford um die Ecke.
    Erst in der Brand-Straße atmete
Lämmel auf.
    Im selben Moment weiteten sich seine
Augen — starr vor Schreck.
    Mit rotierendem Blaulicht kam
ihnen ein Streifenwagen entgegen.
    „Die wollen uns!“ keuchte
Porczik.
    „Ruhig bleiben!“
    Lämmel wich auf die äußerste
rechte Seite aus. Der Streifenwagen zischte vorbei — zur Bank.
    „Nochmal Glück gehabt“,
murmelte Porczik.
    Sie fuhren zu einem Parkhaus,
stellten den Ford in der dritten Etage ab und ließen den Schlüsselring auf dem
Fahrersitz liegen.
    Unbemerkt — denn niemand war in
der Nähe — rannten sie in die vierte Etage hoch, wo Lämmels Simca stand.
    In Sekundenschnelle vertauschte
Porczik seine Altmännerkluft gegen einen poppigen Sommeranzug in Hellgrün. Das
krachgelbe T-Shirt trug er bereits. Die dunklen Schweißflecke auf der Brust
fielen nicht auf.
    Zu Fuß verließ Porczik das
Parkhaus.
    Lämmel hatte Beute, seine
Jacke, Porcziks Klamotten und beide Pistolen im Kofferraum verstaut. Er trug
jetzt einen roten Sommerpullover, hatte sich den Schweiß abgetrocknet und mit
großem Aufwand die Haare gekämmt.
    Er schlenderte zur Kasse, löste
den Parkschein ein und rollte dann mit seinem Simca in die sengende Hitze
hinaus.
    Verena! Also, daß das passieren
mußte! Sachen gibt’s! Aber es war gut gegangen. Weshalb aufregen?
Selbstverständlich würde er sich heute abend mit ihr treffen. Wie verabredet.
Und feiern. Später, wenn sie sehr vertraut miteinander waren, würde er ihr die
Sache vielleicht erzählen. Oder? Nein, doch lieber nicht. Es könnte sie
enttäuschen. Sie war rein wie ein Engel, ehrlich, anständig, durch und durch
moralisch! Ihr mit so einem „Scherz“ zu kommen — um Himmels willen!
    Ich glaube, dachte er, ich muß
noch lernen, wie man mit einem so aufrichtigen Menschen umgeht. Aber lernen
werde ich’s bestimmt.
    Er fuhr nach Hause, stellte den
Wagen in die Tiefgarage und fuhr mit dem Lift hinauf.
    Porczik war schon da. Er hatte
sich ein Taxi genommen.
    „Mensch“, sagte er, „mir
zittern noch die Knochen. Zwei Minuten länger in der Bank — und die Bullen
hätten uns gefaßt. Die waren ja so schnell da — ich vermute, die Kassiererin
hat Alarm gegeben, ohne daß wir das merkten.“
    Lämmel nickte.
    „Es wird immer gefährlicher“,
murmelte sein Komplice.
    „Noch ein Grund, auszusteigen.“
    „Jaja, ich weiß. Es war dein
letzter Überfall.“ Porczik ging in die Küche und holte sich eine Dose Bier aus
dem Eisschrank. Als er sie öffnete, spritzte Schaum an die Wand.
    „Was ich noch sagen wollte,
Fred: Du warst heute verdammt langsam.“
    „Wieso?“
    „Statt der Kassiererin Dampf zu
machen, hast du dich an dem Beutel festgehalten. Für einen Moment dachte ich,
du hättest dir’s anders überlegt.“
    Lämmel erwiderte nichts,
sondern warf den Leinenbeutel auf den Tisch. Banknoten raschelten. Aber der
Lärm war nicht so, daß man sich deshalb die Ohren zuhalten mußte. Wie er so
dalag, sah der Beutel aus, als wäre er leer.
    „Ich wage gar nicht, hineinzusehen“,
sagte Porczik. „Sonst trifft mich vor Freude der Schlag. Sind wir jetzt
Millionäre? Vielleicht Multi-Millionäre? Oder reicht es nur für die Miete und
drei Mahlzeiten an der Würstchenbude?“
    „Es reicht für etliche Jahre
Knast, wenn sie uns erwischen.“
    Mit zwei Fingern faßte Lämmel
eine Ecke des Beutels und schüttelte das Geld heraus. „O weh!“
    Sie zählten. Sie zählten
zweimal. Aber es wurden nicht mehr als 12.720 Mark, meist Hunderter.

    „Und dafür riskiert man Kopf
und Kragen“, stöhnte Porczik.
    „Ich habe noch mehr riskiert.“
    „Was?“
    „Ich habe riskiert, daß ich
Verena verliere — bevor wir überhaupt ein Paar sind.“
    „Ja, mir ist bekannt, Fred, daß
sie mit einem Kriminellen nichts im Sinn hätte. Aber du wirst ihr ja nicht auf
die Nase binden, wie du dir dein Taschengeld bisher verdient

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