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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Viecher
geleckt, als er sie in den Porsche stopfte. In der Zeitung hatte es erst heute
gestanden.
    Mal hören, was anliegt, dachte
er — und betrat das Café.
    Es war im Stil der
Jahrhundertwende eingerichtet — ein bißchen plüschig, sozusagen mit künstlichem
Staub. Es gab drei Räume, die ineinander übergingen. Wegen des schönen Wetters
war wenig Betrieb.
    Er entdeckte Claus Bader
sofort. Der saß im mittleren Raum an einem Tisch im Hintergrund und trank Tee.
    Tschilke trat zu ihm.
Geringschätzig blickte er auf den anderen hinab.
    „Du hast Glück, Bader, daß ich
hier zufällig mit Freunden verabredet bin. Nachher. Deinetwegen wäre ich nicht
angetanzt. Oder glaubst du, ich springe, wenn du pfeifst, du Armleuchter.“
    „Ja, das glaube ich. Setz dich,
Tschilke!“
    Tschilke blieb stehen. „Was
willst du?“
    „Setz dich. Du sollst dir was
ansehen.“
    „Also schön.“ Er ließ sich
nieder.
    Bader öffnete eine Kollegmappe,
die vor ihm auf dem Tisch lag, nahm einen Stapel Schwarzweiß-Fotos heraus und
schob sie Tschilke hin.
    Der sah das erste an, dann das
zweite. Sein Gesicht wurde starr.
    „Schöne Fotos, was?“ Baders
Stimme zitterte etwas. „Sie zeigen in allen Phasen, wie du Werner Urban
Rauschgift verkauft hast. Das sind Beweise, Tschilke!“

    Tschilke färbte sich fahl wie
Asche. „Was... soll das?“
    „Ich saß oben in der Eiche.
Habe ‘ne gute Kamera mit Teleobjektiv.“
    „Was soll das?“
    Bader trank einen Schluck Tee.
Auch seine Hand zitterte.
    „Ich finde, Tschilke, es wird
höchste Zeit, daß man einem Dreckskerl wie dir eine Lektion erteilt. Zur
Polizei werde ich nicht gehen. Jedenfalls nicht, wenn du spurst.“
    „Was... heißt das?“
    „Du kannst die Fotos kaufen.
Und, natürlich die Negative dazu.“
    „Du bist wahnsinnig!“
    „Sie kosten nur 20.000 Mark,
Tschilke. Was du ja aus der Westentasche bezahlst. Ich verstehe das als
Freundschaftspreis.“
    „Das ist Erpressung.“
    „Na und? Willst du dich
moralisch entrüsten? Gerade du? Was machst du denn, heh? Wieviele gehören denn
zu deinen Stammkunden? Wieviele bringst du ratenweise um? Mit Rauschgift.“
    „Mensch, ich zwinge keinen zum
Fixen. Jeder weiß, was er tut, wenn er Stoff von mir will.“
    „Ich weiß auch, was ich tue,
wenn ich 20.000 Mark von dir will.“
    Tschilke starrte ihn an.
„Warum? Das ist doch sonst nicht deine Art. Du bist doch der Brave, der
Tugendhafte, der den rechten Weg nicht verläßt.“
    „Mach dich nur lustig. Im Knast
wird dir der Spaß vergehen, denn ich mache ernst, Tschilke. Warum? fragst du.
Weil das Geld meine Chance ist. Damit kann ich aufhören, mich zu verzetteln. In
Ruhe kann ich mich aufs Abitur vorbereiten, ohne auf irgendwas verzichten zu
müssen. Wer im Geld schwimmt wie du, wird das niemals begreifen.“
    Die Bedienung kam, eine ältere
Frau mit schmerzenden Füßen.
    „Ja, bitte?“
    „Kaffee! Nein, Mokka“,
bestellte Tschilke. „Und für meinen Freund nochmal Tee.“
    Als sie gegangen war, beugte er
sich vor.
    „Also gut, Bader! Du hast mich
in der Hand. Ich zahle. Aber in der Westentasche habe ich das nicht. 20.000
sind 20.000. Auch für mich. Ein bißchen Zeit mußt du mir lassen.“
    „Wie lange?“
    „Ich sage dir Bescheid, wann
ich flüssig bin.“
    „Ich gebe dir nicht länger als
eine Woche.“
    Tschilke lächelte dünn.
„Solange wird es nicht dauern.“

10. Bezahlte
Schläger
     
    Ein niedriger Zaun trennte die
Grundstücke voneinander. Das eine war klein und verwilderte. Die Villa im
Hintergrund zählte sicherlich hundert Jahre. Aber sie war — verglichen mit
ihren jüngern Schwestern in dieser Gegend — bescheiden. H. H. Alderich Finke
wohnte hier.
    Jetzt stand er an besagtem Zaun
und unterhielt sich mit seinem Nachbarn.
    Was dem an Grund und Boden
gehörte, war mindestens zehnmal so groß: ein Park. Ein modernes Prachthaus im
Schweizer Stil verbarg sich hinter Obstbäumen. Der endlose Rasen war gepflegt
wie ein Golfplatz. Eine lange gewundene Auffahrt führte zur Garage.
    Locke hielt an Finkes
Gartenpforte
    „Hier ist es, Tom.“
    Die beiden Männer hörten das
und blickten her. Sie lehnten — jeder auf seiner Seite — am Zaun, und der
nachbarliche Plausch schien in vollem Gange zu sein. Aber jetzt schwiegen sie.
    Der vom kleineren Grundstück
sagte mit knarrender Stimme: „Wollt ihr zu mir?“
    „Zu Herrn Finke“, antwortete
Locke.
    „Der bin ich.“
    Er war alt, knorrig wie eine
Eiche, und aus eben diesem Holz schien auch sein

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