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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vorzufuttern,
dachte Locke, sollte er das Foto holen, verdammt noch mal!
    Als hätte Schmied ihre Gedanken
gelesen, stand er auf. Mit vollem Mund erklärte er, nun nach dem Foto zu
suchen.
    „Das, auf dem Othello drauf
ist“, fügte er für seine Frau hinzu.
    Dann ging er ins Haus: durch
eine Terrassentür, die in ein Schachbrett kleiner Scheiben unterteilt war.
    „Warum wollt ihr die Hundejäger
jagen?“ fragte Klara.
    „Warum?“ Locke verstand nicht
sofort. „Weil die sonst, nahezu ungehindert, weiter stehlen.“
    „Warum regt ihr euch deshalb
auf?“
    Locke setzte ihre Tasse ab. Die
Untertasse klirrte.
    „Weil wir es nicht richtig
finden, daß Tiere gestohlen werden, Frau Schmied.“
    „Jaja. Aber daß ihr euch so
reinhängt!“ Sie steckte eine frische Zigarette in die goldene Spitze. „Für mich
wäre das nichts. Ich hätte Angst. Und all die Mühe! Überhaupt — ich glaube
nicht, daß ihr was erreicht. Die meisten Hunde sind sicherlich schon tot.“
    „Wieso?“
    Klara hob die Achseln. „Ich
habe gelesen, daß gestohlene Tiere in Tierversuchsanstalten gegeben werden. Für
wissenschaftliche Zwecke.“
    Locke wurde einer Antwort
enthoben, denn Schmied kam zurück. Er schwenkte ein Foto.
    „Ich hab’s!“

    Er benahm sich wie ein
Archäologe (Erforscher des Altertums), der beim Anlegen eines
Gemüsebeets auf eine Stein-Zeitsiedlung gestoßen ist. Mit großer Geste
überreichte er Locke das Foto. Sie und Tom steckten die Köpfe zusammen.
Gestochen scharf war das Bild. Es zeigte Klara auf dem Rasen, nahe dem
Nachbarzaun. Klara trug weißen Tüll und lächelte kuhäugig in die Kamera.
Fotogener als sie war der Hund. Er hatte sich aufgerichtet, stützte die Pfoten
an den Zaun und blickte herüber.
    „Bildschön!“ sagte Tom.
    „Ist ein Modellkleid.“ Klara
war geschmeichelt. „Hat mir mein Mann geschenkt. Er hat Geschmack.“
    Tom ließ sie in dem Glauben, er
hätte das Kleid gemeint. Locke wußte ohnehin, wie er an ihrem Lächeln merkte,
daß die Bewunderung dem Hund galt.
    Othello sah aus wie ein
hochbeiniges Füchschen: mit spitzer Schnauze, lebhaften Augen und rotbraunem
Fell. Allerdings war sein Schweif glatt behaart, nicht buschig. Ein lieber
Hund.
    „Können Sie uns das Foto für
ein paar Tage überlassen?“ fragte Locke.
    „Aber ja!“ Schmied nickte.
    Klara sah ihn ausdruckslos an.
Dann schüttelte sie den Kopf, als verstünde sie sein Verhalten nicht.
    Locke und Tom verabschiedeten
sich. Schmied sagte noch, das mit dem Foto hätte keine Eile. Aber sie sollten
ihn anrufen, falls Othello gefunden werde.
    Die beiden gingen durch den
Garten zur Straße. Außer Hörweite meinte Tom: „Wir haben erreicht, was wir
wollten. Schmied müßten wir dankbar sein. Aber ich kann ihn ncht leiden. Ist
ein alter Schleimer, sie eine dumme Pute.“ Er ahmte ihre Stimme nach. „Für mich
wäre das nichts...und all die Mühe... Klar, auf der Terrasse rumhängen und sich
Modellkleider schenken lassen — das macht weniger Mühe.“
    „Und solche Leute schwimmen im
Geld!“
    „Gerade solche Leute schwimmen im
Geld. Das ist es ja, Locke. Möchte mal wissen, was Schmied beruflich macht.“
    „Von Beruf reich“, lachte sie.
„Soll er. Einen frohen Eindruck macht er jedenfalls nicht — trotz seines
ständigen Grinsens“.
     
    *
     
    Etwa um dieselbe Zeit an diesem
Nachmittag hielt draußen in Pesseldorf der gelbe Simca vor dem
Tschilke-Anwesen.
    Lämmel zog den Zündschlüssel
ab, stieg aus und blickte über den Zubringer zur Straße. Porczik, immer noch
als Penner gewandet, stampfte seine Zigarette in den Aschenbecher. Verena war
diesmal nicht dabei. Sie hatte noch Dienst in der Bank.
    „Bin gespannt, was er will“,
sagte Lämmel und strich über sein Bärtchen.
    Georg Tschilke, der
Tierhändler, hatte angerufen. Und sie zu sich befohlen. Bekannt und
handelseinig, was die Aufnahme bei den Hundejägern betraf, waren sie mit ihm
bereits. Letzte Nacht noch hatte Verena das Treffen vermittelt.
    Der Nachmittag neigte sich. Es
war schwül. Die Schwalben flogen tief. Über den Feldern waberte die Luft. Die
Turmuhr der Dorfkirche schlug die volle Stunde.
    Irgendwo hinter Hecken und
Bretterzäunen winselten Hunde. Bei den Ställen fiel eine Tür zu. Eine barsche
Stimme fluchte. Das war Bruno Aspe. Ihn und auch Edwin Herbst hatten Lämmel und
Porczik letzte Nacht kennengelernt. Schließlich — als Hundejäger mußte man
wissen, wer sonst noch dazu gehörte. So waren sie denn — Danny Tschilke
dazugerechnet

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