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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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von Danny
Tschilke“, sagte eine unangenehme Stimme. Und dann noch ein paar Sätze...

12. Haussuchung bei Tschilkes
     
    Der Notarzt hatte Claus Bader
betreut und ihn dann, den noch immer Bewußtlosen, ins Krankenhaus eingewiesen,
wo er jetzt auf der Intensivstation (für besonders Gefährdete) lag.
    Sein Zustand war ernst. Doch
der Notarzt hatte sich Locke und Tom gegenüber zuversichtlich geäußert.
Allerdings — vernehmungsfähig war Claus in nächster Zeit nicht.
    Wo Claus’ Eltern waren, wußte
niemand. Um sie bei ihrer Rückkehr zu verständigen, blieb ein Polizeibeamter im
Hause zurück.
    Kommissar Lambert vom 4.
Dezernat — unter anderem zuständig für Raubüberfall, Einbruch und schwere
Körperverletzung — hatte sich alles erzählen lassen, was Locke und Tom wußten.
Es reichte, schloß die Vorgänge bei der Blitzbuche ein und beleuchtete damit
den Hintergrund dieses gemeinen Verbrechens. Zweimal hatte Lambert sich die
unfreiwillige Tonbandaufnahme der beiden Schlägerangehört. Alles war eindeutig.
    Locke, erschüttert bis ins
Innerste, mußte loswerden, was sie sich dachte.
    „Wir, Herr Kommissar, glaubten,
Claus Bader würde seine Fotos der Polizei übergeben. Aber er hat offensichtlich
versucht, Daniel Tschilke zu erpressen. Und der hat ihm die beiden Schlagetots
geschickt. Die haben jetzt die Fotos und natürlich auch die Negative.“
    Lambert nickte. „So ist es,
kleines Fräulein.“
    Sie saßen im Polizeiwagen.
Locke und Tom hinten, Lambert und ein Polizist vorn. Der Uniformierte fuhr.
Lambert hielt das Tonbandgerät auf den Knien. Er war ein sportlicher Typ und
wirkte jünger, als er sicherlich war. Er trug eine schreiend bunte Krawatte zum
karierten Anzug und hatte sich heute morgen beim Rasieren geschnitten.
Jedenfalls klebte ein kleines Pflaster am Kinn.
    Erstes Ziel war das
Polizei-Präsidium. Lambert sagte, er käme gleich zurück, und verschwand in dem
großen Gebäude.
    „Er besorgt einen
Durchsuchungsbefehl“, sagte der Polizist. „Und beordert sicherlich einige
Kollegen nach Pesseldorf, damit wir bei den Tschilkes das Haus filzen können.“
    „Oh!“ Locke dachte weiter — vor
allem an die Tiere, die dort eingesperrt waren.
    Tom sagte: „Können wir uns
darauf verlassen, daß mein Hirsch — ich meine, unsere Roller — daß sie hierher
gebracht werden.“
    „Keine Sorge!“ lächelte der
Polizist. „Was der Kommissar verspricht, hält er auch. Eure Krafträdchen sind
in besten Händen. Da fällt mir ein: Wollt ihr eure Eltern verständigen — für
den Fall, daß die Sache etwas dauert?“
    „Nicht nötig.“ Locke winkte ab.
„So spät ist es ja noch nicht.“
    Und kein Zeuge, dachte sie, hat
die Schläger gesehen.
    Selbstverständlich hatte die
Polizei alle Nachbarn befragt. Aber die Verbrecher, soviel stand fest, waren
über den Hof gekommen. Nicht mal die dicke Frau im Kittelkleid war aufmerksam
geworden — wofür sie sich jetzt sicherlich schwerste Vorwürfe machte. Bestimmt
zog sie daraus die Lehre und pendelte künftig zwischen Vor- und Rückseite des
Hauses, auf daß ihr ja nichts entgehe!
    „Ulkig!“ sagte Tom leise.
    „Was meinst du?“
    „Wir wollten Claus Bader dazu
überreden, daß er’s so macht — dabei war das längst Wirklichkeit.“
    „Das habe ich auch schon
gedacht.“
    Sie sprachen nicht weiter —
konnte man doch sehen, wie dem Polizisten die Ohren wuchsen.
    Lambert kam zurück.
    „Kollege Siement hat angerufen.
Baders Eltern sind eben nach Hause gekommen. Und dann dieser Schock! Sie sind
gleich zu ihrem Jungen ins Krankenhaus gefahren. Hoffentlich kommt er durch.“
    Er legte den Sicherheitsgurt
um. Der Polizist ließ den Motor an.
    „Zu diesem Werner Urban habe
ich einen Wagen geschickt“, fuhr Lambert fort. „Schlimm, daß er fixt.
Jedenfalls brauchen wir ihn als Zeugen.“
    Als sie abfuhren, beobachtete
Locke, wie drei Uniformierte in einen Streifenwagen stiegen und ihnen folgten.
Bestimmt wurden die für die Haussuchung gebraucht.
    Dämmerung brach an. In der
Stadt flaute der Verkehr ab. Er war immer noch warm, der Himmel im Westen wurde
von der untergehenden Sonne angestrahlt.
    Sie fuhren nach Pesseldorf.
Locke hielt ihren Hut auf den Knien. Toms Hand kroch zu ihr herüber, ohne daß
er den Blick von der vorbeihuschenden Landschaft abwandte. Er griff nach ihrer
Hand, hielt sie fest, und beider Finger verflochten sich. Auch Locke sah aus
dem Fenster. Sie spürte, wie Toms Daumen ihren Handrücken streichelte.
    Niemand redete.

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