Hundejäger töten leise
schlau!“ meinte Mike.
„Es könnte klappen. Aber seien wir uns darüber klar: Es ist Einbruch.“
„Der Zweck heiligt die Mittel“,
sagte Tom.
„Hm.“
Locke machte eine wegwerfende
Geste. „Wenn wir erwischt werden, sind die Sympathien auf unserer Seite. Bader
kann behaupten, er hätte von dem Einbruch nichts gewußt. Wir hätten ihm
weisgemacht, das Ganze sei nur ein Streich. Und von dir, Mike, wird niemand was
erfahren. Da schweigen wir wie Grüfte.“
„Was soll denn das heißen? Wenn
ich die Sache mache, stehe ich auch dazu. Und nehme die Folgen auf mich.“
„Machst du mit?“
„Ist doch klar.“
Locke lächelte.
Tom sagte: „Stark!“
Locke stand auf. „Den
Transportwagen, Mike mußt du bei einem Autoverleih besorgen. Aber das macht
bestimmt keine Schwierigkeiten. Leute, ich freue mich. Es wird. Es wächst.
Helga verschafft uns Logis im Tierheim — für die Tiere, meine ich. Ohne dich,
Mike, ginge es nicht. Jetzt müssen wir nur noch Claus Bader überzeugen. Und das
machen wir sofort. Los, Tom! Erheb deine schwache Gestalt.“
Sie hüpfte hinaus und brachte
Mausi in ihren Käfig.
*
Der Spätnachmittag war heiß.
Claus Baders Zimmer hatte eine
Tür zum Hof. Wegen der Hitze ließ er sie offen.
Zwar lag der Schlachthof
gegenüber, aber jetzt herrschte dort Ruhe.
Claus konnte sich auf seinen
Deutschvortrag vorbereiten. Genau 40 Minuten sollte er dauern. Über Klopstocks (deutscher
Dichter) „Gelehrtenrepublik.“
Claus stand an seinem
Schreibtisch, einem uralten Möbelstück, wie an einem Pult und redete laut.
Vor ihm türmte sich heilloses
Durcheinander: Bücher, Hefte, Schnellhefter, Zeitschriften, Zeitungen.
Als die Hoftür sich
verdunkelte, blickte er auf.
Zwei Männer standen dort.
Der mit dem sonnenverbrannten
Ledergesicht sah aus wie ein Penner, der andere war elegant und geschniegelt.
Sie starrten ihn an. Ihre
Mienen verrieten nichts Gutes.
Gerade wollte er fragen, was
sie hier verloren hätten — zum Teufel! — da kamen sie auf ihn zu.
In diesem Moment wußte er, was
sie wollten und wer sie geschickt hatte.
„Schönen Gruß von Danny
Tschilke“, sagte der Schnurrbärtige und schlug ihn ins Gesicht. „Wir sind seine
Geschäftsfreunde, und wir werden dir zeigen: Von einem Pinscher wie dir läßt
sich ein Dealer — und sei’s, er macht’s nur zum Spaß — läßt sich ein Dealer
nicht erpressen. Wo sind die Negative und die Fotos?“
Claus biß sich auf die Lippen
und schwieg.
Er wehrte sich, als sie ihm
einen Knebel in den Hals preßten. Aber er hatte keine Chance.
Erbarmungslos wurde er
zusammengeschlagen.
Als er rücklings zu Boden
stürzte, prallte er mit dem Hinterkopf auf die Kante einer Truhe. Dumpfer
Schmerz zuckte durch den Schädel bis zu den Augen. Dann verlor er das
Bewußtsein.
Lämmel und Porczik brauchten
nicht lange zu suchen. Es gab nur einen Schrank. Die Fotos samt Negative lagen
in einem der Fächer.
„Das ging ja schnell“, kaute
Porczik durch die Zähne. „Aber sieh dir den Kerl an. Der rührt sich nicht.“
„Sieht ziemlich käsig aus.“
Lämmel stieß ihn mit dem Fuß an. „Aber das ist seine Sache. Los, hauen wir ab!“
„Wie der geredet hat, bevor er
uns bemerkte. Hörte sich wie ein Vortrag an. Aber ganz ohne Publikum.“
„Er hat nur geübt. Los, weg
jetzt!“
Sie verkrümelten sich. Niemand
hatte sie gesehen.
*
„In dieser Gegend war ich noch
nie“, sagte Locke.
„Freiwillig kommt niemand
hierher“, meinte Tom. „Wußte gar nicht, daß Bader beim Schlachthof wohnt. Hm.“
Alte, fast baufällige Häuser
lehnten sich aneinander. Hinterhöfe verschachtelten sich zu einem Irrgarten.
Enge Gassen, in denen es nach Unrat roch, durchzogen das Viertel. In der Nähe
qualmte ein Fabrikschlot giftiges Gelb.
Das muntere Paar mußte suchen,
bis es Baders Adresse fand: ein schmales Haus. Neben dem Eingang stand eine
Mülltonne. Zwei ausgetretene Steinstufen führten zur Tür. Hinter den Fenstern —
je zwei im Parterre und im Obergeschoß — hingen vergilbte Gardinen. Das Gebäude
ließ die Vermutung zu, es gäbe dort weder elektrisches Licht noch fließend
Wasser — geschweige denn ein Bad.
Nicht jeder hat’s so gut wie
Tom und ich, dachte Locke beschämt. Um so erstaunlicher, wie Bader sich in der
Schule macht.
Tom klingelte. Niemand öffnete.
Aus dem Nachbarhaus, das auch
nicht besser war, trat eine dicke Frau, gehüllt in ein Kittelkleid voller
Flecke.
„Baders sind nicht zu Hause.“
„Wir
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