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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Waldrand, etwa zwölf Meter von der Blitzbuche entfernt. Daß
Tschilke und Urban sich dort treffen wollten, wußten wir. Morgens auf dem
Schulhof hatten wir belauscht, wie sich die beiden verabredeten und...“
    „Ist ja völlig unmöglich!“
schrie Danny dazwischen. „Ihr standet viel zu weit entfernt!“
    Tom grinste. „Aber ich kann von
den Lippen lesen — wie ein Taubstummer. Das habe ich gelernt. Und daß ich mich
nicht verlesen habe, beweist ja, was dann nachmittags geschah. Locke, erzähl
du!“
    Knapp gefaßt, schnurrte sie den
Bericht herunter.
    Dannys Kiefer begann zu
zittern.
    „Ist alles gelogen“, ächzte er
schließlich. „Die wollen mir was anhängen und...“
    Das Telefon schrillte. Der Alte
nahm ab und meldete sich. Mürrisch reichte er Lambert den Hörer. „Für Sie!“
    Der Kommissar lauschte, sagte,
es sei in Ordnung, und legte auf.
    „Weiteres Leugnen, Daniel
Tschilke, ist sinnlos. Werner Urban hat soeben zugegeben, daß er von Ihnen
Heroin erhielt. Was Nina Rehm und Engelbert Conradi aussagen, wurde von ihm in
allen Einzelheiten bestätigt. Außerdem laufe am Goethe-Gymnasium das Gerücht
um, man könne bei Ihnen Rauschgift beziehen. Ich frage Sie deshalb: Wer
beliefert Sie?“
    Dannys Gesicht zuckte, als
werde die Haut mit Nadeln gestochen. Hilflos sah er seinen Vater an. Der
starrte auf seine Fäuste.
    Durch die Zähne preßte er:
„Siehst du, Danny, so kommt’s. Ein einziges Mal machst du eine Dummheit — nur
weil dir dieser Urban leid tut — und schon bist du dran.“
    „Ja, Vater.“ Danny wirkte erleichtert.
Fast hätte er gelächelt. Hatte ihm doch sein abgefeimter Papa soeben gezeigt,
wie er sich verteidigen sollte.
    An Lambert gewandt, sagte
Danny: „Ein einziges Mal habe ich Rauschgift vermittelt. Nur diesem Urban.
Sonst nie. Wer mich beliefert? Niemand. Das bißchen habe ich von einem Kerl
gekauft, der betrunken im Bahnhof rumhing. Vor zwei Wochen war das. Wollte zehn
Mark von mir. Weil ich Mitleid hatte, gab ich ihm das Geld. Er steckte mir
einen Briefumschlag zu — mit so komischem Zeug. Daß es Rauschgift ist, erfuhr
ich erst, als ich es meinem Vater zeigte. Der weiß, wie das aussieht. Zwar habe
ich in der Schule überall rumerzählt, daß ich deale. Aber das ist reine Angabe.
Ich bin doch nicht bescheuert. Dann kam Urban. Naja, und da dachte ich: Gibst ihm
das Zeug. Machst ein Geschäft. Jetzt tut es mir leid.“
    „Mir kommen die Tränen“, sagte
Lambert. „Wie kann ein Unschuldsengel wie Sie nur in solchen Verdacht geraten?
Vermutlich wäre es Ihnen auch nicht im Traum eingefallen, zu Claus Bader diese
Schlägertypen zu schicken.“
    „Nicht im Traum.“
    „Aber die Schläger berufen sich
auf Sie!“
    „Wieso? Sind sie gefaßt
worden?“
    „Noch nicht. Festnehmen werden
wir sie erst, wenn Sie uns die Namen genannt haben.“
    „Ich kenne keine Schläger, und
ich habe niemanden zu Claus Bader geschickt.“
    Lambert zog einen Zettel aus
der Tasche. „Als Claus Bader überfallen wurde, war er gerade dabei, einen
Deutschvortrag auf Band zu sprechen. Das Tonbandgerät lief weiter während des
Überfalls, unbemerkt von den Schlägern. Was die beiden sagten, lese ich Ihnen
vor: Schönen Gruß von Danny Tschilke! Wir sind seine ...“
    Der Kommissar wiederholte den
gesamten Wortlaut.
    Locke beobachtete den
Beschuldigten und seinen Vater. Dannys Gesicht schien einzusinken. Die
Zuversicht, die ihn eben noch beflügelt hatte, war wie weggeblasen. Aber der
Alte gab nicht auf.
    „Danny“, sagte er zu seinem
Sohn, „du scheinst Feinde zu haben. Hinterhältige Feinde, von denen du nichts
ahnst. Sie wollen dir was einbrocken. Sie müssen gewußt haben, daß dieser Claus
Bader dich erpressen will. Also schicken sie ihm Schläger. Logisch, daß der
Verdacht dann auf dich fällt. Dafür sorgen schon...“
    Er sprach nicht aus, wen er
meinte. Aber ein tückischer Blick aus seinen Glotzaugen richtete sich auf Locke
und Tom.
    „Doch es kommt noch besser“,
fuhr er fort. „Zufällig läuft ein Tonbandgerät. Natürlich bemerken das die
Schläger. Deshalb posaunen sie sofort deinen Namen aus, Danny. Und reden von
Fotos und Negativen. Damit du auch richtig belastet wirst, Danny. Das ist so
leicht zu durchschauen. Aber die Polizei fällt darauf rein.“
    „Sie sollten Märchentante
werden“, sagte der Kommissar. „Wir durchsuchen jetzt. Vielleicht finden wir die
Fotos, die Negative oder Rauschgift. Bin gespannt, was Sie uns dann erzählen.“
    Er winkte den Polizisten.

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