Hundejäger töten leise
hinter dem Neptun-Schwimmbad abgestellt war, aufgebrochen
wurde. Und...“
Sie wandte sich um. „Herr
Lambert, das wird auch Sie interessieren. Denn aus dem Wagen wurden drei
Schäferhundwelpen gestohlen. Zwei Rüden und eine Hündin. Alle fünfeinhalb
Monate alt, alle schwarz, alle mit einem hellen, T-förmigen Abzeichen auf der
Brust. Ich behaupte: Hier sind sie.“
Der Kommissar trat näher.
„Donnerwetter! Du kannst recht haben. Ich habe es auch gelesen. Ja, die
Beschreibung trifft zu.“
Alle sahen Danny Tschilke an.
Der öffnete den Mund, als erwarte er ein Stück Konfekt. Dann schloß er ihn
wieder. Seine Augen wurden trüb.
Gleich macht er schlapp, der
Mistkerl! dachte Locke. Himmel, dann hat sich’s ja doch gelohnt. Befreien
können wir hier zwar nichts, weil keine Tiere mehr da sind. Aber wenigstens die
drei tapsigen Welpen entgehen ihrem Schicksal.
„Nun, Herr Tschilke!“ forderte
Lambert in scharfem Ton.
„Das kann ich erklären“,
ertönte die Stimme des Alten.
Er stand beim Eingang, war also
unbemerkt nachgekommen und im richtigen Moment zur Stelle, um seinem Goldsohn
beizustehen. Der hätte sicherlich nicht die Nerven gehabt, sich abermals
rauszulügen. Aber der Alte war abgebrüht wie ein Gewohnheitsverbrecher, dem die
Schamröte ins Gesicht stiege, hätte man ihn bei einer Ehrlichkeit ertappt.
„Die drei Köter haben wir einem
Landstreicher abgekauft“, behauptet er, während er seine massige Gestalt
näherschob. „Ist noch keine zwei Stunden her. War ein ziemlich abgeluderter
Kerl. Aber daß der einen Geländewagen aufbricht und... Nee, also wirklich! So
sah der nicht aus. Hätte ich nie vermutet. War so ein kleiner Schmächtiger mit
‘nem ängstlichen Mausgesicht.“
„Jaja“, echote Danny. „Ich habe
ihn gesehen: ein ängstlicher Kleiner mit einem schmächtigen Mausgesicht. Hast
du ihm viel bezahlt, Vater?“
„Nicht viel. Aber immer noch
zuviel. Denn wenn die Köter wirklich gestohlen sind, ist jede Mark verloren.
Daß dieser Landstreicher gefunden wird, daran glaube ich nicht.“
„Darin stimme ich mit ihnen
überein“, nickte Lambert. „Ich wette sogar, daß die kleine Maus mit dem
schmächtigen Angstgesicht vom Erdboden verschwunden ist. Auf Nimmerwiedersehen.
In Luft hat er sich aufgelöst, der Kerl. Ihnen, Herr Tschilke, gilt mein
Mitgefühl. Es muß schrecklich sein, wenn einem selbst oder dem Herrn Sohn
soviel Böses widerfährt. Da wird ihm, dem Sohn, einfach so Rauschgift
geschenkt. Dann schicken böse Feinde Schläger zu Claus Bader, nur um Ihren Sohn
in Verdacht zu bringen. Und ein diebischer Landstreicher verkauft Ihnen
gestohlene Hunde. Was für ein schwarzer Tag für Sie, Tschilke.“
Die Ironie (versteckter
Spott) beeindruckte den Tierhändler wenig. Er nickte, als wären Lamberts
Worte bierernst.
„So geht’s eben manchmal. Aber
da muß man durch. Und dann kommen wieder bessere Zeiten.“
„Darauf würde ich mich nicht
verlassen — an Ihrer Stelle“, sagte Lambert kalt. „Betrachten Sie die drei
Hunde als sichergestellt. Der Besitzer wird benachrichtigt und dann herkommen,
um die Tiere zu identifizieren. In der anderen Angelegenheit hören Sie noch von
uns. Sollte sich herausstellen, daß Sie oder Ihr Sohn irgendwelche Handlanger
gedungen haben, Claus Bader zu überfallen — sollte sich das herausstellen,
haben Sie mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen. Guten Abend!“
Er ging zum Ausgang. Locke, Tom
und die Polizisten folgten ihm.
Als sie in die Wagen stiegen,
kamen Tschilke und Sohn langsam durchs Tor. Sie drückten die Brust heraus, als
wollten sie damit dokumentieren: Wir haben eine Schlacht geschlagen, und der
Sieg gehört uns.
„Wenn die könnten, wie sie
möchten, Locke, würden sie uns in der Luft zerreißen.“ Tom grinste.
„An solche Mißerfolge habe ich
mich gewöhnt“, sagte Lambert. „Wenn die Beweise fehlen, triumphieren die
Ganoven. Alle Indizien (Verdachtsgründe) sprechen zwar gegen sie, sind
aber nicht stark genug. Selbst wenn ich den Jungen verhaftet hätte — morgen
setzt sein Anwalt durch, daß er auf freien Fuß kommt. Und ich werde von meinem
Chef gerüffelt. Tut mir leid, daß ich euch so anschaulich vorführen muß, wie
das Unrecht die Oberhand behält.“
„Wir sehen das schon richtig“,
sagte Locke.
„Außerdem“, merkte Tom an, „ist
noch nicht aller Tage Abend.“
„Und in gewisser Weise, Herr
Lambert“, orakelte (rätselhaft reden) Locke, „haben Sie uns mehr
geholfen als Sie glauben.
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