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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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13. Caruso
und die Bratwurst
     
    Es dunkelte bereits, als Locke
und Tom beim Polizei-Präsidium auf ihre Roller stiegen. Sie hatten jetzt doch
zuhause angerufen, damit weder Gunter noch Helga sich Sorgen machten. Auch eine
Nachricht aus dem Krankenhaus lag vor. Claus Bader sei nicht mehr in
Lebensgefahr. Sein Zustand bessere sich. Allerdings sei er noch nicht
vernehmungsfähig. Bei dem Sturz habe er sich offenbar am Hinterkopf eine
schwere Verletzung zugezogen.
    Der Abend war lau. Sterne kamen
nicht hervor. Aber der Mond sah aus, als hätte er zu lange in der Sonne gelegen
und sich die Haut verbrannt. Außerdem war er so rund, daß man sich hätte fragen
können, warum er nicht rollt.
    Für Tom war es
selbstverständlich, daß er Locke nach Hause brachte.
    Sie fuhren durch leere Straßen.
Zwischen den Häusern staute sich die Hitze des Tages. Motten umkreisten
Laternen. Viele Fenster standen offen.
    Außerhalb der Innenstadt
konnten sie nebeneinander fahren, gemächlich — als müßten die letzten Tropfen
Benzin bis nach Hause reichen.
    „Mit unserer
Nacht-und-Nebel-Aktion bei Tschilke ist ja nun nichts“, stellte Tom fest. „Oder
wollen wir die Kälber befreien?“
    „Die sind für den Schlachthof
bestimmt. Ist auch ziemlich traurig. Aber da können wir nichts machen. Wir
können die Menschen nicht zwingen, vegetarisch (fleischlos) zu leben.“
    Tom atmete auf. Er hatte sich
gerade ausgemalt, wie ihm nachher eine Portion kalter Braten schmecken würde.
    „Die Aktion machen wir
trotzdem“, sagte Locke.
    „Aber“, Tom nahm noch mehr Gas
weg, „dabei kommt doch nichts raus. Tschilke ist jetzt gewarnt. Der weiß, daß
ihn die Polizei im Visier hat. Wir haben ihn erwischt mit drei gestohlenen
Hunden. Der wird sich hüten...“
    „Wer redet denn von Tschilke“,
unterbrach Locke. „Wir gehen dorthin, wo Hilfe am dringendsten nötig ist: nach Stepperheide,
in Mäuchlers Tierversuchsanstalt.“
    „Aha!“ Tom nickte und dachte:
Völlig klar! Warum ist mir das nicht eingefallen?
    Er fuhr links neben ihr, wandte
den Kopf und bewunderte — wie so oft — ihr Profil.
    Sie saß sehr aufrecht. Das
braune Haar wehte. Locken hin, Locken her — es war eine prächtige Mähne. Die
Krempe des Strohhuts, die im Fahrtwind flatterte, bog sich jetzt über ihr
reizvolles Gesicht. Soeben rutschte der Riemen ihrer Umhängetasche von der
Schulter. Locke griff danach und schob ihn zurück, eine alltägliche Geste, die
doch bei ihr voller Anmut war.

    „Morgen ist Samstag, Tom.
Morgen fahren wir nach Stepperheide und sehen uns um. Wann holst du mich ab?“
    „Wann du willst.“ Er grinste.
„Ich komme sogar vor dem Auf stehen.“
    „Lieber eine halbe Stunde
später. Ich mache morgen mein großes Yoga-Programm.“
    Sie einigten sich auf neun Uhr.
    Das Viertel war still. In
Lockes Straße brannten nur zwei Laternen. Sie hielten vor dem Haus. Tom lehnte
seinen Hirsch an den Zaun. Fürsorglich schob er Lockes Mofaroller in die
Garage, wo die übrigen Fahrzeuge der Familie Rehm sich bereits auf die Nacht
vorbereiteten.
    Vor der Garage war es dunkel.
Ein Glühwürmchen schwebte vorbei. Im Garten spielten die Grillen in großer
Besetzung. Blühende Sträucher verströmten starke Düfte. Aber Tom hatte keine
Ahnung, wie die Sträucher hießen.
    Er trat zu Locke. Sie roch noch
besser als die Blüten.
    „Eigentlich komisch“, sagte er.
„Seit ich dich kenne, brauche ich keinen Freund mehr. Ich meine, ich habe ja
Freunde. Aber lieber bin ich mit dir zusammen. Notfalls rund um die Uhr.“
    „Notfalls?“
    „Ich meine, ich hätte nichts
dagegen. Und das will was heißen. Im allgemeinen brauche ich nämlich meinen
Freiraum, wie man so sagt.“
    Sie lachte leise.
    Behutsam nahm er ihr den
Strohhut ab.
    „Das ist nicht deine Größe,
Tom.“
    „Ich weiß.“
    Er hängte den Hut an den Griff
des Garagentors, dann zog er Locke an sich und legte beide Arme um ihre
schlanke Gestalt. Einen Moment standen sie so. Er spürte ihre Wärme und dachte:
Wie schmal sie ist! Sein Mund strich über ihre Wange und berührte dann zart
ihre Lippen. Als sie einen Arm um seinen Nacken schlang, hämmerte ihm das Herz
bis in den Hals; er wagte kaum zu atmen.
    „Wahrscheinlich bis du eine
kleine Hexe“, murmelte er durch das knisternde Haar in ihr Ohr.
    „Wieso?“ flüsterte sie.
    „Mich hast du jedenfalls
verhext. Oder du bist eine Zauberin und hast mich verzaubert.“
    „Jetzt ist es raus. Du hast
mich durchschaut. Aber nicht weitersagen, daß

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