Hundert Namen: Roman (German Edition)
als Nächsten. Er erstarrte.
»Also, ich hab jemanden mitgebracht«, erklärte er. »Ich hoffe, es stört keinen. Ihr Name ist Regina.« Dann trat er zur Seite, und die verhuschte Frau aus dem Café kam hinter ihm zum Vorschein. »Ich hab ihr, na ja, ich hab ihr alles erzählt.«
Mit einem schüchternen Lächeln sah Regina erst ihn an und blickte dann nervös zu Kitty. Noch immer hatte sie einen etwas gehetzten Gesichtsausdruck, als hätte sie Angst, dass etwas Bestimmtes passierte – oder als wünschte sie es sich und hätte Angst, es würde nie so weit kommen.
»Herzlich willkommen, Regina«, sagte Kitty und drückte der Frau lächelnd die Hand, konnte ihr Erstaunen allerdings nicht ganz verbergen.
»Danke.« Regina errötete und sah wieder unsicher zu Archie.
»Setzt euch hin, wo ihr wollt«, sagte Kitty und deutete auf die vielen freien Sitze. Die beiden gingen ganz nach hinten, und Archie überließ Regina den Platz am Fenster.
Als Nächstes kamen Eugene und Ambrose an Bord. Kitty umarmte Eugene, hielt sich bei Ambrose aber wohlweislich zurück und machte auch kein Aufhebens um ihre Anwesenheit. Eugene trug zu Pulli und Hemd eine Fliege mit Schmetterlingsmuster und sah extrem zufrieden aus, aber Ambrose würdigte Kitty kaum eines Blickes, sondern stieg wortlos ein und ging sofort nach hinten. Dort gab es eine Reihe mit fünf Sitzen vor zwei kleinen Tischen und zwei Sitze ohne Tisch auf der anderen Seite. Wie nicht anders zu erwarten, nahm Ambrose einen der beiden isolierten Plätze.
Hinter Eugene stiegen Mary-Rose und Sam zu.
»Hoffentlich ist es okay, dass sie mich mitbringt«, sagte Sam.
»Ich hab es nicht anders erwartet«, scherzte Kitty, und ihr fiel auf, dass Mary-Rose rot wurde. Nachdem sie Kitty umarmt hatten, gingen die beiden ebenfalls nach hinten, Sam stellte sich vor, begrüßte alle, und sofort hob sich die Stimmung beträchtlich.
Die Nächsten waren Jedrek und Achar, die zu Kittys Freude und zum Vergnügen der ganzen O’Connell Street ihr Tretboot dabeihatten. Sam, Jedrek, Achar und Steve schleppten es zum Kofferraum, und zum Glück ließ sich die Tür schließen, nachdem sie es mit einiger Mühe seitlich verstaut hatten.
»Was machst du denn hier, Steve?«, fragte Kitty, als sie den anderen in den Bus folgten. »Wo ist Katja?«
»Sie konnte nicht mitkommen, deshalb dachte ich, ich bin die nächsten zwei Tage dein Fotograf.«
»Steve, du hättest mir sagen sollen, dass sie es nicht schafft. Ich brauche einen richtigen Fotografen für die Zeitschrift.«
»Warte – bevor du mich weiter beleidigst, möchte ich dich daran erinnern, dass wir beide Fotojournalismus studiert haben. Ich weiß schon, was ich mache.«
»Das ist zehn Jahre her, und du warst scheiße.«
»Ich war überhaupt nicht scheiße. Ich war kreativ. Das ist ein großer Unterschied.«
»Na ja, aber sorg bitte dafür, dass wenigstens die Köpfe der Leute auf den Fotos zu sehen sind, ja?«
»Und wie wäre es stattdessen mit: Ich danke dir, Steve, dass du dir eigens einen Tag freinimmst und mir deine Hilfe anbietest. Das weiß ich wirklich zu schätzen«, schmollte er.
»Entschuldige. Danke«, erwiderte sie ehrlich und setzte sich hin. »Aber vermassel es bitte nicht.«
Er setzte sich neben sie in die erste Reihe und musterte die bunte Mischung von Leuten im Bus. »Das ist also alles deine harte Arbeit. Cool, Kitty, ich freue mich echt, dass du das machst.«
Darauf fiel ihr nichts zu sagen ein, also lächelte sie nur und bedankte sich. Auf einmal freute sie sich von Herzen, dass er mitkam. Es fühlte sich richtig an.
»Okay, aber mach schnell«, sagte Molly und schaute nervös in den Rückspiegel, als sie in der Nassau Street hielt. »Ich kann hier nicht lange stehen bleiben.«
»Was meinst du damit – mach schnell?«
»Du musst Edward holen, ich kann den Bus nicht verlassen.«
»Kannst du ihn nicht anrufen?«, fragte Kitty. »Mich kennt er doch nicht mal.«
»Sein Handy ist abgestellt«, erklärte Birdie entschuldigend. »Er sitzt in der Berkeley Library.«
Also rannten Kitty und Steve zusammen los, durch den Seiteneingang ins Trinity College, hinunter zur Berkeley Library und fragten dort nach Edward Fitzsimons.
»Den kann ich leider nicht stören. Er arbeitet mit einer Gruppe und hat ausdrücklich gesagt, dass er nicht unterbrochen werden will.«
Kitty seufzte und wandte sich ab. »Gehen wir«, sagte sie zu Steve. »Dann müssen wir Birdie eben sagen, dass er beschäftigt ist.«
»Und der alten Frau
Weitere Kostenlose Bücher