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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ich überlasse es Ihnen, sie zu überzeugen. Ich habe das Gefühl, dass sie auf das hört, was Sie ihr sagen«, erklärte sie, zwinkerte ihm zu und verließ das Museum.

    Das Ashford Night College lag am Parnell Square, einem großen georgianischen Platz, neben dem Irish Writer’s Centre, gegenüber vom Garden of Remembrance und anderen wichtigen Örtlichkeiten wie dem Gate Theatre und dem Rotunda Maternity Hospital. Das private College hatte Klassenzimmer auf vier Stockwerken, in denen von Kochausbildung bis zu technischen Studiengängen alle möglichen Fächer angeboten wurden, Innendesign, BWL, Marketing und Medienwissenschaft. Zum Medienkurs gehörte auch eine Unterrichtseinheit über TV-Präsentation, in der die Studenten lernten, langsam und deutlich zu sprechen, beim Sprechen in die Kamera zu blicken, unbewusste nervöse Angewohnheiten und Ticks abzulegen und sich an die exponierte Situation und auch an die eigene Stimme zu gewöhnen. Kitty hatte den Kurs vor fünf Jahren absolviert, und jetzt bewarb sie sich also auf eine Dozentenstelle. Ihr war bewusst, dass sie über keinerlei Lehrqualifikation verfügte, aber sie hatte in der praktischen Arbeit eine Menge Erfahrung gesammelt und war nicht nur gern bereit, ihr Wissen weiterzuvermitteln, sondern brauchte auch schlicht das Geld. Das Honorar für die erforderlichen zweieinhalb Stunden pro Woche würde ihr in ihrer derzeitigen Situation enorm weiterhelfen.
    Dann saß sie Daniel Meara gegenüber, dem Leiter der Einrichtung, einem früheren Schuldirektor, der das Privat-College eröffnet hatte, an dem berufsbegleitend und in Abendkursen unterrichtet wurde. Er verdiente Geld damit, Leute für Arbeitsfelder zu qualifizieren, in denen es zum Teil gar keine Jobangebote mehr gab.
    »Katherine«, begann er, blickte auf Kittys Lebenslauf, der vor ihr auf dem Tisch lag, und lächelnd wieder zu ihr auf. Es war ein unangenehmes Lächeln, bei dem Kitty sich sofort fragte, warum sie überhaupt hergekommen war. Wenn sie nicht an sich glaubte, wie um alles in der Welt würde sie dann diesen Mann überzeugen können, dass sie für den Job geeignet war? Sie versuchte ihre Kräfte zu sammeln.
    »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind. Folgendes«, fuhr Meara fort und legte die Handflächen auf den Tisch. Seine Finger waren verschwitzt und machten jedes Mal, wenn er sie vom Tisch hob – das geschah, wenn er ein Wort besonders hervorheben wollte, was häufig vorkam –, ein schmatzendes Geräusch. »Sie sind also eine ehemalige Studentin, das wissen wir sehr zu schätzen. Deshalb habe ich Triona auch gesagt, sie soll unbedingt dafür sorgen, dass ich Sie persönlich sehen kann.« Er hob die Finger, und wieder ertönte das schmatzende Geräusch. »Und Sie haben weiter auf dem Gebiet gearbeitet, das Sie studiert haben. Wir nehmen das mit Bewunderung und Stolz zur Kenntnis.« Er räusperte sich. »Doch in der gegenwärtigen Situation, Ihrer gegenwärtigen Situation, um genau zu sein …« Das waren die einzigen Worte, die Kitty zu hören brauchte, der Rest ging ihr zum einen Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus. Abgesehen von einem einzigen bemerkenswerten Satz: »Die Studenten untersuchen Ihren Fall im Medienrecht, und wir denken, das wäre ein Interessenkonflikt und für Sie sicher sehr unangenehm …«
    Hätte man ihr das nicht am Telefon sagen können? So hatte sie eine Menge Zeit damit verschwendet, sich zurechtzumachen, ihre Füße in Schuhe zu quetschen, die die Durchblutung abschnitten, und war obendrein auch noch herablassend angelächelt worden. Ein Anruf wäre ihr wesentlich lieber gewesen. Dann hätte sie auch nicht durch den strömenden Regen nach Hause radeln müssen, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Obwohl sie eigentlich dankbar dafür war, dass die von Sally vorhergesagten sintflutartigen Wassermassen plötzlich auf sie niederprasselten, als sie durch die trübselige dunkle Nacht fuhr.

Kapitel 25
    In der Nacht vor Birdies Ausflug konnte Kitty nicht schlafen, ja, nicht einmal die Augen schließen. Die Demütigung beim Bewerbungsgespräch hatte sie in ihren Gedanken ganz nach hinten geschoben, um sich später, wenn sie wieder Kapazitäten dafür frei hatte, damit auseinanderzusetzen, denn momentan konzentrierte sie sich ausschließlich auf ihre Geschichte, die damit verbundenen Menschen und diesen Ausflug. Sie war nervös, die Aufregung rumorte in ihrem Magen, gefolgt von den allzu vertrauten negativen Gedanken. Was, wenn es ein Fehler gewesen

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