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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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sie sich änderten, musste man abbrechen, man verlor ein paar Minuten, weil ein anderer Beitrag rascher vorangetrieben werden musste, Interviews wurden kurzfristig ab- oder zugesagt, und die freie Zeit wurde aus dem Stegreif mit etwas anderem gefüllt – manchmal hatte Kitty das Gefühl, dass sie sich selbst auf- und zudrehte wie einen Wasserhahn. Für Kreativität blieb wenig Raum, das meiste wurde mechanisch erledigt, und sie war zwar ständig auf Trab, aber nie wirklich bei sich. Sechs Monate lang hatte Kitty keinen originellen, eigenen Gedanken gehabt, und in der Woche, die sie brauchte, um das herauszufinden, hatte es sie so erschüttert, dass ihr überhaupt nichts mehr einfiel, auch wenn sie es versuchte. Jetzt ergab das letzte Gespräch, das sie mit Constance im Krankenhaus geführt hatte, auf einmal einen Sinn. Vielleicht hatte Constance gar nicht von ihrer Reportage in Thirty Minutes gesprochen, als sie ihr eingeschärft hatte, lieber Geschichten zu schreiben, die sie selbst interessierten, und nicht solche, von denen ihr jemand eingeredet hatte, sie wären interessant. Vielleicht hatte sie auch ihre Artikel für Etcetera damit gemeint. Auf einmal war sich Kitty sogar ganz sicher.
    Langsam wanderte Kitty zum Konferenzraum neben Constances Büro. Nach allem, was sie in letzter Zeit erlebt hatte, fühlte sie sich sehr verletzlich und ohne den Rückhalt von Bob und Constance auch schrecklich allein. Obwohl es schon viele monatliche Brainstorming-Sitzungen ohne Constance gegeben hatte, war es immer möglich gewesen, dass sie eine Entscheidung ablehnte, und so war das heutige Meeting, bei dem Pete die Leitung hatte und Bob noch nicht wieder anwesend war, der Beginn einer neuen Ära. Zaghaft öffnete Kitty die Tür, und alle Kollegen in dem gutgefüllten Raum blickten auf.
    »Hi.«
    »Kitty!«, rief Pete überrascht, wenn auch offensichtlich nicht sehr erfreut. »Wir haben dich diese Woche noch gar nicht erwartet. Bob meinte, er hätte dir freigegeben.« In Kittys Ohren klang es, als hätte er sie auch lieber nicht gesehen, aber vielleicht wurde sie ja allmählich auch ein bisschen paranoid.
    »Ja, das hat er«, erklärte Kitty. Da alle Stühle besetzt waren, stellte sie sich ganz nach hinten. »Aber ich wusste nicht, wo ich sonst hingehen soll.« Ein paar Kollegen sahen sie traurig und mitfühlend an.
    »Okay. Hm. Also, wir haben gerade über die Ausgabe von nächstem Monat gesprochen, die ein Tribut an Constance werden soll.«
    »Das ist eine schöne Idee«, antwortete Kitty mit Tränen in den Augen.
    »Also«, sagte Pete noch einmal und klatschte so laut in die Hände, dass Kitty zusammenzuckte. »Ideen! Ich schlage acht bis zehn Seiten Überblick über Constances Lebensreise vor, Artikel, die sie im Lauf ihrer Karriere für Etcetera und andere Publikationen geschrieben hat. Ein Rückblick auf ihre großartigsten Dossiers, auf die Autoren, die sie entdeckt hat. Gut wäre zum Beispiel ein Interview mit Tom Sullivan, wie sie ihm geholfen hat, seine Stimme zu finden und weiterzuentwickeln. Dara, ich möchte, dass du das Interview mit Tom machst, ich hab bei der Beerdigung mit ihm gesprochen, und er hat schon zugesagt, Niamh, nimm du dir die anderen Autoren vor, die von Constance entdeckt worden sind, wie es für sie gelaufen ist, was sie geschrieben haben und so weiter.«
    Dara und Niamh nickten und machten sich eifrig Notizen.
    Pete verteilte die anderen Artikel in der Runde, aber Kitty wurde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. Constance würde diese Ausgabe hassen, nicht nur, weil sich alles um ihre Person drehte, sondern weil altes Material aufgewärmt wurde. Kitty sah zu den anderen, aber alle waren hochkonzentriert und kritzelten Petes Anweisungen auf ihre Notizblöcke. Und genauso fühlte es sich an: Pete gab Anweisungen, nicht einfühlsam oder inspirierend, nicht so, als wollte er die anderen am Tisch auf eigene, weiterführende Ideen bringen. Keine Fragen zu persönlichen Erlebnissen oder nach Erinnerungen an eine Frau, die sie doch alle zutiefst respektierten, sondern lediglich Informationen zu dem, was Pete für gut befunden hatte. Natürlich sah Kitty ein, dass es schwierig für ihn war, das alles zu organisieren, und sie selbst hatte ja auch keine eigenen Ideen anzubieten, ihr Kopf war leer. Also hielt sie den Mund.
    »Okay, das wäre geregelt, dann können wir jetzt den Rest der Ausgabe besprechen. Paul, wie kommst du mit dem Bericht über China in Südafrika vorwärts?«
    Sie

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