Hundert Namen: Roman (German Edition)
George fort.
»Ah, ja.« Evas Augen leuchteten. »Sie arbeitet gegenüber bei PricewaterhouseCoopers.«
»Haben Sie gehört, dass sie im Januar befördert worden ist?«
»Ja, das habe ich, und ich freue mich sehr für Elizabeth.«
»Ihrem Chef muss das Geschenk ja sehr gut gefallen haben, das Sie für ihn ausgesucht haben.«
Sofort machte Eva dicht, Kitty konnte die Verwandlung direkt sehen, wie eine Raupe, die sich in ihren Kokon zurückzog. Offensichtlich spürte auch George die Veränderung.
»Ich glaube, sie hat es verdient. Allem Anschein nach arbeitet sie sehr hart«, erwiderte Eva nur.
»Ich glaube, Ihr Geschenk hat jedenfalls geholfen«, lachte George.
Kitty war überrascht. Eigentlich war er klug genug, das Thema nicht weiter zu vertiefen, aber er konnte es nicht lassen, er wollte unbedingt wissen, was für ein Geschenk es gewesen war, und das merkte man ihm deutlich an.
Aber Eva lächelte nur.
»Was war es?«, fragte er schließlich ganz direkt und sah Kitty an. »Ich wette, Sie wollen es auch wissen.«
Kitty hielt abwehrend die Hände in die Höhe. »Ich bin hier nur Beobachterin.«
Ein Geschenk, das zu einer Beförderung führte? Natürlich wollte sie wissen, was es gewesen war und wo sie es kaufen konnte! Als Nigel im gleichen Moment ihre Kaffeetasse vor sie auf den Tisch stellte, meinte sie, ein leises Schnauben von ihm zu hören – aber womöglich bildete sie es sich auch nur ein.
Nigel schaltete sich wieder ins Gespräch ein. »Mr Webb hat Sie heute hierhergebeten, um sein bevorstehendes Familientreffen zu besprechen. Es wird eine große Sache, jede Menge Leute, die sich lange nicht mehr gesehen haben, also für alle sehr aufregend«, erklärte Nigel so trocken, dass Eva, Kitty und George ein Lachen nicht unterdrücken konnten. »Außerdem heiratet seine Schwester, sein Großvater wird achtzig, und sie haben beschlossen, das alles am gleichen Tag zu feiern. Kurz gesagt – Mr Webb braucht Ihre Hilfe.«
»Danke, Nigel«, sagte George, und Nigel verließ den Raum. George blickte auf die Uhr und machte ein besorgtes Gesicht.
Kitty ahnte, dass die Zeit für das Meeting abgelaufen war. Nigel hatte seine Pflicht getan, George hatte sich für ein kurzes Treffen mit Eva zur Verfügung gestellt, und jetzt war Schluss. Schnell trank sie ihren Kaffee aus.
George sah Eva an. »Was meinen Sie dazu?«
»Entschuldigung – was meine ich wozu?«
»Ob Sie den Auftrag annehmen.«
»Wo wohnt denn Ihre Familie?«
»In Cork«, antwortete George etwas verwirrt.
»Wann soll die Feier stattfinden?«
»Das ist es ja gerade. Ich war nicht sonderlich gut organisiert. Das Fest soll nächste Woche sein, am Freitag. Aber Nigel kann Ihnen alle notwendigen Details zur Verfügung stellen – oder ich.« Gespannt sah er sie an. Kitty hatte den Verdacht, dass er schon längst den Raum verlassen hätte, wenn Eva auch nur ein bisschen weniger hübsch gewesen wäre.
»Das ist wirklich sehr kurzfristig. Normalerweise nehme ich mir schon ein paar Wochen Zeit.«
»Wochen?« Georges Erstaunen entsprach genau Kittys Gefühlen.
»Wie viele Geschenke sollen es denn werden?«
»Oh, warten Sie, Nigel hat die Einzelheiten irgendwo aufgeschrieben, aber … eins für meinen Großvater zum Geburtstag und eins für meine Schwester und ihren zukünftigen Ehemann.« Er konzentrierte sich auf eine unsichtbare Fluse an seinem Hosenbein, zupfte daran herum und schnippte sie schließlich auf den Boden, um sich der nächsten zu widmen. »Oh, und dann brauche ich noch eines für eine andere Person.«
Kitty war ehrlich enttäuscht. Seit er hereingekommen war, hatte George nur Augen für Eva gehabt – und das garantiert nicht nur aus geschäftlichen Gründen. Sie musste sich auf die Zunge beißen, um nichts dazu zu sagen. Es war so offensichtlich, wer diese andere Person war. Die ganze Zeit hatte George sich so charmant verhalten, und obwohl Eva ein Profi war und nicht viele Worte machte, hatte sie definitiv auf ihn reagiert. Der mühelose Kontakt zwischen ihnen machte die Situation umso unangenehmer.
»Für Ihre Freundin?«, fragte Eva nüchtern.
»Ja.« Er räusperte sich. »Zum Einjährigen«, murmelte er so leise, dass man ihn kaum hören konnte.
Wohl eher zum Letztjährigen, verbesserte Kitty im Stillen.
»Ein Jahrestag also«, konstatierte Eva und machte sich eine Notiz. »Lassen Sie mich kurz erläutern, wie ich arbeite, Mr Webb …«
»Bitte nennen Sie mich George.«
»George«, lächelte sie. Der Kontakt war
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