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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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trinken?«
    Kitty überlegte. Eva war sehr nett, und es machte bestimmt Spaß, sich mit ihr über ihren Job zu unterhalten, aber Kitty war nicht sicher, ob sie das weiterbringen würde – es sei denn, Constances Geschichte bezog sich auf Evas Privatleben. Bisher hatte Kittys journalistischer Scharfblick an Eva nichts Dramatisches oder offensichtlich Interessantes feststellen können, und wieder einmal konnte sie Constances Absicht nicht erraten. War es besser, mit den anderen achtundneunzig Leuten auf der Liste fortzufahren, vielleicht mit jemandem, der auf den ersten Blick spannender wirkte, oder ein paar Stunden mit Eva zu verbringen und sie nach ihrem Leben zu fragen? Eva war eine sehr angenehme Person, aber Kitty stand unter Stress, sie musste vorankommen.
    »Ich möchte nicht noch mehr von Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen«, antwortete Kitty schließlich mit einem freundlichen Lächeln und einem immens schlechten Gewissen, als sie Evas enttäuschtes Gesicht sah. »Aber bevor ich mich auf den Weg mache, hätte ich noch eine Frage.«
    »Aber klar, gern.« Evas Miene hellte sich wieder etwas auf.
    »Ich würde gern erfahren, ob Sie sich noch an das erste Geschenk erinnern, das Ihnen wirklich etwas bedeutet und das womöglich irgendetwas in Ihnen in Bewegung gebracht hat. Zum Beispiel den Wunsch, anderen Menschen ein perfektes Geschenk zu machen. Ein Geschenk, das vielleicht für Sie der Grund war, warum Sie sich diesen … diesen Beruf ausgesucht haben.«
    Im ersten Moment sah Eva traurig aus, aber dann setzte sie ein Lächeln auf, und sofort war die Maske wieder da. »Ja«, antwortete sie munter. »Es war ein My Little Pony mit Stall. Von meiner Großmutter. Ich hab mich wahnsinnig darüber gefreut und jeden Tag damit gespielt.«
    »Wirklich?«, fragte Kitty, überrascht und fast ein bisschen enttäuscht.
    »Ja«, bekräftigte Eva, und die Maske verrutschte keinen Millimeter. »Warum?«
    »Ich dachte nur, es wäre wahrscheinlich etwas … etwas mit mehr Bedeutung. Oder …« Sie sah Eva an, aber ihr Gesicht war leer.
    »Nein. Dieses Pony habe ich abgöttisch geliebt«, beteuerte sie mit einem angespannten Lächeln.

    Eva sah zu, wie Kitty Logan davonradelte, und verfluchte sich innerlich. Ihr war klar, dass sie gerade fallengelassen worden war wie eine heiße Kartoffel, denn das war ihr schon oft genug passiert. Gaby würde ihr nie verzeihen, dass sie sich diese Gelegenheit hatte entgehen lassen, endlich einmal so über ihre Arbeit zu sprechen, wie sie es sich wünschte. Aber sie konnte Kitty nicht geben, was sie wollte. Denn Kitty wollte mehr, sie wollte einen Blick in Evas Kopf erhaschen, schlimmer noch, in ihr Herz. Genau das war es, was Eva mit anderen Leuten machte, aber es war ihr äußerst unbehaglich, wenn jemand bei ihr diese Stelle berühren wollte, diese Stelle, die sie selbst kaum jemals anzutasten wagte.
    Ihr Handy klingelte, sie seufzte und nahm das Gespräch an. »Hi, Mum.«
    »Eva, kannst du mich holen?« Ihre Mutter klang weinerlich und schwach, und Evas Herz wurde schwer.
    »Was ist passiert?«, fragte sie mit angstvoller Ahnung in der Stimme.
    »Nur mein Handgelenk. Ich dachte, es ist bloß verstaucht, aber dann hat es die ganze Nacht so weh getan, dass ich nicht schlafen konnte, und da hab ich es doch lieber untersuchen lassen. Anscheinend ist es gebrochen.«
    »Wo bist du denn jetzt?«
    »In der Klinik.«
    »Und wo ist Dad?«
    Schweigen. Dann leise: »Ich weiß es nicht, ich hab ihn heute nicht gesehen. Bessie hat mich ins Krankenhaus gebracht, aber dann musste sie zu Clare, die hat gerade ein Baby bekommen und braucht Hilfe mit den Jungs. Deshalb kann ich sie auch nicht fragen, ob sie mich abholt.«
    Auf einmal spürte Eva Wut in sich aufsteigen. Heiße, hoffnungslose Wut, mit der sie hier auf den Quays von Dublin nichts anfangen konnte. Und diese Wut würde garantiert weiter in ihr kochen, den ganzen Rückweg im Zug nach Galway, bis sie erschöpft und ausgelaugt am Bahnhof ankam.
    »Ich bin in Dublin«, sagte sie. »Ich komme erst heute Abend wieder nach Hause.«
    »Das macht nichts, ich kann warten.«
    »Warum nimmst du dir nicht ein Taxi?«
    »Nein. Nein danke, ich warte lieber auf dich.«
    Natürlich hatte Eva genau gewusst, dass ihre Mutter das sagen würde, sie wollte nie, dass jemand sie so sah. Sie würde im Haus bleiben, bis alles wieder einigermaßen verheilt war, wie immer.
    »Aber bis dahin sind es noch mehrere Stunden, Mum.«
    »Ich warte auf dich«, wiederholte ihre

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