Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
in die andere Richtung, aber wenn Sie möchten, kann ich Sie in Oldtown absetzen.«
    Kitty war bereit zu nehmen, was sie kriegen konnte.
    »Am Donnerstag hat Birdie Geburtstag«, sagte sie. »Ich hab gehört, wie die Familie sie zum Essen eingeladen hat.«
    »Ja, richtig.«
    »Sie sagt, sie will nicht hin.«
    Molly zuckte die Achseln, und ein kaum sichtbares Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    »Was ist?«
    »Nichts.«
    »Irgendwas, das ich wissen sollte?«
    »Nein.«
    Aber Kitty glaubte ihr nicht. »Sie wird fünfundachtzig. Fünfundachtzig. Das sollte sie doch feiern. Können Sie vielleicht hier irgendwas für sie organisieren?«
    »Normalerweise gibt es hier einen Kuchen. Einen Schokoladenkuchen mit Kerzen, der wird beim Essen reingetragen, und alle singen. Das ist nett. Geburtstage verstreichen nicht unbemerkt.«
    »Ich würde gern etwas für sie arrangieren.«
    Molly sah sie an. »Sie fangen an, Birdie richtig zu mögen, stimmt’s?«
    Kitty nickte.
    »Na ja, sie wird an dem Tag nicht hier sein«, sagte sie und griff nach ihrer Lederjacke. »Sie macht einen Ausflug.«
    In diesem Augenblick ging die Haustür auf, ein Schwung vergnügt plaudernder Heimbewohner strömte herein, und aus dem Bus, der draußen parkte, kamen noch mehr. Auf der Seite des Achtzehnsitzers stand in großen Buchstaben der Schriftzug ST. MARGARET’S .
    »Sie haben das Bowling-Match gewonnen«, erklärte Molly. »Alle zwei Wochen spielen sie gegen ein Team aus den umliegenden Heimen. Sie würden gar nicht glauben, wie ernst die alten Leutchen das nehmen. Ich habe total gern Fahrdienst, nur damit ich mir ihre Strategiediskussionen anhören kann – und weil ich als Kind immer Busfahrerin werden wollte. Aber ich komme nur ganz selten an die Reihe. Soll ich Sie denn jetzt mitnehmen?«
    Kitty nahm das Angebot dankend an, und als sie hinten auf Mollys Motorrad über die Straße sauste, die voller Schlaglöcher war und in das kleine Dorf Oldtown führte, war ihr sofort klar, warum man Molly nur ungern ans Steuer des Kleinbusses ließ.

    In Oldtown musste sie über eine Stunde auf den nächsten Bus warten. Aber das störte sie nicht – sie zog die Liste heraus, studierte sie und machte sich an die Arbeit.
    Magdalena Ludwiczak sprach so wenig Englisch, dass Kitty sich nicht vorstellen konnte, ein richtiges Gespräch mit ihr zu führen, also strich sie sie von der Liste. Nummer fünf, Bartle Faulkner, war die nächsten beiden Wochen noch in Urlaub, und sie hörte im Hintergrund die Wellen an den Strand plätschern. Auch er hatte nie etwas von Constance gehört, war aber gern bereit, sich in zwei Wochen mit Kitty zu treffen, was für ihren Artikel leider zu spät war. Eugene Cullen, der Stimme nach ein ziemlich alter Mann, erklärte ihr unmissverständlich, dass er nie wieder von ihr belästigt werden wollte, und für Patrick Quinn hinterließ sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Dann ging sie zum siebten Namen auf der Liste zurück.
    »Hallo?«, meldete sich eine flüsternde Stimme.
    »Spreche ich mit Mary-Rose Godfrey?«
    »Ja«, flüsterte die Stimme. »Aber ich bin bei der Arbeit, da darf ich nicht telefonieren.« Die Stimme klang wie ein etwa sechzehnjähriges Mädchen, aber am Telefon konnte Kitty das nie so genau beurteilen.
    »Okay«, flüsterte Kitty, bis ihr klarwurde, dass es für sie keinen Anlass gab, leise zu reden. Sie räusperte sich und fuhr in normaler Lautstärke fort: »Mein Name ist Kitty Logan. Ich bin Journalistin bei Etcetera . Hat sich meine Herausgeberin Constance Dubois vielleicht mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »Nein, tut mir leid«, flüsterte das Mädchen.
    Kitty seufzte und kam direkt zur Sache. »Können wir uns treffen?«
    »Ja, klar. Wann denn?«
    Überrascht richtete Kitty sich auf. »Heute Abend?«
    »Ja, cool. Ich bin um acht im Café en Seine. Passt Ihnen das?«
    »Wunderbar!« Kitty konnte ihr Glück gar nicht fassen.
    Mary-Rose legte auf, bevor sie weitere Einzelheiten besprechen konnten, beispielsweise irgendwelche Erkennungsmerkmale. Als der Bus kam, stieg Kitty mit neuem Schwung ein. Nicht einmal der Umstand, dass sie neben einem Mann saß, der in der Nase bohrte und das Ergebnis mit den Fingerspitzen zu einer Kugel rollte, konnte ihre Stimmung dämpfen. Sie holte ihr Handy heraus und überlegte sich, Richie eine SMS zu schicken. Als sie daran dachte, wie viel Spaß sie letzte Nacht gehabt hatten, fing sie unwillkürlich an zu grinsen und hielt sich dann schnell die Hand vors Gesicht, um

Weitere Kostenlose Bücher