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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Reden hatte, der ihn genau verstand, weil er in der gleichen Situation war, und so kamen Dinge zur Sprache, die er bisher in sich hineingefressen hatte. Bei einem Familienausflug zum Segelclub nach Malahide veranstalteten Achar und Jedrek ein Tretbootrennen mit ihren ältesten Söhnen und zogen dabei die Aufmerksamkeit von ein paar anderen Familien auf sich, die an diesem schönen Tag ebenfalls am Strand Erholung suchten. Zur großen Überraschung aller Beteiligten gewannen die eigentlich völlig unfitten Väter und besiegten obendrein nicht nur die beiden Männer, die sie daraufhin herausforderten, sondern auch alle anderen, die gegen sie anzutreten wagten. Dieser einfache, wunderschöne Tag gab Jedrek und Achar das Gefühl, etwas geleistet zu haben, etwas richtig gut zu können, ihre Familie stolz gemacht zu haben. Sie waren auf ein Talent gestoßen, beide hatten Zeit, beide waren motiviert, beide brauchten Anerkennung, und zwar von der Gesellschaft, nicht nur von ihren Ehefrauen. Ihr jetziger Rekordversuch bedeutete für sie weit mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mochte.
    Als Kitty ihr Telefongespräch schließlich beendete, sah sie gestresst aus – und Jedrek wusste genau, wie ein Mensch aussah, der mächtig unter Druck stand.
    »Alles klar?«, rief er.
    »Tut mir leid, dass ich Sie aufgehalten habe«, antwortete sie, die Stoppuhr in der Hand. »Jetzt bin ich bereit.«
    »Auf drei«, sagte Jedrek, und er und Achar gingen in Stellung. »Eins, zwei … drei«, zählte er, und dann begannen sie wie wild in die Pedale zu treten.
    Als sie an der hundert Meter entfernten Boje wendeten, sahen sie, dass Kitty jubelnd im Gras auf und ab hüpfte und triumphierend beide Daumen in die Höhe reckte.
    Jedrek und Achar lachten und klatschten einander begeistert ab.

    Als Kitty später im Bus saß, war sie immer noch so aufgeregt und fröhlich, dass sie am liebsten durch den Gang getanzt wäre. Aber stattdessen holte sie ihren Notizblock heraus und schrieb:

    Name Nummer vier: Jedrek Vysotski
    Titel der Geschichte: Die Rekord-Versuchung

Kapitel 20
    Schon vor der Tür des Zimmers im Mater Hospital konnte Kitty den Föhn hören, und als sie eintrat, fand sie Mary-Rose bei der Arbeit, über einen blonden Haarschopf gebeugt, der wild durch die Gegend wehte. Sie entdeckte Kitty sofort und stellte den Föhn ab.
    »Ah, meine Assistentin kommt gerade rechtzeitig!«
    Die Frau unter dem Wuschelkopf lugte mit großen braunen Augen, die in dem eingefallenen Gesicht riesig wirkten, zwischen den Strähnen hervor, die ihr ins Gesicht geweht waren. Ein Schwindelgefühl überkam Kitty. Sie lächelte und winkte, hätte sich aber sowohl dafür als auch dafür, dass ihr nichts zu sagen einfiel, gern gleich geohrfeigt. Ihr ging es wie den Leuten, die nicht wussten, was sie zu einem Kind sagen sollten – bei kranken Menschen fehlten ihr einfach die Worte, sie hatte keine Ahnung, worüber sie reden sollte, und ihr Kopf wiederholte immer nur: ›Die sind krank, die sind krank.‹
    »Das ist Diane, unsere hübsche Braut«, stellte Mary-Rose die Frau unter dem blonden Wuschelkopf vor.
    Herzlichen Glückwunsch? Konnte sie das sagen? War das passend? Diese Frau hier wollte heute heiraten, aber sie hatte auch nicht mehr lange zu leben, war es dann überhaupt okay, ihr zu gratulieren? Schließlich stieß Kitty ein lahmes »Aha« hervor und nickte.
    »Na ja, jetzt bin ich natürlich noch nicht hübsch«, meinte Diane bescheiden, »aber wenn Mary-Rose mit mir fertig ist, hoffentlich schon.«
    Kitty hatte immer noch kein sinnvolles Wort herausgebracht.
    »Kannst du mir bitte die Clips hier halten?«, fragte Mary-Rose und gab ihr den Behälter.
    Glücklich, dass sie etwas zu tun hatte, griff Kitty zu, stellte sich hinter Diane, damit sie sie nicht anschauen musste, und ging ganz in ihrer Aufgabe auf, Mary-Rose immer rechtzeitig neue Clips zu reichen, auch wenn sie noch zwei in der Hand und einen im Mund hatte und gerade einen auf Dianes Kopf befestigte.
    Mary-Rose dagegen plauderte ohne eine Spur von Unbehagen oder Verlegenheit, als wäre alles ganz normal, ein Tag wie jeder andere.
    »Haben Sie denn auch eine Brautjungfer?«, fragte sie, einen Clip zwischen den Zähnen.
    »Ja, meine Tochter Tanya. Sie müsste jeden Augenblick hier sein. Momentan ist sie auch beim Friseur. Sie ist sechzehn und vor Aufregung ganz aus dem Häuschen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, meinte Mary-Rose. »Schließlich heiratet ihre Mum! Ich bin ja selbst total

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