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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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leiden?«

    Schmerzlich erinnerte mich das an Diskussionen mit Celine. Sie hatte auch fast immer die besseren Argumente.

    »Natürlich nicht. Aber ich fürchte, unsere Ausbildung für Dr. Hassan wird weder der irakischen noch der kurdischen Bevölkerung zugute kommen. Er wird sich am Ende in einem Stadtpalast in Bagdad niederlassen, Zugang nur für die irakische Finanzelite – beziehungsweise gleich in Deutschland bleiben. Oder er hilft Saddam beim Bau von Biowaffen.«

    »Und das lernt er bei euch an der künstlichen Niere?«

    Beate hatte das letzte Wort behalten, also durfte sie selbst ihr Mittagsgeschirr abräumen. Manchmal bin ich ziemlich kleinlich.

Berlin office, progress report (ref. III-77-1414)
Subject: Dr. Felix Hoffmann
Quelle: Video-Überwachung und (geschwärzt)

    Dr. Felix Hoffmann betrat die Botschaft der Republik Irak in Berlin-Zehlendorf um 09:14 Uhr. Dort traf Dr. Hoffmann nach vertrauenswürdiger Quelle den stellvertretenden Botschafter der Republik Irak, Nasif Hamdai. Nasif Hamdai ist nach bestätigten Erkenntnissen Koordinator des irakischen Auslands-Geheimdienstes für Westeuropa. Der Inhalt des Gespräches konnte bisher nicht ermittelt werden. Dr. Felix Hoffmann verließ die Botschaft der Republik Irak um 09:46 Uhr, klar erkennbar mit dort erhaltenen Unterlagen unbekannten Inhalts.

    Bewertung

    Dr. Felix Hoffmann arbeitet, wie bisher nur vermutet werden konnte, mit dem irakischen Auslands-Geheimdienst zusammen. Damit konkretisieren sich auch die Verdachtsmomente gegen den von seiner Geliebten, der deutschen Staatsbürgerin Celine Bergkamp, in den Irak organisierten Transport, der offiziell als »humanitäre Hilfslieferung« deklariert wurde,

    Empfehlungen/Weiteres Vorgehen

    Einzelüberwachung von Dr. Felix Hoffmann beantragt. Eine Weitergabe der Erkenntnisse an deutsche Dienststellen wird NICHT empfohlen.

    Anlagen: Kopie der Videoüberwachung irakische Botschaft 09:12 Uhr bis 09:14 Uhr und 09:46 Uhr bis 09:47 Uhr.

    Handschriftliche Notiz: Einzelüberwachung des Dr. Felix Hoffmann wg. mangelnder Personalstärke zur Zeit nicht möglich.

Kapitel 7

    Am nächsten Vormittag mußte die Innere Abteilung schon wieder auf mich verzichten, der Herr Oberarzt Dr. Hoffmann folgte der Einladung des geschätzten Kollegen Dr. Zentis zur »Ersten Arbeitsbesprechung betreffs Neustrukturierung Katastrophenvorsorge« in die Senatsverwaltung für Inneres.

    Ich war rechtzeitig genug losgefahren, um, ohnehin einmal in der Stadt, beim Auswärtigen Amt vorbeizuschauen, denn Anrufe im Auswärtigen Amt sind ziemlich sinnlos.

    Erst einmal findet man die Telefonnummer nicht unter »Bundesministerien« (logisch, ist ja auch nicht das Außen-»Ministerium«, obgleich wir erstaunlicherweise einen Außenminister haben!), und hat man tatsächlich unter »Auswärtiges Amt« die Nummer 01888170 aufgespürt, verspricht dort eine automatische Ansage, daß der nächste freie Platz für den Anrufer reserviert sei, und unterhält ihn solange mit Westernmusik. Einige Minuten später bekommt man sogar ein Freizeichen – dem folgt eine stumme Pause, dann ein Besetztzeichen.

    Der Pförtner am Werderschen Markt 1 kannte mich inzwischen gut genug, um mich gleich beim Legationsrat Schmockwitz anzumelden.

    »Das tut mir leid mit Ihrer Freundin, Doktor!«

    Irgendwie glaubte ich dem Pförtner mehr als der gleichlautenden Aussage des Legationsrat Schmockwitz, dem ich wenig später in seinem schnieken Büro im dritten Stock gegenübersaß.

    »Vielen Dank für Ihr Beileid, Herr Schmockwitz. Mich interessiert, ob Ihre Nachforschungen im Irak neue Erkenntnisse an den Tag gebracht haben.«

    Bedauernd hob der Herr Legationsrat die Schultern.

    »Vielleicht erfahren wir in einigen Jahren, ob sich der Tod Ihrer Freundin wirklich so zugetragen hat, wie die Behörden im Irak behaupten.«

    »Niemals hat es sich so zugetragen. Wie oft soll ich Ihnen das noch erklären!«

    »Jedenfalls, im Moment kommen wir da sicher nicht weiter. Mit der Rückführung der Verstorbenen ist für die Bundesrepublik der Fall abgeschlossen, wenigstens vorläufig. So leid es mir tut.«

    »Wenn der Fall für die Bundesrepublik abgeschlossen ist, verstehe ich nicht, warum mich der Verfassungsschutz überfällt und in Frau Bergkamps Vergangenheit herumschnüffelt!«

    Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu. Hoffentlich würde ich Legationsrat Schmockwitz nicht doch einmal brauchen!

    Obrigkeitshörig, wie ich im Grunde meines bürgerlichen Herzens bin,

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