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Hundertundeine Nacht

Hundertundeine Nacht

Titel: Hundertundeine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Spielberg
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und ich eigentlich miteinander gehabt? Es hatte, lang ist es her, damals zwar ziemlich schnell gefunkt zwischen uns, richtig, aber die Welt war nicht stehengeblieben, keine himmlischen Chöre, keine Schalmaien. Waren wir vielleicht nur gute Freunde gewesen, die auch miteinander schliefen? Hatten wir uns einfach nur aneinander gewöhnt?

    »Das sicher auch, sonst hättet ihr nicht so lange zusammenbleiben können. Aber eines ist mal sicher: Celine hat dich geliebt.«

    Das hatte sie mir nie gesagt, genausowenig wie ich ihr. Und nun würden wir es uns nie mehr sagen können.

    »Was hat sie dir sonst noch so über uns erzählt?«

    »Was meinst du?«

    »Komm schon, Beate. Ihr Frauen redet doch über solche Sachen.«

    Beate kaute ihr Schweinemedaillon ruhig zu Ende und schaute mich dann von unten an.

    »Du meinst, ob du gut warst?«

    Hatte ich das gemeint? Jedenfalls war es eine interessante Frage.

    »War ich das?«

    Die Antwort kam mit unschuldigem Lächeln.

    »Guter Durchschnitt, habe ich gehört.«

    Selber schuld, ich hatte gefragt. Dann konnte ich auch gleich weitermachen.

    »Und wie gut konnte Celine vergleichen?«

    Beate legte das Besteck auf ihren jetzt leeren Teller und lehnte sich zurück.

    »Gibt es Nachtisch?«

    Nach den frischen Feigen mit grünem Pfeffer streifte Beate ihre Slipper ab und fläzte sich erschöpft auf meine Couch, während ich uns einen starken Espresso machte, letztendlich froh, daß meine Frage unbeantwortet geblieben war.

    Celine und ich hatten eine dieser offenen Beziehungen, der eine sollte den anderen nicht einengen. Aber allen ist klar, was mit einer offenen Beziehung geschieht, wenn einer der Partner die Option wirklich wahrgenommen hat.

    »Und du? Bist du Celine immer treu gewesen?«

    Auch ich zog meine Schuhe aus und setzte mich zu Beate auf die Couch.

    »Meinst du körperlich oder psychisch?«

    Beate bohrte mir ihre große Zehe in den Bauch.

    »Das ist Sophismus, Felix!«

    In diesem Moment klingelte es.

    Vor der Tür standen Celines Eltern.

    »Entschuldigung, wir wußten nicht, daß du Besuch hast.«

    Sie wollten nicht stören, mir nur den Schlüssel von Celines Wohnung geben. Ob ich da wohl ab und zu nach dem Rechten sehen könne.

    »Die Wohnung ... Ihr wollt die Wohnung nicht ... Kommt doch herein.«

    Demonstrativ versuchten sie, mir nicht über die Schulter zu schauen.

    »Danke, aber wir fliegen morgen früh zurück nach Hause. Einen schönen Abend noch, Felix.«

    Dann zogen sie ab, und ich fühlte mich schuldig.

    Wie gesagt, mein Verhältnis zu Celines Eltern war nicht besonders herzlich, aber jetzt taten sie mir leid: Sicher gab es auch zu Hause in Hamburg ein Zimmer, das weiter auf eine Celine wartete. Die aber würde weder dorthin noch in die Wohnung mir gegenüber, die ich nicht auflösen sollte, je wiederkehren. Die Stimmung, welche auch immer, war verflogen. Beate streifte ihre, Schuhe über, dankte für den Abend, gab mir einen Kuß auf die Wange und verschwand.

    »Wir sehen uns morgen in der Klinik.«

    Hatte ich mir den weiteren Verlauf des Abends anders vorgestellt? Ich dachte einfach nicht darüber nach, sondern überredete mich, es als Vorteil zu betrachten, morgen gut ausgeschlafen die Woche zu beginnen. Zumal für morgen »Nachtdienst« auf meinem Dienstplan stand.

Kapitel 9

    Das war einer der Nachteile unserer aktuellen Klinikstruktur: Ich durfte zwar bis auf Kleinwegs Chefarzt-Prozession am Donnerstag alle Funktionen eines Chefarztes der Inneren Abteilung wahrnehmen, nicht aber die Vorteile meiner De-facto-Position. Jedenfalls nicht den Vorteil, meine Abende und Nächte regelmäßig zu Hause zu verbringen, statt sie mir als Nachtdienst in der Klinik um die Ohren zu schlagen. Vorsorglich mißlaunig stampfte ich durch den Klinikmontag, zu Recht, wie sich in der folgenden Nacht herausstellte: Ich kam nicht eine Minute zum Schlafen.

    Dienstag nachmittag konnte ich mich trotzdem nicht früher nach Hause verdrücken, jeden ersten Dienstag im Monat fand die Budgetkonferenz der Abteilungen statt. Würde ich die schwänzen, würden uns die Kollegen der anderen Abteilungen in aller Freundschaft noch die letzte Kopfschmerztablette streichen.

    Gegen halb sechs hatte ich durchgesetzt, daß die Innere Medizin nicht wieder überproportional mehr einsparen mußte als die anderen Fachabteilungen und machte mich auf den Heimweg. Auf meinem Weg durch die Ambulanz drängelten sich dort für einen Dienstagabend auffällig viele Patienten. Gut so,

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